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Worb - Dölf Ogi und die Worber SVP: "Eine schier unglaubliche Geschichte"

Zum 70. Geburtstag von Alt-Bundesrat Adolf Ogi ist das Buch "Dölf Ogi - so wa(h)r es!" erschienen. Ogi wohnte mit seiner Familie mehrere Jahre in Rüfenacht. In dem Buch ist eine Polit-Episode von 1979 um die Worber SVP beschrieben, die Ogi eine "schier unglaubliche Geschichte" nennt. Hier die Worber Episode und eine Buchbesprechnung.

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"Kaum ist er in der SVP, will ihn gleich wieder einer rausschmeissen. Nicht Christoph Blocher, nein. So etwas wäre dem Herrliberger nie im Traum eingefallen. Trotz allem...

Anfang Oktober 1979, Hotel Bahnhof, Konolfingen im Emmental, kurz vor den National- und Ständeratswahlen. Adolf Ogi, der Architekt der grossen Erfolge für die Skination Schweiz in den Siebzigerjahren, will in den Nationalrat. Für die SVP. Ein Jahr zuvor ist er der Partei beigetreten. Die junge Familie wohnt damals in Rüfenacht und Adolf Ogi wird folgerichtig Mitglied der nächstgelegenen Berner SVP-Sektion Worb.

Heute stellt er sich im Hotel Bahnhof in Konolflngen seinen potentiellen Wählern vor. Ogi kandidiert auf der Emmentaler Liste der SVP, auf schier hoffnungsloser Position, nämlich auf Listenplatz 21 von insgesamt 27. Er sagt damals 'Startnummer', noch immer ist er in erster Linie Sportler, nicht Politiker.

Eines schönen Tages sind sie zu ihm gekommen, Gottlieb Geissbühler, bernischer Grossrat und Präsident der Berner SVP, und Peter Schmid, späterer Berner SVP-Regierungsrat, der Bruder von Ogis Nachfolger im Bundesrat, Samuel Schmid. In der Bellevue Bar der Hauptstadt sind sie spätnachmittags rasch zur Sache gekommen: 'Wir wollen dich auf der Nationalratsliste!' Und zwar am besten auf der Emmentaler Liste, die könnte einen Stimmenfänger wie ihn noch gut gebrauchen.

Zuerst muss Adolf Ogi im Skiverband nachfragen, ob er überhaupt kandidieren dürfe. 'Ja gern', lautet der positive Bescheid. Also sagt Ogi zu.

Doch zuerst muss noch etwas erledigt werden. Ogi nennt es noch heute eine 'schier unglaubliche Geschichte'. Als er dem Präsidenten der Sektion Worb. dem Landwirt Walter Reber, offenbart, was die Parteioberen mit ihm vorhaben, wird der arme Bauersmann ganz bleich im Gesicht: 'Wir haben unseren Kandidaten bereits bestimmt, Gärtnermeister Gottfried Hofmann aus Worb.' Jetzt müsse man dem Mann wohl oder übel schonend beibringen, dass alles wieder anders sei. Aber man sollte das dem Hofmann Gottfried offen ins Gesicht sagen. Also fahren sie zusammen in die Gärtnerei Hofmann. Gottfried Hofrnann habe es sofort akzeptiert, ohne Wenn und Aber. Dölf habe bessere Chancen."

"Dölf Ogi: So wa(h)r es!"


Buchbesprechnung von Jean-Pierre Peternier

Zum 70. Geburtstag von alt Bundesrat Adolf Ogi ist ein gelungenes und lesenwertes Buch über das facettenreiche Lebenswerk des charismatischen Schweizer Staatsmannes erschienen. Die Namen der Autoren und Herausgeber, sowie das Vorwort von Kofi Annan sind gleichsam ein Omen für ein in jeder Hinsicht sehr schön gestaltetes Buch. Doch wichtiger als die Form ist bekanntlich der Inhalt und hier kommt der Leser auf seine Rechnung. Man liest und sieht wie es war und es ist wahr. Der Rückblick auf ein bisher ereignisreiches Leben ist eigentlich auch eine Art Geschichte der Schweiz der letzten 70 Jahre. Vieles was Dölf Ogi erlebt hat und ertragen musste, spielt sich im gesellschaftlichen Umfeld einer Schweiz ab, wie es so manche andere Schweizerinnen und Schweizer auch erfahren haben. Gerade dieses “Einer wie wir” war einer der Gründe für die ausserordentliche Popularität von Dölf Ogi. Viele haben in ihm einen Seelenverwandten gesehen, der wie sie durch Hochs und Tiefs gehen musste. Gerade weil es so anspruchsvoll ist seine Beliebtheit abschliessend zu erklären, ist das Buch eine wunderbare Gelegenheit sich ein eigenes Bild davon zu machen. Die textlich und grafisch gelungenen Darstellungen machen das Lesen und Betrachten spannend. Zusätzlich zeigt die dem Buch beiliegende DVD Ausschnitte aus dem erfolgreichen Wirken Ogis. Man begegnet ja nicht nur dem siebzigjährigen Jubilar, sondern vor allem auch all jenen Menschen, die in seinem Leben eine Rolle gespielt haben. Sie alle haben Dölf Ogi auf ihre Art und Weise erlebt, was interessant ist zu erfahren. Beeindruckend ist die Verschiedenheit der Menschen, die über ihre Begegnungen mit Dölf Ogi berichten. Sie bilden eine Art grosse Klammer zwischen dem heimeligen Kandertal und der weiten Bühne der Weltpolitik. Über die Person von Dölf Ogi hinaus liest sich seine Geschichte auch wie ein Wertekanon für zukünftige Generationen. Es ist die Wertehaltung für ein erfolgreiches und würdiges Leben. Das ist vielleicht die wichtigste Botschaft des Buches. Eine Botschaft, die in der heutigen gesellschaftlichen und politischen Situation nötiger ist denn je. Jean Pierre Peternier, Worb


Georges Wüthrich und André Häfliger, Dölf Ogi - So wa(h)r es!, Weltbild Verlag Olten, 2012, ISBN 978-3-03812-427-6, Originalausgabe Fr. 29.90, eBook Fr. 18.90; erhältlich in jeder Buchhandlung und beim Weltbildverlag (www.weltbild.ch).

Autor:in
Martin Christen, martin.christen@bern-ost.ch
Nachricht an die Redaktion
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Erstellt: 14.07.2012
Geändert: 14.07.2012
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