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Wisle Ladies auf Sponsor*innensuche: Worber Eishockeyclubs fehlt das Eisgeld

"Häufet üs" - Die Frauen vom HC Wisle Ladies bitten mit einem Video in den sozialen Medien um Unterstützung. Weil diverse Veranstaltungen abgesagt werden, fehlt es ihnen an Geld, um im Wislepark das Eis zu mieten. Dasselbe Problem hat der EHC Worb.

MIt diesem Video suchen die Wisle Ladies nach Sponsor*innen. (Video: HC Wisle Ladies)
Die Wisle Ladies wären bereit fürs Eis - was fehlt ist Geld für die Miete. Unten links Captain Michelle Gfeller(Bilder: zvg)
EHC Worb mit Präsident Mario Flühmann (hinten 5.vl, mit Glatze).

Für Michelle Gfeller ist Eishockey mehr als ein Hobby. Sie ist Captain und Hauptverantwortliche des erst vor drei Jahren gegründeten HC Wisle Ladies und trainiert die U9- und U13-Junior*innenmannschaften des HC Wisle. "Dass es uns gibt, ist wichtig, damit die Mädchen auch eine Perspektive haben für wenn die Juniorenzeit vorbei ist", ist sie überzeugt.

 

Aktuell steht es allerdings nicht besonders gut um die Wisle Ladies. Ihnen sind die Einnahmen weggebrochen. Einerseits springen Sponsor*innen ab, weil sie selber sparen müssen, andererseits werden auch laufend Veranstaltungen abgesagt, an denen die Hockeyspielerinnen jeweils mithelfen und so einen Teil ihres 24'000-Franken-Budgets bestreiten.

 

1000 Franken für ein Heimspiel

Die Kosten allerdings bleiben gleich. 330 Franken kostet die Miete der Eisfläche im Wislepark pro Training, 1000 für ein Heimspiel. Zu Buche schlagen auch der Transport zu Auswärtsspielen, die Ausrüstung, das alljährliche Trainingslager und die Miete der Damengarderobe im Wislepark, die die Ladies auch den Mädchen in den Junior*innenmannschaften zur Verfügung stellen.

 

Nebst den Sponsor*innen bezahlen die Spielerinnen einen grossen Teil der Kosten selber: 500 Franken Mitgliederbeitrag pro Jahr, 100 Franken für die Garderobe und 150 ans Trainingslager. Dazu kommen 300 Franken, die jede mit dem traditionellen Sponsor*innenlauf verdienen muss und die obligatorischen Helfer*innenstunden an Anlässen.

 

Viele sind auch Hockey-Mütter

Das Ziel ist, dass diese Kosten nicht steigen. "Wir können nicht erwarten, dass die Spielerinnen plötzlich drei- bis viertausend Franken zahlen. Viele sind Familienmütter, deren Kinder auch im Hockey sind. Da fallen nochmals etwa die gleichen Kosten an", erklärt Michelle Gfeller.

 

Über die sozialen Medien suchen die Wisle Ladies deshalb neue Sponsor*innen, wobei explizit auch kleine Beträge willkommen sind. In einem Video erklären sie ihre Situation. "Nur Kraft und Technik trainieren reicht nicht. Wir müssen auch aufs Eis!" Ausserdem brauche das Team auch neue Leibchen. "Das tönt für Aussenstehende vielleicht nach einem Luxusproblem. Aber wir spielen jetzt schon die vierte Saison darin und sie zeigen ein veraltetes Logo."

 

"Kein Vorwurf"

Michelle Gfeller betont, dass sie den Sponsor*innen für ihre Zurückhaltung keinen Vorwurf mache. "In der Situation jetzt liegt es für viele einfach nicht mehr drin." Um eine Reduktion der Eismiete habe man nicht angefragt. "Da hätten wir uns nicht dafür. Wir wissen doch, dass der Wislepark auch kämpfen muss zurzeit."

 

Ähnlich wie den Wisle Ladies geht es auch den Männern vom EHC Worb. Deren Budget sei rund das Doppelte der Ladies, gibt EHC-Präsident Mario Flühmann an. Der Schaden wegen wegfallenden Sponsor*innengeldern und fehlenden Verdienstmöglichkeiten an Anlässen, beläuft sich hier auf etwa 20'000 Franken.

 

"Freude überwiegt"

Als Notlösung hat der EHC Worb die Mitgliederbeiträge der Spieler einmalig um rund 50 Prozent auf 1400 Franken abgehoben und die Anzahl Eistrainings leicht reduziert. "An den hohen Kosten für die Eismiete lässt sich leider nicht viel ändern, das gehört zu unserer Sportart", sagt Flühmann. Der Wislepark habe die Vereine aber tatkräftig dabei unterstützt, die Schutzkonzepte zu erarbeiten und umzusetzen. "Trotz den schwierigen Umständen überwiegt bei uns die Freude, dass wir auch in dieser Zeit unserem geliebten Hobby nachgehen können."

 

Der Wislepark gehört der Gemeinde. Diese übernimmt jedes Jahr das Defizit von Schwimmbad und Eishalle bis zum Betrag von 780'000 Franken. Davon sei ein beträchtlicher Anteil für das Eis, sagt Gemeindepräsident Niklaus Gfeller auf Anfrage. Weitere Beiträge an die Vereine seien weder geplant noch üblich. "Wo allenfalls etwas möglich wäre, ist beim Nachwuchs."

 

[i] Über diese Webseite kann man den Wisle Ladies spenden.


Autor:in
Anina Bundi, anina.bundi@bern-ost.ch
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Erstellt: 23.10.2020
Geändert: 23.10.2020
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