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Worb - Eggers schliessen die "Braui"-Beiz

Quelle
Berner Zeitung BZ

Im regionaleren und kleineren Rahmen, so will die Brauerei Egger weiterarbeiten. Deshalb schliesst sie die Tore des Restaurants «Braui» und arbeitet im Mineralmarkt seit Anfang Jahr mit einer Schweizer Firma zusammen.

Die Brüder Marcel (l.) und Michael Egger vor dem «Braui»Restaurant. (Foto: Iris Andermatt)

Ein Schild hängt vor dem Restaurant «Braui» der Brauerei Egger. Die Betriebsferien wurden vorgezogen, Grund seien krankheitsbedingte Personalausfälle. Doch auch nach dieser Sommerpause wird im Traditionslokal, das schon so lange betrieben wird wie die Brauerei selber – nämlich über 150 Jahre – nicht wieder gekocht, die Türen werden wohl länger geschlossen bleiben.

 

«Es ist schon seit einigen Jahren so, dass die Zahlen in der Gastronomie rückläufig sind», so Marcel Egger. Der Restaurantbetrieb werde zu grossen Teilen durch die Brauerei subventioniert, deshalb habe man in der Geschäftsleitung gemeinsam beschlossen, den Betrieb auf Ende Jahr zu schliessen. «Wegen der langen Tradition der ‹Braui› haben wir uns überlegt, ob andere Optionen infrage kommen.» Etwa, nur noch den Hopfenkeller zu betreiben oder nur die Gaststube mit dem Wintergarten. Auch ein grösserer Umbau des Gebäudes mit neuen Wohnungen, Büros oder Lagerräumen sei diskutiert worden.

 

Für keine der Möglichkeiten blieb dem Unternehmen jedoch Zeit für eine konkrete Umsetzung. Denn das Vorhaben von Eggers, die «Braui» erst Ende Dezember zu schliessen, wird bereits jetzt Realität. «Wir hatten neben den krankheitsbedingten Ausfällen von heute auf morgen auch personelle Abgänge. Deshalb können wir den Betrieb nicht mehr aufrechterhalten», sagt Marcel Egger. Zwei Angestellte hätten gekündigt, die verbliebenen vier Mitarbeiter versucht die Brauerei nun in einem anderen Betrieb zu beschäftigen.

 

Schwierige Branche

Das Restaurant hat einige Wirte- und Pächterwechsel hinter sich.

 

So mussten Eggers die «Braui» bereits 2015 für sechs Monate schliessen, insgesamt fünfmal wechselte die Führung in den letzten 13 Jahren.

 

«Die Zeiten für Gasthöfe sind schwierig geworden», sind sich die Brüder Egger einig. Gäste hätten weniger Zeit für einen Abend im Restaurant, manchmal fehle es auch an geeigneten Konzepten. «Trotzdem hatte das Restaurant eine lange Tradition, und es steckte viel Herzblut darin», sagt Michael Egger. Deshalb könnten sie sich durchaus vorstellen, dass die Gastronomie in irgendeiner Art und Weise wieder in die «Braui» zurückkehren wird.

 

Regional ist Trumpf

Die Schliessung des Restaurants hat neben wirtschaftlichen Gründen auch mit der Neuorientierung der Brauerei Egger zu tun. «Wir haben eine Umstrukturierung in unserem Sortiment vorgenommen», erklärt Marcel Egger, der die Firma gemeinsam mit seinem Bruder Michael vom Vater übernommen hat. Die Brauerei schloss ihr externes Getränkelager und verkauft seit 2018 nur noch Mineralgetränke des Familienbetriebs Goba AG aus dem Appenzell und keine globalen Marken wie Coca-Cola mehr. «Der Weg hin zum Regionalen entspricht unserer Philosophie, auch wenn das bedeutet, dass der Betrieb deshalb etwas kleiner geworden ist», sagt Michael Egger.

 

Dieser Schritt sei ein Risiko gewesen, von einigen Seiten habe es geheissen «das wird nicht klappen, ihr werdet sehen». Doch die Zahlen sprechen eine andere Sprache. Das Unternehmen hat im ersten Halbjahr mehr Bier und Mineral verkauft als im Vorjahr. «Wir haben neue Kunden dazugewonnen, die genau auf das Regionale und Kleinere setzen wollen.»


Autor:in
Annic Berset, Berner Zeitung BZ
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Erstellt: 26.06.2018
Geändert: 27.06.2018
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