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Die Waldarbeiter vom Oberthal: Schüler führen eine eigene Firma

Wirtschaftsunterricht ganz praktisch. Die 9. Klasse von Oberthal büffelt keine trockene Unternehmenstheorie. Stattdessen lernen die Schüler in einer Projektarbeit, ein eigenes Unternehmen zu führen.

Die Waldarbeiter der 9. Klasse der Schule Oberthal. (Bild: zvg)
Aufräumarbeiten am Waldsaum: Die Schüler im Einsatz. (Bild: zvg)
Das Logo der Firma. (Bild: zvg)

"Wir haben das Projekt 'Waldarbeiter vom Oberthal' im Fach Wirtschaft Arbeit Haushalt gestartet, um zu lernen, wie so eine Firma funktioniert" erzählt Timon, einer der fünf Schüler der 9. Klasse in Oberthal. Seit Anfang Jahr kann man die Waldarbeiter vom Oberthal anheuern. Die Schüler erledigen verschiedene Aufräumarbeiten und stellen auf Wunsch "Wedelen" (Reisigbündel) und Holzpfähle her.

 

Das Konzept für Ihre Firma haben die Neuntklässler zusammen mit ihrem Lehrer Sascha Wüthrich ausgearbeitet. Dass sie für ihr Unternehmen draussen tätig sein wollten, war für die Schüler von Anfang an klar. "Wir alle arbeiten Zuhause auf den Bauernbetrieben unserer Eltern mit, das wollten wir ins Projekt integrieren," erklärt Timon.

 

Mit Mäusejagd zum Startkapital

Das Unternehmen der Schüler funktioniere wie eine richtige Firma, sagt Wüthrich, "nur Handelsregistereintrag haben wir keinen." Durch die Projektarbeit soll der Wirtschaftsunterricht möglichst praxisnah gestaltet werden. Wüthrich begründet: "Wenn es um ein eigenes Projekt geht, sind die Schüler anders involviert, als dies bei normalem Unterricht der Fall wäre."

 

Das Startkapital für ihr Unternehmen haben sich die Schüler durchs Mäusefangen verdient. Sie hätten mit der Mäusejagd bereits im Herbst 2019 begonnen, sagt Beat, der ebenfalls die 9. Klasse in Oberthal besucht. Pro Maus verdienten sie einen Franken, insgesamt kamen so rund 70 Franken zusammen. "Das Geld wollten wir zum Werkzeugmieten und für das Töfflibenzin nutzen", fährt er fort.

 

Ein überraschender Sponsor

"Wir haben dann aus einer spontanen Idee dem Maschinenhersteller Husqvarna eine Mail geschrieben und sie gefragt, ob sie uns sponsern würden", erzählen Timon und Beat weiter. Zu Ihrer Überraschung habe sich die Firma tatsächlich bei ihnen gemeldet und ihnen eine Motorsäge für das Projekt zu Verfügung gestellt.

 

Seit Anfang Jahr hatten die Waldarbeiter bereits mehrere Einsätze, bei denen auch Lehrer Wüthrich dabei war. "Im Wald wissen die Schüler mehr als ich und zeigen mir, wie alles funktioniert. Sie sind sehr engagiert, und es ist toll diese Seite von ihnen kennenzulernen", sagt er.

 

Auch die Schüler sind zufrieden mit dem Projekt. "Es ist spannend zu sehen, was ausser der eigentlichen Arbeit sonst noch alles zu einem Unternehmen gehört. Das Anrufe machen, Planen und die Büroarbeit", sagen Beat und Timon.

 

Geld für die Klassenkasse

Das Geld, das die Waldarbeiter verdienen, fliesst in die Klassenkasse der 7. bis 9. Klasse der Schule Oberthal. Einen konkreten Wunsch, was mit dem Geld gemacht werden soll, hätten sie nicht, sagen die beiden. "Aber es wäre cool, wenn wir damit auf der Schulreise etwas Besonderes unternehmen würden."

 

Ob die "Waldarbeiter" ihr Angebot trotz der aktuellen gesellschaftlichen Lage weiterhin aufrechterhalten werden, ist noch nicht klar. "Wir werden sicher keinen unserer Schüler zwingen etwas für das Projekt zu machen", sagt Wüthrich. Wenn die Schüler aber freiwillig dafür arbeiten möchten, sei das etwas anderes. "Aber das hängt auch alles von den weiteren Massnahmen des Bundesrates ab."

 

[i] Hinweis: Der Artikel entstand gestern Montag vor dem Bundesratsbeschluss zum Corona-Virus. Das Projekt 'Die Waldarbeiter vom Oberthal' ist inzwischen, aufgrund der neuen Massnahmen des Bundes, gestoppt worden.


Autor:in
Melanie Burkhard, info@bern-ost.ch
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Erstellt: 17.03.2020
Geändert: 17.03.2020
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