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Walkringen: Die Schulklasse und das Skelett im Piratenraum

Die 9. Klasse Walkringen arbeitet an einem spannenden Abschlussprojekt: Die 16 Schülerinnen und Schüler haben im Schulhauskeller einen Escaperoom gebaut. Der Raum wirkt erstaunlich professionell, samt Zeitkapsel, Piratenraum und Da Vinci-Raum. Schon bald steht der Escaperoom für alle offen.

Nerea, Mirjam und Alissia zeigen den Piratenraum des Escape Rooms: Inzwischen liegt sogar das Skelett bereit. (Fotos: cw/zvg)
Der sorgfältig eingerichtete Piratenraum ist fast fertig. Von links: Nerea vom Leitungsteam, Mirjam und Alissia vom Marketingteam.
Mike (links) und Silvan testen, welches Video in der Zeitkapsel abgespielt werden soll.
Oli hat ein raffiniertes Rätselkästchen gebaut.
Levin leimt Leisten zu einem Bilderrahmen zusammen.
Gian (links) bastelt einen Da Vinci-Flügel, Timon misst eine Verkleidung ab.
Diemo erklärt, wie die Rätselgruppe die Rätsel verschlüsselt hat.
Liesbeth malt die Mona Lisa…
…und Leonie färbt den Rahmen dazu passend ein.
Am Ende wirken die «gebastelten» Kunstwerke verblüffend gut.

Auf einem Strohballen steht eine offene Schatzkiste. In der linken Ecke unter der Decke hängt eine Schale, in der ein künstliches Feuer flackert. Mitten im Raum stehen ein Stuhl und ein rundes Holztischlein, darauf ein Kerzenständer, eine Weinflasche und ein offenes Buch. Der Piratenraum wirkt verblüffend und abenteuerlich – wie ein guter Escaperoom eben wirken muss. Bald soll in der Ecke sogar ein Skelett liegen.

 

Emsiges Basteln am Abschlussprojekt

Der sorgfältig dekorierte Raum gehört allerdings nicht zu einem professionellen Escaperoom, sondern befindet sich hinter der Wäscheküche im Keller des Schulhauses Walkringen. Er ist Teil des grossen Abschlussprojekts der 9. Klasse. Mitte Februar sollen die ersten Probedurchläufe für Schulklassen starten.

 

Bis dahin herrscht aber noch ein emsiges Treiben – im Keller, im hellen Klassenzimmer sowie im Werkraum. Schülerinnen und Schüler basteln konzentriert vor sich hin, alle wissen, was sie zu tun haben. Die Klasse hat sich in Gruppen aufgeteilt, und dabei alles berücksichtigt: Ein Zweierteam hat die Projektleitung übernommen, ein anderes das Marketing, daneben arbeiten eine Kreativgruppe, eine Rätsel-, Animations-, Bau- und eine Dekorationsgruppe.

 

Einrichtung aus Brockenstuben und Estrichen

Seit Dezember sind die Neuntklässler:innen mit vollem Einsatz dabei. Für die Einrichtung haben sie sich in Brockenstuben umgesehen. «Und wir haben bei unseren Eltern und Grosseltern Estriche und Keller durchstöbert», sagt Alissia von der Marketinggruppe mit einem Schmunzeln. Ein Blick auf die Einrichtung zeigt: Dort war einiges zu finden, inzwischen hat ein reichhaltiges Dekor den Weg in die Räume gefunden.

 

Für ihr Abschlussprojekt hat sich die 9. Klasse zum grössten Teil selbst organisiert. Unterstützt werden die Jugendlichen vom stellvertretenden Klassenlehrer Simon Junker. Dieser hält sich absichtlich zurück. «Ich halte nur im Hintergrund die Fäden zusammen», erklärt er.

 

Gutes Lehrstück für die Jugendlichen

Zweimal pro Woche bespricht er sich mit Lara und Nerea vom Projektleitungsteam. «Dabei frage ich jeweils nur nach, wie sie ein Problem lösen wollen, oder ob sie an dies und jenes gedacht haben.» Die beiden Projektleiterinnen besprechen danach die offenen Punkte mit den zuständigen Gruppen.

 

Ansonsten lässt Junker die Jugendlichen frei arbeiten. Diese lernen dabei viel , handwerklich und planerisch. Das riesige Weinfass beispielsweise, das sie als Leihgabe auftreiben konnten, traf später ein als geplant. Und – die Enttäuschung der Klasse war gross – es erwies sich als zu sperrig: Der Eingang der Zeitkapsel war inzwischen schon fertig geschreinert, niemand hatte daran gedacht, zu messen, ob er breit genug ist. Soviel sie drehten und schoben, das Fass passte nicht.

 

Kreative Lösungen für alles

Die Klasse liess sich aber nicht entmutigen und fand eine kreative Lösung: Jetzt steht das Fass vor dem Da Vinci-Zimmer, es wirkt auch dort gut. Weil die Zeitkapsel schon früh bereitstand, konnten Mike und Silvan von der Animationsgruppe bereits die Videoinstallation verkabeln. Soeben testen die beiden, welches Video sie dort abspielen wollen.

 

Schon bald waren die Beleuchtung und das schwarze Gefängnisgitter im Piratenraum montiert. Im Werkraum entstehen noch ausgeklügelte Requisiten wie Spezialuhren und ein «Da Vinci-Flügel» aus Holzleisten und Draht. Konzentriert leimen, schrauben, malen, fixieren und hämmern die verschiedenen Teams vor sich hin, immer ausgeklügelter werden die Requisiten.

 

Auch das Mona Lisa-Bild, das Liesbeth von der Gestaltungsgruppe für den Da Vinci-Raum malt, wird am Ende verblüffend gut wirken: Leonie verleiht einem selbstgeschreinerten Rahmen einen dunklen Anstrich. Wenn er trocken ist, werden sie die Mona Lisa sorgfältig einpassen.

 

Anregung aus Berner Escaperoom

Dass die Räume so professionell eingerichtet werden, kommt nicht von ungefähr: Im Herbst besuchte die Klasse den Escaperoom Bern – und war begeistert. Rasch wussten die Jugendlichen, wie ihr Escaperoom aussehen sollte.

 

Auf das Thema «Zeitreise» hätten sie sich ziemlich schnell geeinigt: «Das Konzept passte einfach super», erklärt Mirjam vom Marketingteam. «Die Arbeit liess sich gut auf die Gruppen verteilen.» Sogar das antike Holzschränklein von «Anno 1800», das bisher unbenutzt und vergessen im Schulhauskeller stand, liess sich in dieses Thema integrieren.

 

Rat von «Professor Neunmalklug»

Die «Marketingfrauen» Mirjam und Alissia führen durch die Räume und haben auch die Presseeinladungen verschickt. Die Rätselgruppe entwickelte derweil Ideen für Geschichte und Rätsel, weitere Inspiration fanden sie im Internet.

 

Ausserdem lud die Klasse den Rätselspezialisten «Professor Neunmalklug» aus Lützelflüh ein, der bereits Rätselboxen und -wege entwickelt hat und ihnen hilfreiche Tipps gab. «Die Piratenrätsel stehen, jetzt brauchen wir nur noch ein paar Da Vinci-Rätsel», erklärt Levin von der Rätselgruppe. Er zeigt, wie seine Gruppe die Rätsel verschlüsselt.

 

Finanzierung mit Znüniverkauf

Inzwischen können die Neuntklässler:innen mit einigem Stolz auf ihr eigenes Projekt schauen. Sogar die Finanzierung haben sie selbstständig organisiert: Vor Baubeginn hat die Schulklasse mit Pausenkiosk und Znünibrötchenverkauf an umliegende Firmen 240 Franken eingenommen. Davon waren Ende Januar immer noch 100 Franken übrig. Diese werden sie voraussichtlich noch für Lichterketten und weitere Beleuchtung einsetzen.

 

Im Februar geben alle Gruppen noch einmal Vollgas, damit jedes Detail sitzt und keine Pannen passieren. Alle packen an, wo es nötig ist. Das heisst, Levin aus der Rätselgruppe leimt auch mal einen Rahmen, oder Diemo aus der Dekogruppe hält den Ablauf der Rätsel fest.

 

Das Abenteuer kann losgehen!

Dieser Tage starten die Neuntklässler:innen die Probedurchläufe mit den anderen Klassen aus dem Schulhaus,  nach der Sportwoche laden sie Eltern und Interessierte ein. Zurzeit arbeiten Marketing und Projektleitung daran, wie sie den Escaperoom feierlich eröffnen werden.

 

Und schon bald heisst es: Zeitkapsel auf, das Abenteuer Escaperoom Schule Walkringen kann beginnen!

 

[i] Informationen und Buchung: Escape Room Schule Walkringen


Autor:in
Claudia Weiss, claudia.weiss@bern-ost.ch
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Erstellt: 13.02.2024
Geändert: 13.02.2024
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