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Wislepark und Strompreise: Klubs müssen mehr zahlen, sonst gibt es kein Eis

Kein Eis mehr ab Januar, das droht dem Wislepark, wenn die Strompreise weiter verrückt spielen. Am Mittwoch lud die Sportzentrum AG ihre Stammclubs ein, um sie über die Folgen der hohen Strompreise zu informieren. Klar ist: Die Saison kann pünktlich starten und auch für nächstes Jahr sieht es zurzeit nicht mehr nach dem Worst Case aus.

Das Eis im Wisepark braucht viel Strom. (Bilder: wislepark.ch, lenka-koelliker.ch)

Zwei Szenarien stellten die Verantwortlichen vor. Bleiben die Preise hoch - gerechnet wurde mit 70 Rappen pro Kilowattstunde - steigen die Betriebskosten des Wisleparks um rund eine Million Franken pro Jahr. Allein der Betrieb der Eisfläche würde 700’000 Franken mehr kosten als normal. In diesem Fall würde die Kälteanlage Ende Jahr abgestellt, dann wenn der laufende und günstigere Stromliefervertrag abläuft. Die Eishockeyklubs, der Curling- und der Eisstockklub könnten weder trainieren noch spielen, schlimmstenfalls würde die Hockeysaison frühzeitig enden.

 

Worst Case trifft wohl nicht ein

Nach diesem Worst Case sieht es zurzeit gerade nicht mehr aus. Seit einigen Tagen gibt es Anzeichen, dass der Aufwärtstrend bei den Strompreisen sich gedreht hat. Möglich also, dass das zweite Szenario eintrifft.

 

Sinkt der Strompreis auf 50 Rappen oder darunter, sei der Eisbetrieb weiterhin möglich – allerdings brauche es dafür einen «Kraftakt und die Solidarität aller Beteiligten», schreiben die Verantwortlichen. Die Mehrkosten für sieben Monate Eis, von September bis März, wären in diesem Szenario 400'000 Franken, das sind durchschnittlich 57'000 Franken pro Monat.

 

Klubs müssen 25'000 Franken pro Monat übernehmen

Wie sieht nun dieser Kraftakt aus, den der Wislepark von den Klubs erwartet? Voraussetzung für den Eisbetrieb sei, dass die Klubs knapp die Hälfte der Mehrkosten übernehmen, so die Rechnung. 25'000 Franken pro Monat müssten die Klubs unter sich aufteilen. Den restlichen Mehraufwand würde die AG übernehmen. Für das ganze Jahr 225'000 Franken für das Eis, weitere 200'000 Franken für den restlichen Betrieb.

 

„Luftsprünge gab es keine. Aber alle Anwesenden haben die Nachricht situationsgerecht aufgenommen und lösungsorientiert diskutiert“, sagt Martin Hügli, Verwaltungsrat des Sportzentrums, am Tag darauf. Die Vereinsvertreter hätten auch bereits einen möglichen Verteilschlüssel für die Mehrkosten ausgehandelt. Diesen müssen die Klubs nun intern besprechen.

 

"Alle wollen die Saison spielen"

Wie der Schlüssel genau aussieht, müsse zuerst vereinsintern diskutiert werden, bevor extern kommuniziert werde, sagt Daniel Weber, Präsident des HC Wisle, des Worber Nachwuchseishockeyclubs mit einem aktiven Frauenteam. „Es ist eine unkomplizierte und solidarische Formel besprochen worden“ Er habe am Mittwoch eine positive Stimmung gespürt. „Alle wollen gerne die ganze Saison spielen. Ich glaube, wir werden uns finden.“ Eine Erhöhung der Mitgliederbeiträge sei beim HC Wisle nicht vorgesehen. „Wir wollen und müssen das Geld über unsere Events hereinholen.“ Nebst dem Treichle-Cup im Frühling gebe es dafür auch neue Ideen. 

 

"Wir können in den saueren Apfel beissen"

Martin Neuenschwander, Vorstandsmitglied beim EHC Mirchel ist am Tag nach der Versammlung nicht mehr komplett zuversichtlich. „Natürlich wollen alle, dass wir Eis haben. Aber im Nachhinein betrachtet sind die Kosten wahnsinnig. Für uns würde die Eismiete um fast 70 Prozent steigen.“ Nach zwei „verschissenen“ Saisons wegen Corona, in denen auch keine geldbringenden Events stattfinden konnten, hoffe man sehr, wieder einmal eine Saison durchziehen zu können. „Wir können das so umsetzen und in den sauren Apfel beissen. Aber eine zweite Saison mit solchen Mehrkosten, da wären wir irgendwann am Anschlag.“ Alles auf die Mitglieder abzuwälzen sei keine Option. „Es wird ja alles teurer, auch die Krankenkasse. Wenn das Hobby auch noch teurer wird, wird es schwierig.“

 

Curler:innen rechnen mit Saison

Auch der Curling Club schaut noch nicht weiter voraus als bis im nächsten Frühling. „Wir rechnen damit, dass wir die Saison spielen“, sagt Club-Präsidentin Lenka Kölliker. Allenfalls werde man sie um ein, zwei Wochen verkürzen und schon Ende Februar Schluss machen. Beschlossen sei noch nichts. „Wir müssen das jetzt im Vorstand besprechen und durchrechnen, dann mit unseren Mitglieder und unseren Partnerclubs, die die Curlinghalle ebenfalls nutzen.“

 

Neue Kälteanlage war günstiger als erwartet

Der Betrieb des Wisleparks ist schon heute nur möglich, weil die Gemeinde Worb alljährlich fast 800'000 Franken einschiesst. Die Hälfte davon ist für den laufenden Betrieb von Eishalle und Schwimmbad gedacht, der Rest geht in die Reserve für grössere Investitionen. Eine solche hat der Wislepark erst vor Kurzem getätigt. In der Eishalle steht seit Anfang Jahr eine neue Kälteanlage. Kostenpunkt: 3,6 Millionen Franken. Dafür musste die Sportzentrum AG einen grossen Teil der Eigenmittel investieren und zusätzlich einen Kredit über 1 Mio. Franken aufnehmen. Die Rückzahlungen und Zinsen kommen zu den hohen Stromkosten noch dazu.

 

Da man bei dem Projekt mehrere Hunderttausend Franken unter dem Budget blieb, sei noch Geld vorhanden, sagt Martin Hügli. „Wir haben gerechnet. Bei 50 Rappen können wir das Ganze stemmen.“ Man habe allerdings primär die Saison 22/23 im Blick. "Mehrere Jahre wäre das nicht tragbar.“ Er hoffe deshalb sehr, dass sich die Situation beruhige.

 

Gemeindebeitrag ist "genagelt"

Eine Erhöhung des Gemeindebeitrags sei jedenfalls kein Thema, sagt Hügli. Auch Gemeindepräsident Niklaus Gfeller (EVP) ist in der Sache klar: „Über diesen Betrag wurde 2017 an der Urne abgestimmt. Der ist genagelt.“

 

Ob und wie lange das Eis im nächsten Jahr zur Verfügung steht, wird sich in den nächsten Wochen zeigen. Der Saisonstart ist nicht gefährtet. Seit einigen Tagen ist der Wislepark-Eismeister an der Arbeit, am Wochenende finden die ersten Trainings und Matchs statt.


Autor:in
Anina Bundi, anina.bundi@bern-ost.ch
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Erstellt: 16.09.2022
Geändert: 16.09.2022
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