Friedhof Biglen

Waldbestattung – in der Friedhofsecke

Waldbestattungen liegen im Trend, auch in Biglen. Gemeindepräsident Urs Schweizer beobachtete vermehrt kleine Erinnerungszeichen im Wald und fragte sich, was davon eigentlich erlaubt ist. Seine Abklärungen führten zu einer klaren Botschaft: Abschied in der Natur ist möglich, aber nicht ohne Vorschriften. Seit fünf Jahren ist eine Waldbestattung auch auf dem Friedhof Biglen möglich.

image 942020
Waldecke im Friedhof in Biglen: Blick in die Ferne, ringsum Bäume – und doch ein Stein mit eingemeisselten Namen. (Foto: zvg)

Die Blätter wirbeln von den Bäumen, die Abende werden lang und die Natur verabschiedet sich: Der November gilt als Monat des Abschieds, der Melancholie. Ein passender Moment offenbar für die Gemeinde Biglen, in ihrem Organ «Biglebach» über Bestattungen im Wald zu schreiben.

 

Blumenherzen im Wald …

Ob denn Waldbestattungen in Biglen ein grosses Thema sind? Gemeindepräsident Urs Schweizer antwortet zurückhaltend, nein, gerade «ein grosses Thema» sei es nicht, aber ein wichtiges: «Ich bin oft zu Fuss oder per Velo outdoormässig unterwegs, und dabei bin ich in letzter Zeit ein paarmal plötzlich auf Blumenherze, Schildchen oder kleine Spezialbäume gestossen – Zeichen für eine Waldbestattung also.»

 

… ist das erlaubt?

Als Gemeindepräsident ist er für das Bestattungs- und Friedhofwesen zuständig, und er überlegte: «Ist das statthaft?» Und: «Wie sieht es mit der Bewilligungspflicht aus?» Schweizer besprach das mit der Gemeinedeverwaltung, diese klärte die Auflagen ab und sammelte die Informationen in einem Beitrag für die Gemeindepublikation Biglebach. «Dort wollen wir auch Themen abbilden, die aktuell, aber noch kein Problem sind», erklärt er.

 

«Waldbestattung» auf dem Friedhof

Auf dem Friedhof Biglen finden jährlich rund 25 Beerdigungen statt. Auch dort, sagt Friedhofsgärtner und Gemeinderat Martin Schöni, werden Waldbestattungen immer beliebter: Nebst den bisherigen Erd- und Urnengräbern wurde in Biglen vor fünf Jahren ein Abteil für «Waldbestattungen» eingerichtet – ein Gemeinschaftsgrab mit einem Stein, auf dem jeweils Namen, Geburts- und Sterbedaten als Inschrift eingemeisselt werden.

 

Jedenfalls ist es ein Bedürfnis

«Offenbar ist das vielerorts ein Bedürfnis», sagt Schöni. Er stellt den deutlichen Trend fest, dass immer weniger Leute ein Einzelgrab wünschen: Noch gerade zwei von zehn Personen würden in einem Reihen-Einzelgrab bestattet, die meisten in einer Urne, selten jemand mit einer Erdbestattung. «Die übrigen 80 Prozent wählen ein Gemeinschaftsgrab.»

image 942007
Die meisten Leute wünschen sich einen besinnlichen Ort, um an ihre Verstorbenen zu denken. (Foto: zvg)

Gewünscht: Gemeinschaftsgräber …

Das habe allerdings nicht mit den hohen Kosten für ein Einzelgrab zu tun, sondern mit einer ganz praktischen Frage, hört er oft: «Sie überlegen, wer denn später ihr Grab pflegen würde.» Und dennoch, sagt Schöni, wünschten viele Leute und ihre Angehörigen einen Platz, um am Todestag, Geburtstag oder rund um Weihnacht ihre Verstorbenen zu besuchen. Wer nämlich eine verstorbene Person frei im Wald beerdigen will, darf ausschliesslich deren Asche verstreuen – eine Urne darf weder unter einem Baum deponiert noch im Freien vergraben werden. Da sind die kantonalen Bestimmungen klar.

 

…oder Waldfriedhofsgräber

Das Bedürfnis nach alternativen Beerdigungsmöglichkeiten wächst aber. Nachdem die Wald-Ecke des Friedhofs eröffnet wurde, hätte Martin Schöni deshalb erwartet, dass die Anzahl der «Waldfriedhof-Bestattungen» in die Höhe schnellen würden. Stattdessen stellt er fest, dass viele Leute für sich oder ihre Angehörigen das bisherig übliche Gemeinschaftsgrab immer noch schätzen. «Gemeinschaftsgräber und Waldfriedhofsgräber halten sich die Waage – die Leute wählen je Halb und Halb.»

 

Was wünschen die Leute?

Schöni findet es gut, dass in Biglen das Thema jetzt aufgegriffen wurde: «Man macht sich gar nicht so grosse Gedanken», sagt er: «Die Leute interessieren sich zwar irgendwie schon ein wenig, aber so genau wissen viele doch nicht, welche Möglichkeiten sie überhaupt haben.» Dann allerdings kämen Angehörige plötzlich in Bredouille und wüssten gar nicht, was ihre Verstorbenen denn eigentlich gewünscht hätten.  «Deshalb macht es durchaus Sinn, das Thema mal anzuschneiden.»

 

Zeit des Abschieds

Dafür passen gerade die Monate November und Dezember ganz gut: Zu dieser Zeit, in der sich auch die Natur verabschiedet, finden gemäss Friedhofsgärtner Schöni ganz leicht mehr Beerdigungen statt als in den anderen Monaten.

 

Gedanken über ein Tabuthema

In Biglen ist die Frage «Waldbeerdigung oder nicht» mit der Zusatzecke im Friedhof schon elegant gelöst. Dennoch fand Gemeindepräsident Urs Schweizer wichtig, einmal darüber zu reden: «Insgesamt sind Sterben und Bestattung heikle Themen und für viele Leute sogar ein Tabu», sagt er. «Da macht es Sinn, dass sich die Leute dazu Gedanken machen.»

Informationen rund um Grabpflege und Vorschriften

Für Einzelgräber kann bei der Gemeinde Biglen ein «Grab-Pflege-Abonnement» für die gesamte Grabdauer von 25 Jahren abschliessen. Diese Betreuung durch den Friedhofsgärtner kostet je nach Arrangement 3500 bis 5250 Franken. Alle anderen Kosten sind jeweils in den gemeindeeigenen Bestattungs-und-Friedhofreglementen festgehalten. Hier geht’s zu Informationen rund um Bestattungen:


Autor:in
Claudia Weiss, claudia.weiss@bern-ost.ch
Fehler gefunden?
Statistik

Erstellt: 09.11.2025
Geändert: 09.11.2025
Klicks heute:
Klicks total: