Vom Schneesturm bis Glühwein – Familie Mathyer erzählt
Am Montag herrscht auf dem Bundesplatz wieder Trubel: Arthur Mathyer und seine Tochter Tanja Karg-Mathyer verkaufen seit 70 Jahren am Zibelemärit. Von Magenbrot bis Glühwein reicht das Sortiment der Familie. Schon in der Nacht kommen Taxifahrer als erste Kunden vorbei.
Es ist kurz vor drei Uhr morgens auf dem Bundesplatz. Die Strassen sind still, nur die Lichter der Stadt spiegeln sich auf dem nassen Pflaster. Arthur Mathyer rührt in einer Pfanne die Mandeln an, während seine Tochter Tanja den Stand in der Spitalgasse aufbaut. Bald werden die ersten Taxifahrer anrollen, und der Duft von Glühwein und gebrannten Mandeln verbreitet sich über dem Platz. Für die Familie Mathyer aus Schlosswil beginnt der Zibelemärit, wie schon seit 70 Jahren, mitten in der Nacht.
BERN-OST: Arthur Mathyer, warum gehen Sie am Montag an den Zibelemärit?
Arthur Mathyer: Unsere Familie betreibt seit 70 Jahren einen Stand auf dem Bundesplatz. Wir stehen jeweils direkt vor dem Bundeshaus. Meine Tochter Tanja hat einen weiteren Stand in der Spitalgasse.
Am Sonntagabend ab 22:30 Uhr sind wir am Einrichten. Als früheste Kunden kommen um halb zwei Uhr nachts die Taxifahrer. Ab drei Uhr verkaufen wir Glühwein an die ersten Besucherinnen und Besucher.
Was verkaufen Sie sonst noch?
Wir haben die ganze Palette an Süssigkeiten: Magenbrot, Nidletäfeli, Lebkuchen, gefüllte Biber und gebrannte Mandeln.
Produzieren Sie dies selbst?
An Ort und Stelle bereiten wir gebrannte Mandeln und Nidletäfeli zu. Das Magenbrot beziehen wir von einer Bäckerei im Luzernischen.
Ist der Zibelemärit Ihr umsatzstärkster Tag des Jahres?
Er ist sehr arbeitsintensiv, und wenn wir Glück haben mit dem Wetter, dann ja. Vor drei Jahren hatten wir elf Grad, wir haben aber auch schon Schneestürme erlebt. Wissen Sie, woher der Zibelemärit kommt?
Als früher mal die Stadt Bern brannte, kamen die Fribourger zu Hilfe und halfen löschen. Zum Dank durften dann die Fribourger in Bern ihre Zwiebeln verkaufen.
Genau! In den 70er Jahren, als ich den Stand übernahm, wurden am Zibelemärit 80 bis 90 Tonnen Zwiebeln verkauft, heute sind es nur noch etwa 20 Tonnen.
Verkaufen Sie auch die orangen Zibeliketten?
Ja, das läuft immer noch.
Was kostet ein Marktstand am Zibelemärit?
Der Laufmeter kostet 20 Franken, Strom inklusive. Unser Stand ist acht Meter lang. Das ist vom Preis her human, wir schätzen das.
Wie hat sich der Zibelemärit über die Jahre verändert?
Früher hatte es noch 900 Stände, heute noch 800. Zudem kamen mehr Besucher, in den besten Zeiten standen 50 bis 70 Reisecars auf der Allmend. Heute kommen nicht mehr so viele Leute.
Haben Sie eine besondere Erinnerung an den Zibelemärit?
1968 war der kälteste Zibelemärit: minus 15 Grad. Ein anderes Mal begann es Sonntagnacht zu schneien, und viele Marktfahrer hatten Mühe, auf den Märit zu kommen. Da wir schon am Sonntag aufstellen konnten, hatten wir das Glück, dass der Stand bereit war.
Die Confiserie Mathyer aus Schlosswil feiert dieses Jahr das 125-Jahr-Jubiläum. Arthur Mathyers Grossvater hat 1900 im Eichholz mit einer Bäckerei angefangen. Sein Vater übernahm 1930 die Bäckerei. Während der Weltwirtschaftskrise in den 30er Jahren verkaufte er statt Brot Bretzel und Butterrollen und verkaufte seine Ware auf dem Märit und an Messen. 1974 übernahm Arthur Mathyer das Geschäft und übergab es 2011 an seine Tochter Tanja Karg-Mathyer.