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Wieder ein Laden weniger in Oberdiessbach: Die Papeterie Trachsel schliesst auf Ende Jahr
Ursula Trachsel muss ihre Papeterie an der Thunstrasse 15 in Oberdiessbach auf Ende Jahr aus wirtschaftlichen Gründen schliessen. Für die 53-jährige Vollblutverkäuferin ist das hart, sie steht der kommenden Jobsuche aber offen gegenüber. Zudem blickt sie auf 26 vorwiegend gute Geschäftsjahre zurück.
„Ich habe meine Arbeit immer sehr gerne gemacht und hatte eine gute und treue Kundschaft“, sagt Ursula Trachsel. Nach der Eröffnung des Geschäfts 1991 – damals noch an der Kirchstrasse – hätten sie gute Jahre gehabt. „Erst in den letzten Jahren ist der Umsatz zurückgegangen.“
Konkurrenz von grösseren Anbietern
Die Gründe dafür sieht sie bei der Konkurrenz mit grösserem Angebot in den umliegenden grösseren Ortschaften und im Internet. „Der Kunde will mehr Auswahl“, sagt sie. „Wenn man einen Schulsack kaufen will, will man zuerst alle gesehen haben.“
Auch bei den Bürokunden sei es zunehmend schwieriger geworden, da diese an anderen Orten von grosszügigen Rabatten profitierten, welche ein kleines Geschäft nicht bieten könne. Wegen dem Umsatzrückgang hat Trachsel bereits seit fünf Jahren keine Angestellten mehr.
Ein Verlust fürs Dorf
„Die Schliessung der Papeterie ist sicher ein Verlust fürs Dorf“, sagt sie. Vom Schulkind bis zum Erwachsenen würden doch alle gerne in eine Papeterie gehen.
„Es ist auch für die anderen Läden im Dorf nicht gut, wenn ein Laden schliesst“, meint Trachsel. Dafür, dass es in Oberdiessbach ein neues Geschäft gibt, das die Lücke schliesst, sieht sie keine Anzeichen. Aber Grossverteiler und Post böten auch Papeteriewaren an.
Dankbare Kundschaft
„Es ist schon hart, das Geschäft schliessen zu müssen“, sagt sie. Der Prozess habe aber schon früher angefangen und jetzt, wo es so weit sei, sei es auch eine Erleichterung. Die Reaktionen der Kunden, die das nicht erwartet hätten, würden nun gegen den Schluss allerdings zunehmen.
„Es ist aber auch schön, manche kommen und sagen: `Du musst mir noch das bestellen, das habe ich immer von dir bekommen`“, sagt sie. Die Kundschaft, die auch jetzt noch zu ihr komme, sei sehr dankbar.
Neun Lehrlinge und das Oberdiessbach-Buch
Es sind denn auch die schönen Momente, an die sich Trachsel hält. „Ich habe neun Lehrlinge ausgebildet und hatte immer Freude, mit ihnen zusammen zu arbeiten“, erinnert sie sich. Sie schätzte in den 26 Jahren zudem den Kundenkontakt und die Beratung und hatte Freude daran, für Kunden passende Lösungen zu suchen und zu finden.
Als 2015 das Oberdiessbach-Buch erschien, wurde sie vom Autor und dem Verleger für den Verkauf angefragt. „Ich fühlte mich sehr geehrt, dass sie mich dafür ausgewählt hatten“, sagt sie. Das Buch ist immer noch bei ihr erhältlich.
Mitbegründerin des Weihnachtsmärits
Erfolg hatte Trachsel auch mit dem Oberdiessbacher Weihnachtsmärit. Sie war 1992 im Gründungs-OK und blieb dort zwanzig Jahre. „Den Märit gibt es noch immer, er wird aber nun vom Gewerbeverein organisiert“, sagt sie.
Gab es auch Tiefpunkte in den 26 Jahren? „Rückschläge gibt es an allen Orten, aber für mich hat es immer gestimmt“, sagt sie. Sie habe immer die Familie im Rücken gehabt, die auch tatkräftig mithilft. „Mein Mann macht die Buchhaltung und mein Sohn, der Informatik-Lehrling ist, hilft mir mit der Elektronik“, sagt Trachsel.
Mit 53 auf Jobsuche
Sie scheint auch die jetzige Situation mit Fassung zu tragen: Mit 53 muss sie nochmals auf Jobsuche, sieht dies aber auch als Chance für etwas Neues. „Ich suche etwas im Verkauf, Detailhandel oder Kundendienst“, sagt Trachsel, für die es nicht zwingend wieder in einer Papeterie sein muss.
Auf Ende Jahr hat sie das Ladenlokal gekündigt. Was dann dorthin kommt sei noch unklar. Bis dahin gibt es in der Papeterie einen Totalausverkauf. „Ich möchte am Schluss auch noch die Gestelle verkaufen“, sagt sie.
[i] Zum Gewerbeeintrag der Papeterie Trachsel auf BERN-OST
[i] Zum Inserat für das Oberdiessbach-Buch auf BERN-OST
Erstellt:
28.10.2017
Geändert: 28.10.2017
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