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Worb - Ein bisschen Luxus zu Weihnachten

Quelle
Berner Zeitung BZ

Bei der Christlichen Ostmission in Worb werden Weihnachtspäckli aus der Region gesammelt. Von dort transportieren sie Lastwagen in sieben Ostländer.

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Die Aktion Weihnachtspäckli läuft auf Hochtouren. Kathrin Bürki von der Ostmission sortiert Pakete in der Zentrale in Worb. (Bild: Raphael Moser, Berner Zeitung BZ)
Weihnachten ist noch weit weg, aber bei der Christlichen Ostmission beschäftigt man sich schon seit Januar mit der Aktion Weihnachtspäckli. In der Zentrale an der Bodengasse 14 in Worb trifft Paket um Paket ein. Holzboxen füllen sich mit bunt verpackten Schachteln. Etiketten zeigen, ob sie für Kinder oder Erwachsene gedacht sind. Fast 100 000 solcher Pakete haben letztes Jahr Menschen in Albanien, Bulgarien, Moldau, Rumänien, Serbien, Weissrussland und der Ukraine erfreut (siehe unten). Die Ostmission beschenkt Bedürftige auch das ganze Jahr über mit rund 700 Tonnen Lebensmitteln. «Aber ein Paket aus der Schweiz ist etwas Besonderes. Es bedeutet für die Beschenkten ein bisschen Luxus und Freude», erklärt Kathrin Bürki, Mitarbeiterin in Worb.

Sie hat früher solche Päcklitransporte begleitet und dabei erlebt, wie viel Freude ein Geschenk auslösen kann. «Ich habe beobachtet, wie Kinder alles auspacken und wieder sorgfältig hineinlegen. Einmal habe ich sogar gesehen, dass eine Frau das Geschenkpapier als Dekor an die Wand gehängt hatte.»

33 Sattelschlepper

Die Weihnachtspäckli, welche bei Aktionen in der Region Bern gesammelt werden, kommen bei der Christlichen Ostmission in Worb zusammen. 8 volle Sattelschlepper starten dort nach Sammelende in Richtung Osten, weitere 25 Camions von den anderen Transportbasen der vier Hilfswerke, die für Weihnachten zusammenspannen. Ist die Grenze zum Bestimmungsland passiert, kommen die Päckli in ein Lager, von dem sie mit kleinen Fahrzeugen verteilt werden: in Schulen, Kultur und Gemeindehäuser oder Kirchen. Die Christliche Ostmission arbeitet mit Freikirchen und lokalen Hilfswerken zusammen. Diese sorgen auch im Rest des Jahres dafür, dass Hilfsgüter wie Lebensmittel oder Kleider direkt und möglichst gerecht zu bedürftigen Menschen gelangen. Kathrin Bürki sagt, dass Produkte für die Lebensmittelhilfe in den betroffenen Ländern eingekauft werden. So entfallen Aufwand und Kosten für Transporte.

Die Unterstützung geht aber noch weiter: «Wir sorgen dafür, dass Kinder, die in Armut leben, regelmässig eine Mahlzeit erhalten sowie Aufgabenhilfe und Bildung», sagt Bürki und betont: «Hier spielen der Glaube und die Nächstenliebe eine grosse Rolle. Unser Ziel ist, dass arme Menschen spüren, dass sie einen Wert haben und geliebt werden.»

Die Namen der Hilfswerke mögen in der heutigen Zeit etwas irritieren. Sie stammen aus der Zeit, als Ost und West noch durch den Eisernen Vorhang getrennt waren. «Damals wurden Christen unterstützt, die Probleme hatten, verfolgt wurden oder wegen ihres Glaubens gar im Gefängnis sassen», sagt Kathrin Bürki. Seit dem Auseinanderbrechen der Sowjetunion werden in den unabhängigen Ländern keine Gläubigen mehr verfolgt. «Diese Art von Unterstützung erübrigt sich heute», sagt Kathrin Bürki. Geblieben sei die Zusammenarbeit mit den Kirchen für Wohltätigkeit und Unterstützung von Menschen, die in Armut leben. Die Weihnachtspäckli seien aber «nicht nur für Fromme», sondern für alle, sie werden an Schulen und in Dörfern verteilt, unbesehen der Religionszugehörigkeit, meist an Weihnachtsfeiern.

Genormter Inhalt

Der Transport und die Einfuhr in die Ostländer waren kurz nach der Wende schwierig. Das habe sich aber verbessert, sagt Kathrin Bürki. Allerdings seien die Zollformalitäten immer noch aufwendig und überall anders. Eine Päcklisuppe mit Fleisch, die bei einer Stichprobe eines Zöllners entdeckt wird, kann einen Lastwagen stundenlang aufhalten. Deshalb, und um alle gerecht zu beschenken, hat man beschlossen, alle Päckli mit gleichen Waren zu füllen. Die Christliche Ostmission gibt deshalb Einkaufslisten ab, diese sind für Kinder und Erwachsene unterschiedlich. Listen, Paketgrösse und weitere Angaben finden sich auf der Weihnachtspäckli-Website.

Jetzt läuft die Aktion auf Hochtouren. Bis zum Sammelende Ende November sind 17 Mitarbeitende und über 200 Freiwillige bei der Christlichen Ostmission voll ausgelastet mit Annahme, Kontrolle und Vorbereitung der Transporte. Nach einer Verschnaufpause geht es dann wieder weiter wie seit 21 Jahren. Kathrin Bürki lacht und sagt: «Nach den Feiertagen beginnen schon wieder die Vorbereitungen der nächsten Aktion Weihnachtspäckli.»


DIE AKTION

Mit der Aktion Weihnachtspäckli beschenken Menschen aus der Schweiz jedes Jahr Bedürftige in Albanien, Bulgarien, Moldau, Rumänien, Serbien, Weissrussland und der Ukraine. Hinter der Aktion stehen vier christliche Hilfswerke: Die Christliche Ostmission, die Aktion für verfolgte Christen, die Hilfe für Mensch und Kirche sowie das Licht im Osten. Gemeinsam organisieren sie das Sammeln, die Transporte und die Verteilung vor Ort.

Wichtig: Die Pakete dürfen kein Fleisch und keine Medikamente enthalten. Unerwünscht sind auch abgelaufene Waren oder angebrochene Packungen.

Transport und Verteilkosten werden durch Spenden finanziert. Kommt mehr Geld herein als benötigt, werden die Mittel für die regulären Hilfsprojekte eingesetzt.

Nächste Sammlungen: Coop Schwarzenburg: Fr, 17. 11., 18–20 Uhr; Sa, 18. 11., 7.30–17 Uhr. Dorfchäsi Rubigen: Sa, 18. 11., ab 9 Uhr. Ostmission Worb: Mo, 20. 11., Mi, 22. 11., Fr, 24. 11., jeweils 14–17 Uhr. Sa, 18. 11., Sa, 25. 11., jeweils 9–12 und 15–18 Uhr. EMK Schlatt, Gasel: Fr, 24. 11., 17–19 Uhr; Sa, 25. 11., 9–10.30 Uhr. Migros Münsingen: Sa, 25. 11., ganzer Tag. Christliches Zentrum Thalgut Wichtrach: Täglich bis 19. 11. Spendenkonto: PC 302222490. IBAN CH74 0900 0000 3022 2249 0. Alle Sammelstellen auf www.weihnachtspaeckli.ch.


Autor:in
Laura Fehlmann, Berner Zeitung BZ
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Erstellt: 16.11.2017
Geändert: 16.11.2017
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