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Verkehrszählung in Worb: Umfahrungsstrasse funktioniert, Poller (fast) überflüssig

Die Verkehrssanierung in Worb hat das Ziel, den Durchgangsverkehr zu reduzieren, erreicht. Nun sind erste Zahlen verfügbar und es ist klar: Die Umfahrung erfüllt ihren Zweck, die Poller werden wohl nur nachts gebraucht.

Hier wurden die Poller auf der Bernstrasse getestet. (Bild: Archiv BERN-OST/Lina Schlupp)

Die Verkehrssanierung Worb hatte zum primären Ziel, den Durchgangsverkehr im Dorfzentrum zu reduzieren. Nicht mehr als 4000 Autos sollen täglich im Durchschnitt über die Bernstrasse fahren und höchstens 150 pro Nacht über die Bahnhofstrasse. So steht es im Strassenplan, den der Kanton für Worb festgelegt hat. Zu diesem Zweck wurden eingangs Bernstrasse beim Bahnübergang sowie auf der Bahnhofstrasse beim Hirschen Poller installiert. Der Plan sieht vor, sie auf der Bernstrasse täglich von 16.30 bis 8 Uhr hochzufahren. Jene auf der Bahnhofstrasse sollen erst um 22 Uhr aktiv werden, aber nur, wenn das durchschnittliche nächtliche Verkehrsaufkommen 150 Fahrzeuge übersteigt.

 

Bis jetzt blieben die Poller allerdings unten. Bereits als sie montiert wurden, hatte Gemeindepräsident Niklaus Gfeller (EVP) in Aussicht gestellt, man werde prüfen, ob die Ziele nicht auch ohne Sperrung erreicht werden könnten. In dem Fall würde der Gemeinderat beim Kanton eine Änderung des Strassenplans beantragen.

 

Verkehrszählungen zeigen Rückgang des Zentrumsverkehrs

Im Juni hat der Kanton nun an verschiedenen Orten in Worb Verkehrszählungen durchgeführt. Auf der Bernstrasse ist die Zielvorgabe schon wenige Monate nach dem Abschluss der Sanierung erfüllt: 2010 fuhren hier noch 12'000 Fahrzeuge pro Tag durch und zur Spitzenzeit 890 pro Stunde. Heute sind es noch 3'300 pro Tag und zur Spitzenzeit 320 pro Stunde. Auf der Bahnhofstrasse ging der Verkehr von 15'400 Fahrzeugen pro Tag auf 5'850 zurück, die Spitzenwerte von 1'340 auf 580 pro Stunde. Auf der Rubigenstrasse nahm der Verkehr entsprechend zu: Von 7’050 pro Tag auf 12’600 und von 570 pro Spitzenstunde auf 1'050. Das heisst, dass die Umfahrung genutzt wird.

 

Auch bei der Routenwahl sind die Resultate des Monitorings mehrheitlich positiv: Von den Verkehrsteilnehmenden, die von Rüfenacht nach Richigen fuhren oder umgekehrt, durchquerten morgens 7 Prozent das Dorf, anstatt die Umfahrung zu nutzen und abends 9 Prozent. Zwischen Rüfenacht und Enggistein waren es 8 am Morgen und 6 am Abend. Anders sieht es auf dem Weg von Enggistein nach Worb SBB aus: Hier fahren morgens 72 Prozent der Autos durch den Dorfkern und abends 75 Prozent. Eine Belastung für Worb ist das aber kaum, insgesamt verkehren zwischen Enggistein und Worb SBB nämlich weniger als hundert Autos pro Tag.

 

Schneller mit der Umfahrung - auch bei Stau

Gemessen wurden auch die Fahrzeiten. 2010, also vor der Umfahrung, war die kürzeste Fahrzeit von Enggistein nach Rüfenacht 4:45 Minuten. Heute dauert die kürzeste Fahrzeit durch den verkehrsberuhigten Kern 5:23 Minuten. Über die Umfahrung dauert die Fahrt 4:10 Minuten, also deutlich weniger lang. Das gilt auch bei Stau. Interessant ist der Anteil Ziel-Quellverkehr gegenüber dem Durchgangsverkehr, der nach weniger als 15 Minuten das Dorf wieder verlässt: Auf der Bernstrasse haben drei Viertel der Fahrzeuge ein Ziel innerhalb des Dorfs, auf der Bahnhofstrasse sind es zwei Drittel.

 

Sperrung nur nachts?

Insgesamt ist Niklaus Gfeller mit den Zahlen zufrieden. «Wir wollten, dass die Umfahrung attraktiver wird als die Fahrt durch den Dorfkern und das haben wir erreicht.» Was die Poller angeht, sei er zuversichtlich, dass man sie, zumindest zu Geschäftszeiten, unten lassen könne. «Umstritten waren ja vor allem die auf der Bernstrasse. Und die braucht es nicht.» Allerdings sei die Angelegenheit kompliziert, weil der Strassenplan einerseits von einem kantonalen in einen kommunalen übergehen und andererseits geändert werden soll. «Wir klären derzeit ab, wie das Verfahren ist.» Das Ziel sei, freie Hand zu haben mit den Pollern. Er könne sich zum Beispiel auch vorstellen, beide Strassen nachts zu sperren, damit die Worberinnen und Worber ruhig schlafen können. «Dieses Bedürfnis wurde immer wieder geäussert.»

 

Etwas «rätselhaft» seien für ihn die Zahlen zu Ziel- und Durchgangsverkehr. «Sie zeigen einerseits, dass viel Verkehr selbstgemacht ist. An dem kann man nicht mehr viel ändern. Aber dass noch so viele Leute durch das Dorf fahren, wenn der andere Weg schneller ist, macht überhaupt keinen Sinn.» Er vermute, dass sich diese Fahrten noch reduzieren werden, wenn durchsickere, dass die Umfahrung wirklich immer schneller ist.

 

Verbot für Lastwagen wird demnächst montiert

Ein Rückgang wurde auch beim Schwerverkehr gemessen. Von Rüfenacht herkommend waren 2010 5 Prozent der Fahrzeuge Lastwagen, 2019 noch 2 Prozent. Um diese auch noch von der Bernstrasse wegzuhaben, hat der Gemeinderat gehandelt und beim Kanton ein Lastwagenfahrverbot beantragt (BERN-OST berichtete). Die Signale werden vermutlich noch in diesem Jahr aufgestellt.


Autor:in
Anina Bundi, anina.bundi@bern-ost.ch
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Erstellt: 14.11.2019
Geändert: 14.11.2019
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