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Wattenwil-Bangerten: Neues Outfit für «modernsten Dörfli-Männerchor» 

Der Männerchor Wattenwil-Bangerten erhält zum 100. Geburtstag ein neues Outfit und wird rundum ein wenig aufgepeppt. Wie genau, wird erst an den März-Konzerten verraten. Aber die Neuerungen passen gut zu diesem modernen alterprobten Chor. Darin sind sich Peter Hubacher, der den Männerchor während 52 Jahren dirigiert hat, und Dirigent Erwin Schneider einig.

Der Männerchor mit seinen beiden Dirigenten: Links der Ehemalige «Hubi», rechts der Neue «Winu». (Foto: zvg/schafferphotography.ch)
Der Jubiläumschor im Sommer 2022. Der ehemalige Dirigent «Hubi» ist Zweiter von rechts, der neue Dirigent «Winu» Fünfter von rechts. (Foto: schafferphotography.ch)
Konzert des Männerchors 2022 mit dem neuen Dirigenten Erwin Schneider. (Foto: schafferphotography.ch)

Eigentlich hatte sich Peter Hubacher vor 55 Jahren nur um die Stelle als Lehrer an der Schule Wattenwil beworben. Stattdessen bekam er gleich noch die Stelle als Dirigent des Männerchors aufgedrückt: «Es war Bedingung, dass ich als Lehrer auch die Leitung des Chors übernehme», erzählt er heute. Der Junglehrer, der selber mit der Party-Pop-Band «Barn Boys Sextett» an Anlässen in der ganzen Schweiz auftrat, nahm an.

 

«Noch nie so tollen Zusammenhalt erlebt»

Und er hat es nie bereut: «Ich habe noch nie in einem Verein so einen tollen Zusammenhalt erlebt wie im Männerchor.» So gut gefiel ihm das Amt als Chorleiter, dass er es bis vorletztes Jahr beibehielt. Und «Hubi», wie er weitum genannt wird, hätte wohl noch lange weitergemacht, hätte ihn nicht damals vor Weihnachten ein Schlaganfall ausgebremst. Quasi von einem Tag auf den anderen musste deshalb Chormitglied Erwin Schneider den Dirigentenposten übernehmen.

 

So klar sei bis anhin keineswegs gewesen, dass er eines Tages der Nachfolger würde, sagt Schneider heute. «Ich musste damals aus beruflichen Gründen manche Chorprobe auslassen, und ich war nicht sicher, ob ich das zeitlich schaffen würde.» Aber es war eine Notsituation, und der Chor stand vor der bangen Frage: «Findet in drei Monaten unser Konzert statt, oder fällt es ins Wasser?» Da entschloss sich Schneider, kurzerhand einzuspringen.

 

Der Lehrer und sein Schüler

Und auch er ist geblieben. Ein lustiges Detail: Der neue Chorleiter Schneider war vor vielen Jahren noch Schüler beim alten Chorleiter und Lehrer Hubacher gewesen. Jetzt führt er seit zwei Jahren weiter, was «Hubi» angefangen hat: Er hat den angejahrten Männerchor laufend aufgefrischt. Neben althergebrachten Liedern hat er auch Chansons, Canzoni, deutsche Schlager und zunehmend englische Popsongs ins Repertoire aufgenommen.

 

Peter Hubacher strahlt. «Aus einem sehr traditionellen Dorfmännerchor ist ein sehr moderner Popchor geworden.» Oder wie ihn Dirigent Schneider jeweils stolz ankündigt: «Der modernste und berühmteste Dörfli-Männerchor.» Ausser den regelmässig ausverkauften März-Konzerten tritt der Chor rund zehnmal pro Jahr an verschiedenen Anlässen auf. Im Lauf der Jahre mit immer modernerem Bühnenbild und besserer Technik. Heute sorgt eine professionelle Beleuchtungsanlage für das richtige Licht, und gute Mikrofone samt Tonanlage verstärken die Stimmen. 

 

Erprobte Stimmen im neuen Outfit

Und diese Stimmen, Peter Hubacher sagt das mit sichtlichem Stolz, können sich hören lassen: «Viele unserer Sänger haben schon ziemlich grosse Bühnenerfahrung.» Dirigent Erwin Schneider beispielsweise ist Gründer und Sänger der Band Phenomen, die zwar heute nicht mehr besteht, aber einige Jahre lang schweizweit professionelle Auftritte hinlegte. Alex Metzger, der zweite Tenor, spielte bei den Calimeros Gitarre. Auch viele andere haben Erfahrung mit anderen Bands oder standen schon als Schauspieler auf der Bühne.

 

Sie alle werden an den Konzerten im März das neue Outfit präsentieren. Der neue Look, darin waren sich alle einig, war nötig, um junge Männer anzusprechen: Altbackene Männerchöre ziehen keinen Nachwuchs an. Aus demselben Grund bekommt der Chor zum 100. Geburtstag einen neuen Namen. Zum neuen Namen halten sich aber der alte und der neue Dirigent diskret zurück: Er wird erst am ersten Konzertabend vom 16. März bekanntgegeben.

 

Neue Verpackung mit alter Qualität

Immerhin so viel verrät Peter Hubacher: «Der Name kommt nicht von ungefähr, er hat viel mit der Stimmung in unserem Chor zu tun.» Und Dirigent Erwin Schneider ergänzt: «Der Name widerspiegelt vieles vom Wesen unseres Männerchors: Sobald der Vorhang aufgeht, sieht man auf den Gesichtern sofort die Freude und Begeisterung.» Sein Ziel lautet, in einer neuen Verpackung die alte Qualität beizubehalten.

 

Allenfalls etwas jünger dürfte der Chor vielleicht werden – aber nicht unbedingt grösser. Schon seit einer Weile singen immer plusminus 25 Männer im Chor mit. «Die ideale Grösse», erklärt Alt-Dirigent Hubacher: «So lernt man sich gut kennen, und so fühlen sich alle verantwortlich und tragen voll mit.» Bei mehr Mitsängern könne nicht mehr das gleich grossartige Gefühl von Zusammenhalt entstehen, «und dann gibt man sich automatisch etwas weniger persönlich ein und kennt einander nicht so eng, wie das heute der Fall ist».

 

Tonaufnahmen statt Notenblätter

Ohnehin ist der Männerchor Wattenwil-Bangerten wohl einer der jüngeren Männerchöre: Tom König ist mit 40 Jahren der jüngste Sänger, Paul Zürcher, mit seinen 80 Jahren doppelt so alt, der älteste. Das Durchschnittsalter liegt zwischen 50 und 60 Jahren. Vor allem den jüngeren Sängern kommt entgegen, was Erwin Schneider als Neuerung eingebracht hat: Weil er selbst keine Noten lesen kann, macht er zuhause in seinem Tonstudio Aufnahmen, indem er jede Stimmlage persönlich vorsingt.

 

Jeder erhält dann eine Aufnahme davon: «So hören alle, wie es klingen muss», erklärt Schneider. Das komme vor allem den jüngeren Sängern entgegen, die eben nicht mehr gelernt hätten, Noten zu lesen, oder die das einfach nicht schaffen. So wie er. «Dadurch soll sich aber niemand abschrecken lassen!»

 

Hauptsache, es geht mit dem Chor weiter

Peter Hubacher, als Lehrer sattelfest im Notenlesen, schluckte nach seiner Genesung zwar anfangs ein wenig leer über diese Änderung. Generell habe er sich daran gewöhnen müssen, dass er nur noch in der zweiten Reihe steht und dass ein anderer den Ton angibt. Aber vor allem freut er sich enorm, dass es mit dem Chor weitergeht.

 

Sowohl der ehemalige wie der jetzige Dirigent warten schon heute gespannt, wie der neue Look des Männerchors beim Publikum ankommt. Und sie platzen fast, bis sie endlich die anderen Neuerungen rund um den 100-jährigen Chor offiziell verraten können. Sie werden das so tun, wie sie ihre Konzerte immer präsentiert haben: Mit riesiger Begeisterung.

 

[i] Konzertreihe des Männerchors Wattenwil-Bangerten: Start am 16. März 2024. Tickets sind erhältlich ab 26. Februar, 19:00 Uhr, unter www.mwb24.ch oder 078 315 92 24 (Sara Schaffer)


Autor:in
Claudia Weiss, claudia.weiss@bern-ost.ch
Nachricht an die Redaktion
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Erstellt: 08.02.2024
Geändert: 09.02.2024
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