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Vom Horst in die Ferne: Die Störche verlassen Münsingen
Die Zeit, in der man die Störche rund um das Psychiatriezentrum Münsingen beobachten kann, neigt sich langsam dem Ende zu. Ob 2025 ein gutes Storchenjahr war? Und was passiert mit den Horsten im Winter? BERN-OST hat nachgefragt.
«Dieses Jahr liessen sich mehr Störche in Münsingen nieder als letztes Jahr», erklärt Simone Sikyr vom Natur- und Vogelschutzverein Münsingen. «Rund 91 ausgewachsene Tiere haben hier etwa 61 Jungtiere grossgezogen.» Ein Rekord sei das zwar nicht, aber deutlich mehr als im Vorjahr, als nur 22 Jungtiere überlebten.
Brutoptimierung – harte Natur
Nicht alle Jungtiere schaffen es. «Jungtiere, die zu schwach oder krank sind, überleben meist nicht. Sie werden dann relativ rasch aus dem Horst gestossen», so Sikyr. Manchmal komme es auch zu einer sogenannten Brutoptimierung: «Das jüngste und meist schwächste Jungtier wird nicht gefüttert, um genug für die anderen und für sich selbst zu haben.» Dies geschehe jedoch nur bei Futtermangel.
Was passiert mit den toten Jungtieren? «Es geht sehr schnell – Greifvögel und Füchse sorgen dafür, dass kaum jemand etwas davon sieht.» Selbst die Mitarbeitenden des PZM hätten keine Überreste gefunden.
Horste im Winter
Viele Jungtiere sind bereits ausgeflogen, und auch die erwachsenen Tiere bereiten sich auf ihre Reise vor. «Nur etwa 50 Prozent der Störche fliegen tatsächlich in den Süden. Im Winter habe ich in Münsingen bisher jedoch noch keine gesehen», sagt Sikyr.
Die Horste sind den Winter über Wind und Wetter ausgesetzt. «Je nach Stabilität und Wetter fällt hier und da etwas herunter», erklärt Sikyr. So wachsen die Horste von Jahr zu Jahr. «Der bekannteste Horst auf dem Sonnensegel vor dem Zentrum wird immer grösser. Bis jetzt hat er gehalten, auch wenn er zeitweise etwas schief stand und wir nicht sicher waren, ob er hält.»
Teilweise habe das PZM Vorkehrungen treffen müssen, wenn Horste zu schwer für die Dächer wurden oder die Sicherheit beeinträchtigten. «Haben die Störche einen Platz gefunden, der ihnen passt, lassen sie sich nicht so schnell vertreiben. Dann bauen sie im nächsten Jahr wieder einen Horst an derselben Stelle», sagt Sikyr lachend.
Neue Flugroute – keine Gefahr für die Kolonie
Sorge bereitete dem Verein die neue Anflugstrecke entlang der Aare für Flugzeuge, die in Belp landen. «Bisher konnten nur Kleinflugzeuge den Flughafen von Rubigen her anfliegen. Das wird sich ab nächstem Jahr ändern», so Sikyr. Die Situation sei geprüft worden; andere, ähnliche Standorte zeigten, dass kaum Gefahr für die Storchenkolonie bestehe.
Im September verlassen die letzten Störche Münsingen vorerst. Ob in diesem Winter ein Tier bleibt – und ob die neuen Flugzeuge die Störche stören – wird sich zeigen.
Erstellt:
23.08.2025
Geändert: 26.08.2025
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