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Verkehrssicherheit Bowil: Tempo-30-Gegner lancieren Initiative

Im Dezember lehnte die Bowiler Stimmbevölkerung den Kredit von 195 000 Franken für die Umsetzung von Verkehrssicherheitsmassnahmen nach einem Referendum deutlich ab.  Dass sie nicht grundsätzlich gegen sicherere Verkehrswege sind, bewiesen die damaligen Referendumsinitianten nun mit der Lancierung einer entsprechenden Initiative.

War gut besucht: An die Informationsveranstaltung des Initiativkomitees Verkehrssicherheit im Gasthof Schlossberg Bori kamen rund fünfzig Bürgerinnen und Bürger. (Bild: Isabelle Berger)

Rund fünfzig Personen folgten dem Aufruf des Initiativkomitees Verkehrssicherheit und nahmen an der Informationsveranstaltung gestern Abend im Gasthof Schlossberg Bori in Signau teil. Es herrschte eine konzentrierte, kritische aber wohlwollende Stimmung.

 

Das Initiativkomitee, bestehend aus Hansueli Zbären, Florian Röthlisberger, Rico Galli, Martin Witschi, Peter Röthlisberger, Patric Brechbühl und Raphael Anken (es fehlte Christian Zbären) stellte dem Publikum seine Ideen vor und warb damit für die Unterzeichnung der Initiative. "Unsere Vorschläge sollen die Basis sein, aufgrund derer der Gemeinderat ein neues Projekt ausarbeiten kann", erklärte Rico Galli den Willen des Initiativkomitees.

 

Keine 30er-Zonen

Das Projekt des Gemeinderates sah drei 30er-Zonen vor, markiert durch Schwellen. Damit einhergehend wären Fussgängerstreifen verschwunden und Vortrittsregelungen geändert worden. Das Initiativkomitee sieht nun von 30er-Zonen ab und möchte stattdessen in der ganzen Gemeinde in den bewohnten Gebieten einheitlich Tempo 40 einführen, ausserorts überall Tempo 60, statt wie bisher 80. Dabei sollen die heute geltenden Vortritte und die bestehenden Fussgängerstreifen beibehalten werden.

 

Wolle man in einer Tempo 30-Zone später eine Radarfalle aufstellen, bedürfe dies mehreren Gesuchen und müssten verschiedenste Auflagen erfüllt werden, führte Peter Röthlisberger aus. Sprich: Es wäre aufwändig und kompliziert. "Bei Tempo 40 müssten wir nur bei der Polizei ein Gesuch mit Angabe einer Begründung stellen", so Röthlisberger weiter.

 

Zudem könne die Verkehrsführung in einer 30er-Zone kaum mehr verändert werden, was spätere Anpassungen schwierig und teuer mache. Als weiteres Argument gegen die 30er-Zone wurde das Fehlen von Fussgängerstreifen genannt. "Das macht es schwierig, Kindern beizubringen, wie und wo sie die Strasse überqueren können", erklärte Martin Witschi.

 

Zufahrt zum Schulhaus soll verlegt werden

Für die neuralgische Stelle beim Schulhaus in Bowil schlägt das Initiativkomitee vor, die Zufahrt für motorisierte Fahrzeuge von der Nord- and die Westseite zu verlegen. Die unübersichtliche Stelle nordseits würde damit um diese Fahrzeuge entlastet. "Mit dem Aufstellen von Pfosten wäre dieser Zugang nur noch für Fussgänger und Fahrräder schiebend passierbar", so Galli. Die Zufahrt auf der Westseite sei einfach realisierbar.

 

Zusätzlich möchte das Initiativkomitee, dass der Gemeinderat das Anbringen von speziellen Warnvorrichtungen prüft. Diese sollen die Verkehrsteilnehmer im Bereich der Schulhäuser in Bowil Dorf und im Hübeli zu den entsprechenden Zeiten auf den Schulbetrieb aufmerksam machen.

 

Fussgängerbrücke in Oberhofen

In Oberhofen möchte das Initiativkomitee mit der Verbesserung des Gehwegnetzes das gefährliche Queren der Bernstrasse verhindern. Konkret soll zusätzlich parallel zur bestehenden Brücke beim Restaurant Linde eine eigenständige Fussgängerbrücke erstellt werden.

 

Dafür hat sich das Komitee bei der Firma Gerber macht's aus Grosshöchstetten kundig getan, welche für eigene Zwecke eine vergleichbare Brücke über die Bahnlinie gebaut hatte. "Für die Brücke kommen wir auf einen Betrag von zirka 200 000 Franken ", sagt Galli, basierend auf einer Offerte, die Gerber macht's zur Vernaschaulichung erstellt hatte.

 

Neue Fusswege im Steinbühl und im Hübeli

Um den Bewohnenden der Häuser am westlichen Dorfende einen sichereren Anschluss ans Ortszentrum zu bieten, möchte das Initiativkomitee den bestehenden Flurweg entlang des Steinbühlwaldes verbessern. Ab der Brücke in Oberhofen bis nach Bowil Dorf soll der Weg für Zufussgehende und Velofahrende ebenfalls gesichert werden. "Eventuell könnte der Weg entlang dem Dürrbach geführt werden", nannte Galli als Idee.

 

Auch im Hübeli möchte das Initiativkomitee mit dem Erstellen eines Fuss- und Veloweges die Situation entlang der Hauptverkehrsachse entschärfen und so für mehr Sicherheit auf dem dortigen Schulweg sorgen. "Der Weg könnte nördlich der Häuser an der gefährlichen Kurve vorbei führen", so Galli.

 

Bevölkerung soll neues Projekt mitgestalten

Geht es nach dem Initiativkomitee, kommen bei Zustandekommen der Initiative nicht alle Massnahmen als ein Paket vors Volk, sondern in mehreren Tranchen.

 

Zudem sollen die Bürgerinnen und Bürger aktiv miteinbezogen werden in eine neue Projektierung: "Wir wollen, dass der Gemeinderat zur Ausarbeitung der einzelnen Projekte Arbeitsgruppen in Form nichtständiger Kommissionen beizieht", sagt Witschi. Fähige Bürger gäbe es allzumal, und es sei nicht nötig, dass der Gemeinderat direkt zu einem Ingenieurbüro springe. Der Seitenhieb galt dem vom Stimmvolk abgelehnten Projekt des Gemeinderats, welches die Verkehrsteiner AG aus Bern im Auftrag der Gemeinde ausgearbeitet hatte.

 

Wenig Kritik

In der Fragerunde meldeten sich nur wenige kritische Stimmen. Auf den Hinweis, dass die neuen Fusswege auch des Unterhalts bedürften und damit Kosten enstünden, meinte Peter Röthlisberger: "Was ist ein Leben gegen Kosten?" Gezweifelt wurde zudem an der Machbarkeit von Fusswegen über privaten Grund, worauf Galli meinte, dass man dies mindestens abklären müsse.

 

Das Initiativkomitee hat nun maximal sechs Monate Zeit, die nötigen rund 130 Unterschriften zu sammeln, damit die Initiative zustande kommt.


Autor:in
Isabelle Berger, isabelle.berger@bern-ost.ch
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Erstellt: 13.03.2019
Geändert: 13.03.2019
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