Michelle Gfeller: «Das hätte ich mir vor 20 Jahren niemals erträumt»
Michelle Gfeller erzählt, wie die Worb Ladies den Aufstieg in die Playoffs geschafft haben und sagt, wie sich das Frauenhockey in den letzten Jahre verändert hat.
Michelle Gfeller (42) aus Rüfenacht stand als Zweijährige erstmals auf den Schlittschuhen. Ihr Vater, der selbst Eishockey spielte, nahm sie jeweils mit an die Spiele. Mit fünf wollte Michelle auch Eishockey spielen. Sie trainierte mit den Jungs beim EHC Marzili-Länggasse, später wechselte sie zum Frauenhockey und wurde mit Lyss und Zug vier Mal Schweizer Meister. Bei den Worb Ladies ist Gfeller Kapitänin und spielt in derselben Mannschaft wie ihre 16-jährige Tochter. Am Samstag beginnt für die Ladies der Playoff Viertelfinal.
BERN-OST: Michelle Gfeller, wie steht es um das Fraueneishockey in der Schweiz?
Michelle Gfeller: Es hat Aufwind erhalten, dadurch dass sich die Nati-A-Clubs mehr engagieren. Ich staune, was die jungen Frauen heute erleben. Das hätte ich mir vor 20 Jahren niemals erträumt.
Meine Wahrnehmung ist, dass noch weniger darüber berichtet wird als über Frauenfussball, sehen Sie das auch so?
Das ist so, ich habe Respekt vor der Entwicklung, aber es ist der Wahn, was sie erleben können. Die Frauen in der obersten Liga können jeden Tag trainieren, es gibt Möglichkeiten, die wir vor 20 Jahren noch nicht hatten. Beispielsweise beim EV Zug sind die Spielerinnen über ein 60-Prozent-Pensum angestellt und können nachmittags trainieren und nicht spätabends. Im Vergleich zu den Männern erhalten sie zwar immer noch wenig, aber es geht in die richtige Richtung.
Hat es genug junge Meitschi, die Eishockey spielen?
Ja, es kommen immer wie mehr. Die Medienpräsenz hilft oder auch wenn wir Spiele der SCB-Frauen schauen gehen. Meine kleinere Tochter ist elf Jahre alt und sie ist ein Riesenfan. Auch in der Hockeyschule hat sich viel bewegt.
Die Worb Ladies spielen seit dieser Saison in der zweithöchsten Spielklasse und haben auf Anhieb die Playoffs erreicht. Wie fühlt sich das an?
Das ist unglaublich, wir hatten eine coole Saison. Wir kannten einige Mannschaften bereits aus früheren Saisons und gewannen sogar gegen den Qualifikations-Sieger, die GCK Lions. Wir haben auch Spielerinnen mit Jahrgang 2010 und 2011. Die 13-jährige Maela Mosimann trainiert in Langnau mit den Tigers Jungs, aber spielt bei uns in der Nationalliga B. Es ist eine Riesenfreude ist, solch ein junges Talent in Worb zu haben.
Wie gross ist der Unterschied zwischen der SWHL B - der Swiss Women’s Hockey League B – und der C-Liga, wo Sie letztes Jahr noch spielten?
Das ist schon anders. Letztes Jahr haben wir locker zehn Tore pro Spiel geschossen. Ich weiss nicht mehr wie viele Skorerpunkte ich letztes Jahr hatte, diese Saison habe ich erst zwei Tore und zwei Assists geschossen. Das Niveau ist deutlich höher.
Im Playoff treffen die Worb Ladies auf Lausanne Féminin. Ihr als 6.-Klassierte auf die 3.-Platzierten. Wie stehen eure Chancen?
Lausanne hat in der Qualifikation zehn Punkte mehr als wir erzielt. Es gibt dennoch ein enges Duell. Wir haben einen Match gegen sie gewonnen sowie einen verloren und kennen sie auch aus früheren Jahren. Ich hoffe, wir können sie ärgern, mal schauen wie weit es reicht.
Wie siehts aus mit dem Aufstieg in die oberste Spielklasse?
Wer den Playoff-Final gewinnt, muss gegen den Abstiegskandidaten aus der Womens League spielen. Aber das ist eher unrealistisch, dass wir so weit kommen.
[i] Sonntag, 17:15 Uhr im Wislepark spielen die EHC Worb Ladies gegen Lausanne HC Féminin