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Altersheim oder Anwohnerschutz? Wichtrach hat entschieden
Letzter Wille vs. Widerstand: In Wichtrach soll auf vererbtem Land ein Alterswohnheim entstehen – doch Anwohnende wehren sich.
Die Gemeinde hat am Mittwochabend Ja gesagt und die Weichen für den Bau von Alterswohnungen gestellt. BERN-OST hat live aus der Tunhalle in Wichtrach getickert.
Wir haben live von der Gemeindeversammlung in Wichtrach berichtet. Die Turnhalle in Wichtrach war bis auf den letzten Platz besetzt. Das Interesse war gross. Eineinhalb Stunden wurde diskutiert, danach abgestimmt.
62 Prozent haben für das Projekt mit Alterswohnungen gestimmt, 38 Prozent stimmten dagegen.
Das heisst, die Bevölkerung gibt grünes Licht für eine Überbauung mit 40 Wohnungen für alters- und behindertengerechtes Wohnen. Die Parzelle, die bebaut wird, befindet sich hinter dem Restaurant Löwen, gleich hinter der Hauptstrasse. Das Grundstück war von Ruth Baumann der ANA AG in Münsingen – die Alterswohnheime betreibt – vererbt worden mit dem Auftrag, dort altersgerechte Wohnungen zu bauen. Besten Dank fürs Verfolgen des Tickers.
21:05 h – Abstimmung
Abstimmung über die Änderung des Zonenplans:
196 Ja zu 124 Nein bei 24 Enthaltungen
Der Antrag ist somit angenommen. Die Stimmbevölkerung hat deutlich Ja gesagt.
21:00 h – Aufruf vorwärts zu machen
Ein Vertreter der SP sagt von sich, er sei 65. In Wichtrach lebten über 1000 Personen, die über 60 seien. Er ruft auf, nicht über Details zu diskutieren. Er dankt dem Gemeinderat für die Vorbereitung und spricht sich für ein Ja aus.
Die Diskussion soll abgeschlossen werden. Lauter Applaus. Ein Antrag wird gestellt, die Diskussion zu beenden und abzustimmen.
267 Stimmen sind für eine Abstimmung. Plötzlich geht es schnell.
20:55 h – Stehen an Ort
Es wird weiter über Gebäudehöhen, Flach- und Giebeldächer diskutiert. Die Leute sitzen ruhig, hören zu, nicken. Langsam wird es warm in der Turnhalle, die bis auf den hintersten Platz besetzt ist. 344 Frauen und Männer warten auf die Abstimmung.
20:53 h – Kritik am Gemeinderat
Ein Anwohner wirft dem Gemeinderat Irreführung vor. Es geht um die Höhe der Bauten. Die Visualisierung wird kritisiert. Die Folien werden nochmals gezeigt und diskutiert. Der Gemeinderat sagt, es sei korrekt, der Anwohner sieht es anders. Auch die Höhe des Dachs wird hinterfragt.
20:50 h – Diskussion verläuft ruhig
Die Stimmung im Saal sieht danach aus, dass die Befürworter der Vorlage in der Mehrzahl sind. Es gibt ab und zu Applaus zu Voten. Aber im Grossen und Ganzen läuft alles sehr geregelt und anständig ab. Keine Zwischenrufe. Votanten melden sich, stellen Fragen, diese werden mehr oder weniger verständlich beantwortet. Zum Teil wirken die Antworten sehr technisch.
20:45 h – Wer kann dort wohnen?
Es wird über Grösse und Art der Wohnungen diskutiert. Es geht um die Anzahl von Familienwohnungen. Wie die Wohnungen vergeben werden, sei über das Testament von Frau Baumann geregelt. Die Wohnungen müssen mehrheitlich an Personen über 60 Jahren vergeben werden. Es gehe um Mietwohnungen, die Wohnungen dürfen nicht verkauft werden. Auch dies stehe so im Testament.
20:40 h – Wie bezahlbar sind die Wohnungen?
Anwohner: Es bestehe der Verdacht, dass sich Leute aus Wichtrach diese Alterswohnungen kaum werden leisten können. «Es geht um 40 Wohnungen, was überdimensioniert ist.»
20:38 h – Abstimmung über geheime Abstimmung
Soll per Hand oder geheim abgestimmt werden?
Geschätzt hebt knapp ein Drittel die Hand. Eine klare Mehrheit ist gegen die geheime Abstimmung. Ist dies schon eine Vorwegnahme der Abstimmung? 56 stimmten für die geheime Abstimmung, welche somit vom Tisch ist.
20:35 h – Wie abstimmen?
Ein Anwohner beantragt eine geheime Abstimmung. Kein Applaus, aber lautes Murmeln.
20:33 h – Parkplätze?
Eine Frau stellt Fragen wegen Parkplätzen für die Alterswohnungen. – «Es gibt eine Einstellhalle», antwortet der Gemeindepräsident. «Das habe Frau Baumann nicht verlangt», entgegnet die Frau. Es wird in Frage gestellt, ob Feuerwehr und Rettungskräfte Zugang finden. Das sei sichergestellt, antwortet ein Vertreter der Gemeinde.
20:30 h – Antwort Gemeindepräsident
Die Denkmalpflege hiess das Projekt gut, so Riem. «Die Qualitätsanforderungen an das Ortsbild werden erfüllt», so die Meinung der Denkmalpflege.
20:27 h - Diskussion wird eröffnet
Ein Anwohner meldet sich: «Wir wollen keine grüne Wiese. Wir begrüssen ein neues Quartier mit altersgerechten Wohnungen. Ein 17 Meter hoher Block ist ein kleiner Wolkenkratzer und wird das Ortsbild beschädigen. Wir sehen das nicht ein.»
«Auch die Erschliessung des Quartiers über den Lochweg sei keine gute Lösung. Es wird ein Verkehrschaos bei der Hauptstrasse geben», so der Anwohner. «Es könnte sein, dass das Projekt reiche Auswärtige anzieht.»
«Wenn wir heute Nein sagen, kann das Projekt redimensioniert werden.»
Die Frau des Anwohners sagt: «Es geht um Ruth Baumann, um ihr Erbe. Damals ging es noch um Häuser mit Giebeldach. Stellt euch vor Ruth Baumann würde noch leben und aus ihrem Bauernhaus auf diese Siedlung schauen. Wäre dies in ihrem Sinn?»
Applaus.
20:25 h – Kein Plan B
«Wer heute Nein sagt, verhindert für die nächsten 10 – 15 Jahre die Entwicklung des Areals. Man müsste wieder bei Null anfangen», so Riem.
20:22 h – Flyer sorgte für Unruhe
«Ihr alle habt einen Flyer erhalten. Auf diesem wurde für ein Nein geworben. Aber es braucht eine Richtigstellung», so Riem: «Das Projekt ist nicht überdimensioniert. Der Ortsbildschutz wird nicht missachtet. Die Bauherrschaft erhält keinen Freipass. Und es gibt keine Verkehrsüberlastung.»
20:20 h – Langes Verfahren
Das Planerlassverfahren wird aufgezeigt. Es geht darum zu zeigen, dass alles rechtens ablief. Die öffentliche Mitwirkung fand vor zwei Jahren statt. Heute ist der Abend der Entscheidung. Wird eine Mehrheit für das Bauprojekt für alters- und behindertengerechtes Wohnen stimmen?
20:15 h – Maximale Höhe und weiter Folien
Die neu geplanten Bauten werden eine Fassadenhöhe von 7.5 Meter haben. Dies sei nicht höher als das dazugehörende Bauernhaus (neben dem Restaurant Löwen). Weitere Karten werden gezeigt, das Gebiet sei früher von Hochwasser bedroht gewesen. Heute nicht mehr. Es geht um Richtpläne, Zonenpläne und Überbauungsordnungen, einem Mann in der Reihe neben mir fallen bereits die Augen zu. (kein Scherz!) Einige rutschen auf den Stühlen hin und her.
20:10 h – Drei Bauten geplant
Eine Visualisierung der Alterswohnungen wird gezeigt. Es geht um drei Gebäude mit bis zu vier Etagen. Dazwischen viel Grün mit Bäumen. Würde man nach der bestehenden Überbauungsordnung Häuser mit Giebeldach bauen, so könnte sogar höher gebaut werden, als nun geplant ist, so Riem. Der Gemeindepräsident erläutert Änderungen im Baureglement, Folien werden aufgelegt, die Präsentation wirkt recht trocken.
20:05 h – Technische Details
Der Gemeinderat unterstütze das Projekt von Alterswohnungen im Zentrum von Wichtrach. Es wird über Bauverordnungen gesprochen, welche im Jahr 2005 erlassen wurden. Pläne werden gezeigt, das Verfahren wird aufgezeigt, Workshops wurden durchgeführt, Experten konsultiert. Das Projekt, worüber heute abgestimmt wird, hatte einen langen Vorlauf. Dieser wird detailliert vorgetragen. Die Leute im Saal bleiben ruhig, den Blick nach vorne auf die Leinwand gerichtet.
20:00 h – Das Projekt der Überbauung wird erklärt
Gemeindepräsident Riem sagt ein paar Worte zum Bauland, welches bebaut werden soll. Riem beginnt früh in den 70er Jahren mit seinen Erläuterungen. 1985 sei rund um das Grundstück gebaut worden. Schon früh wurde das Bauland Hagacher in eine Zone mit Planungspflicht ZPP umgezont.
Das Land gehörte Ruth Baumann. Nach ihrem Tod 2015 vermachte sie das Land der Alterssitz Neuhaus Aaretal AG. Das Bauvorhaben sei für die Gemeinde sehr wichtig, da aktuell noch kein Angebot an altersgerechten Wohnungen vorhanden sei.
19:55 h – Erste Drohung zu zweiter Abstimmung
Zwei Anwältinnen melden sich zu Wort, es geht ums Traktandum 2, also nicht um die geplante Überbauung. Es wird kritisiert, dass die Gemeindeversammlung während der Ferienzeit (Pfingstferien) angesetzt wird. Sollte der Beschluss gefasst werden, könne dieser angefechtet werden. Nach wie vor hat die Diskussion um die Überbauung noch nicht angefangen.
19:50 h – Zählung der Anwesenden
Eine Rüge gegen die Ansetzung der Gemeindeversammlung sei bereits im Vorfeld eingegangen.
Anwesend sind 344 Stimmberechtigte, das sind 10.4 Prozent der Wichtracher Stimmbevölkerung. «So bin ich der Gemeindepräsident, der wohl am meisten und am wenigsten Teilnehmerinnen an einer Gemeindeversammlung hatte», so Riem.
19:45 h – Infos zum Ablauf
Der Gemeindepräsident legt den Ablauf des Abends dar. Wer stimmen darf, als erstes wird über die Überbauung «Hagacher» diskutiert, danach abgestimmt. Wie üblich an der Gemeindeversammlung werden die Anwesenden auf dem Podium vorgestellt, auch ein Vertreter eines Architekturbüros ist anwesend.
Weiter werden Stimmenzählerinnen und -zähler bestimmt. Diese sind in der vollen Halle um ihren Job nicht zu beneiden. Im Saal ist es ruhig, alle warten gebannt, dass es losgeht.
19:40 h – Einleitung von Gemeindepräsident Bruno Riem
«Wir stehen in der Verantwortung für alle unsere Gemeinde lebenswert zu gestalten», sagt Gemeindepräsident Riem. Eine Gemeinde könne nicht nur für die Jungen planen. Heute Abend soll mit Weitblick entschieden werden. Es gehe nicht um Masse, sondern um Werte. «Wichtrach soll ein Ort sein, in dem Familien wachsen können.»
19:35 h – Die Versammlung beginnt
«Heute Abend steht viel auf dem Spiel», mit diesen Worten begrüsst Gemeindepräsident Bruno Riem (FDP) die Teilnehmenden der Gemeindeversammlung.
Die Gemeinde habe in den letzten Jahren viel investiert, dies gelte es weiter zu verfolgen. «In Wichtrach leben nicht nur junge Leute, die die Schule besuchen, sondern auch ältere Menschen», so Riem. Auch für diese Leute müsse Wohnraum fürs Alter geschaffen werden.
19:30 h - Beginn mit Verspätung
Die Turnhalle im Schulhaus am Bach in Wichtrach ist bis auf den letzten Platz besetzt. Von überall her werden noch Stühle in die Halle getragen, damit alle Leute Platz nehmen können.
...BERN-OST tickert live aus der Turnhalle in Wichtrach...
Zur Vorgeschichte
Ruth Baumann ist vor zehn Jahren gestorben. In ihrem Testament vermachte sie ein Stück Land hinter dem Restaurant Löwen einem Betreiber von Altersheimen. In ihrem Testament wünschte die Verstorbene, dass auf dem Grundstück barrierefreier Wohnraum für altersgerechtes Wohnen entsteht. Die Gemeindeversammlung Wichtrach entscheidet am Mittwochabend über diesen geplanten Neubau «Hagacher Süd».
Man könnte sich denken, was will man mehr? Die Gemeinde erhält quasi ein Zentrum für altersgerechtes Wohnen geschenkt. Seit Jahren wurde geplant, kurz vor der Abstimmung hat sich ein Komitee bestehend aus Anwohnerinnen und Anwohnern des Grundstücks mit Inseraten gemeldet (auch auf BERN-OST). Diese Überbauung sei abzulehnen, da zu wuchtig und zu viel Verkehr entstehe. Am Mittwochabend kreuzen in der Turnhalle in Wichtrach Befürworter und Gegnerinnen die Klingen.
Erstellt:
04.06.2025
Geändert: 05.06.2025
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