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Urs Bigler: «Alte Motorräder faszinieren mich»

Trotz eines schweren Unfalls am zweitletzten Rennen gewann der Konolfinger Urs Bigler die Vintage Schweizermeisterschaft. Willi Blaser konnte mit Urs Bigler über die Rennsaison und seinen Unfall sprechen.

Urs Bigler mit seiner Lieblings-Benelli Corsa 500 unterwegs am Kappelen-Memorial. (Bild. zvg)
Urs Bigler auf seiner Lieblingsmaschine im Fahrerlager. (Foto: zvg)

Willi Blaser: Urs Bigler, was fasziniert dich an den Vintage-Motorradrennen?

Urs Bigler: Alte Motorräder faszinieren mich, da kann man noch selber etwas dran machen. Bei den Rennen gewinnt nicht der Schnellste mit dem stärksten Motor, alle haben eine Chance. Auch wenn der Fokus auf dem historischen Charakter liegt, erfordert der Vintage-Rennsport hohe Konzentration, Präzision und körperliche Fitness. Die Steuerung der älteren Maschinen ohne moderne Fahrhilfen verlangt echtes fahrerisches Können.

 

Wie werden Vintage Rennen durchgeführt?

Die Rennen finden als Bergrennen mit Einzelstart oder Rundstreckenrennen (mit Massenstart) statt, was je nach Austragungsort unterschiedliche Herausforderungen bietet. Es geht nicht um die absolute Geschwindigkeit.

 

Nach einer Referenzrunde bei den Rundstreckenrennen müssen wir – schon am Limit – mehrere Runden möglichst in der gleichen Zeit absolvieren. Der Fahrer mit der kleinsten Gesamtdifferenz – eben zur Referenzrunde – gewinnt das Rennen. Die Rennen dauern in der Regel 20 Minuten. Bei den Bergrennen wird aus zwei Läufen – der erste gibt jeweils die Richtzeit an – die Differenz errechnet. Der Fahrer mit der kleinsten Differenz zum ersten Lauf wird Sieger.

 

Was bedeutet dir die Verteidigung des Schweizermeistertitels?

Ich freue mich riesig über die Bestätigung. Es braucht vor allem viel Glück, zuverlässige Motorräder und keine Ausfälle.

 

Investierst du jetzt im Ruhestand mehr Zeit für die Trainings?

Nein eigentlich nicht. Dieses Jahr sogar weniger als auch schon. Ich war auch nicht – wie früher – eine Woche im Trainingslager. Ich widmete mehr Zeit meiner Familie und unseren fünf Enkelkindern.

 

Welche Motorräder benutzt du in der Kategorie Post-Classic?

In dieser Kategorie sind nur Motorräder mit Jahrgang 1970 bis 1984 zugelassen. Ich habe zwei Motorräder der Marke Benelli Quattro-Corsa 500, sie sind baugleich aber haben mit 1972 und 1976 andere Baujahre. Meine Lieblingsmaschine ist die von 1972, sie ist agiler. Leider ist sie seit dem Unfall in Frangy (F) stark beschädigt. In dieser Kategorie bin ich der einzige mit meinen Benelli Motorrädern. Honda, Kawasaki und Yamaha dominieren diese Serie.

 

Wie kam es zum Unfall in Frangy?

Es passierte im Training. Bei Regenwetter stürzte ich in einer Kurve. Alle wollten mich in den Krankenwagen legen, ich weigerte mich hartnäckig, wollte unbedingt die letzten Rennen – zwei in Frangy und dann die zwei letzten auf dem legendären Hockenheimring – fahren. Sonst wäre die Titelverteidigung nicht möglich gewesen. Trotz unglaublichen Schmerzen, die Helfer mussten mir sogar beim Auf- und Absteigen auf die Ersatz-Benelli helfen.

 

Wieviele Rennen musstest du in dieser Saison fahren?

Es waren 18 Rennen in Colmarberg (LU), Marchaux (FR), Boécourt (CH), Gaschney (FR), Petit Abergement (FR), Kappelen-Memorial (CH), Marlhes (FR), Frangy (FR) und Hockenheim (DE).

 

Welches war dieses Jahr dein bestes Rennen?

Das Rennen im kleinen, französischen Dorf Petit Abergement mit rund 120 Einwohnern ist immer wieder ein Höhepunkt. An diesem Bergrennen sicherte ich mit perfekten Fahrten zwei Podestplätze. Im ersten Rennen wurde ich Zweiter und im zweiten Rennen gelang mir ein weiterer Saisonsieg. Am allerersten Rennen der Saison in Colmarberg holte ich schon einen Sieg.

 

Wer hilft dir bei den Vorbereitungen deiner Benelli Quattro Corsa 500?

Vieles kann ich selber machen. Wenns aber um den Motor geht oder ich Hilfe brauche, dann hilft mir Beat Kaderli aus Koppigen, er ist mein langjähriger Freund. Und was auch immer wunderbar ist, an den Renntagen hilft jeder jedem. Meine Frau Silvia ist natürlich die grösste Stütze an den Rennen, ohne sie wäre das ganze kaum machbar. Ein grosser Dank geht auch an alle, die mich in dieser Saison tatkräftig unterstütz haben.

 

Was sind deine Ziele für nächstes Jahr?

Das Wichtigste ist meine Gesundheit. Ich muss meine Verletzungen zum Teil operieren lassen. An der rechten Schulter sind seit dem Unfall alle Bänder gerissen und auch die Arthrose in der linken Schulter behindert mich. Zudem spüre ich die Arthrose in beide Knien. Voraussichtlich werde ich nächstes Jahr – wegen den bevorstehenden Operationen – keine Rennen fahren. Und auch meine Lieblingsmaschine mit Jahrgang 1972 will ich so schnell als möglich wieder in Stand stellen.

 

Die Resultate der regionalen Vintage Fahrer der Schweizermeisterschaft 2025

Vintage Kategorie Post-Classic 1970-1984

1.  Urs Bigler (Konolfingen) auf Benelli Quattro Corsa 500 mit 239 Punkten

9.  Peter Mumenthaler (Krauchthal) auf Kawasaki H1F mit 119 Punkten

 

Dies ist der letzte Artikel von Willi Blaser. Willi ist am 8. Oktober völlig unerwartet im Alter von 70 Jahren gestorben. Wir sind erschrocken und tief betroffen von dieser Nachricht. Das BERN-OST-Team spricht den Hinterbliebenen, insbesondere Susi Blaser-Merian, sein Beileid aus.


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Erstellt: 15.10.2025
Geändert: 15.10.2025
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