- Kultur
Walkringen - Das Liebesglück überwindet Grenzen
Weil Arm und Reich so nah beieinander wohnen, gibt es Streit. Doch Liebe und viel Geld versöhnen. Die Emmentaler Liebhaberbühne zeigt im Rüttihubelbad «Zu ebener Erde und erster Stock».
Die da oben, die Reichen, spekulieren, intrigieren, kopulieren (oder versuchen es wenigstens). Die da unten, die Armen, fluchen, prügeln, gaunern (oder probieren es zumindest). «Zu ebener Erde und erster Stock» von Johann Nestroy ist keine differenzierte Beschreibung sozialer Verwerfungen, auch keine Anklage, keine Gesellschaftskritik. Sondern Volkstheater pur.
Vielschreiber
Die Emmentaler Liebhaberbühne zeigt die Hauruckkomödie im Rüttihubelbad bei Walkringen. Ulrich Simon Eggimann hat inszeniert und den Text ins Berndeutsche übersetzt. Er bringt die Posse derb und lustig auf die Bühne – so, wie sie der Autor gedacht hat. Johann Nestroy (1801 bis 1862) war ein Vielschreiber. Er hat 62 Stücke verfasst. Und er war ein guter Geschäftsmann – er hatte eine Nase für das, was das Publikum wollte. Manche seiner Werke haben überdauert, «Zu ebener Erde und erster Stock» etwa. Das ist einerseits verständlich: Das Werk hat eine ungemein theatralische Mechanik. Und ist andererseits erstaunlich: Der Dreiakter verlangt ein doppelstöckiges Bühnenbild und erfordert eine grosse Besetzung – beides bedeutet viel Aufwand.
Geldschwemme
Das Innere eines Hauses ist zu sehen. Oben, im ersten Stock, wohnt die Familie von Goldfuchs. Unten, zu ebener Erde, hausen die armen Trödler, die Hudilumper. Das klassenübergreifende verdichtete Wohnen hat Tücken. Wie das Leben so spielt, verlieben sich die Schöne von oben und der Nette von unten. Und wie das Theater es will, stehen die Väter und die Nebenbuhler im Wege (beide Mehrzahl).Doch das Glück ist guter Laune – «Die Launen des Glücks» heisst das Stück denn auch im Untertitel. Es regnet, nein schüttet Wohlstand auf die da unten. Jetzt sind sie oben und die anderen unten. Doch weil alle im Geld schwimmen, muss niemand wirklich tauchen.
Stimmig ausgestattet
Die Emmentaler Liebhaberbühne hat das Stück von 1835 in die Zwanzigerjahre des letzten Jahrhunderts versetzt. Das ermöglicht Kostümbildnerin Françoise Mumenthaler, die zwei Dutzend Akteure stimmig einzukleiden. Thomas Chevalier hat ein detailreiches, sorgfältig gestaltetes Bühnenbild geschaffen. Profiregisseur Eggimann leitet ein Laienensemble. Das heisst, dass der quirlige Stoff nicht immer perlt, sondern zwischendurch mal längere Fäden zieht. Sehr gut gefällt Hans Rudolf Kummer als reicher Herr von Goldfuchs. Ausgezeichnet meistert Peter Eggimann seine Aufgabe als Hausbesitzer Zins. Und ganz wunderbar beherrscht Stefan Zurflüh seine Rolle als intriganter Diener Johann.
[I] Vorstellungen bis 1. Februar, Rüttihubelbad, Walkringen.
Vorverkauf: 079 570 39 00.
Vielschreiber
Die Emmentaler Liebhaberbühne zeigt die Hauruckkomödie im Rüttihubelbad bei Walkringen. Ulrich Simon Eggimann hat inszeniert und den Text ins Berndeutsche übersetzt. Er bringt die Posse derb und lustig auf die Bühne – so, wie sie der Autor gedacht hat. Johann Nestroy (1801 bis 1862) war ein Vielschreiber. Er hat 62 Stücke verfasst. Und er war ein guter Geschäftsmann – er hatte eine Nase für das, was das Publikum wollte. Manche seiner Werke haben überdauert, «Zu ebener Erde und erster Stock» etwa. Das ist einerseits verständlich: Das Werk hat eine ungemein theatralische Mechanik. Und ist andererseits erstaunlich: Der Dreiakter verlangt ein doppelstöckiges Bühnenbild und erfordert eine grosse Besetzung – beides bedeutet viel Aufwand.
Geldschwemme
Das Innere eines Hauses ist zu sehen. Oben, im ersten Stock, wohnt die Familie von Goldfuchs. Unten, zu ebener Erde, hausen die armen Trödler, die Hudilumper. Das klassenübergreifende verdichtete Wohnen hat Tücken. Wie das Leben so spielt, verlieben sich die Schöne von oben und der Nette von unten. Und wie das Theater es will, stehen die Väter und die Nebenbuhler im Wege (beide Mehrzahl).Doch das Glück ist guter Laune – «Die Launen des Glücks» heisst das Stück denn auch im Untertitel. Es regnet, nein schüttet Wohlstand auf die da unten. Jetzt sind sie oben und die anderen unten. Doch weil alle im Geld schwimmen, muss niemand wirklich tauchen.
Stimmig ausgestattet
Die Emmentaler Liebhaberbühne hat das Stück von 1835 in die Zwanzigerjahre des letzten Jahrhunderts versetzt. Das ermöglicht Kostümbildnerin Françoise Mumenthaler, die zwei Dutzend Akteure stimmig einzukleiden. Thomas Chevalier hat ein detailreiches, sorgfältig gestaltetes Bühnenbild geschaffen. Profiregisseur Eggimann leitet ein Laienensemble. Das heisst, dass der quirlige Stoff nicht immer perlt, sondern zwischendurch mal längere Fäden zieht. Sehr gut gefällt Hans Rudolf Kummer als reicher Herr von Goldfuchs. Ausgezeichnet meistert Peter Eggimann seine Aufgabe als Hausbesitzer Zins. Und ganz wunderbar beherrscht Stefan Zurflüh seine Rolle als intriganter Diener Johann.
[I] Vorstellungen bis 1. Februar, Rüttihubelbad, Walkringen.
Vorverkauf: 079 570 39 00.
Autor:in
Peter Steiger, Berner Zeitung BZ
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Erstellt:
24.11.2014
Geändert: 24.11.2014
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