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Worb - Hausbewohnerin beschreibt den tragischen Brand: „Es regnet glühende Funken“

Worb war geschockt: In der Weihnachtszeit brannte ein Haus mitten im Dorf ab. Hausbesitzer und Ex-Parlamentspräsident Gottfried Hofmann blieb in den Flammen. Seine verletzte Frau Cécile Hofmann beschreibt in der heute erscheinenden Worber Post%

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Beim Brand an der Enggisteinstrasse 16 wurde das Hofmann-Haus zerstört. Auch das angebaute Blumengeschäft, das die Floristin Kerstin Stettler letzten Sommer von Cécile Hofmann übernommen und unter dem Namen „arteflora“ neu eröffnet hatte, fiel dem Brand zum Opfer.

Brandursache war eine defekte Abwaschmaschine. In ihrem „Bericht über den Brand unseres Hauses“ in der Worber Post schreibt Cécile Hofmann, was sie in der Nacht auf den 24. Dezember erlebte. Der Bericht hat folgenden Wortlaut:

„Ich bin - wie so oft um die Mitternachtszeit - hellwach. Die ist erfüllt von Föhrendurft - weihnächtlicher Schmuck -, still und schön.

Ein nächtlicher Gruss meines Mannes – dann Stille im Haus.

Da, kaum eingeschlafen, wieder aufgeschreckt. Mein Mann schüttelt mich. Mein Gott – Feuer im Dach. Es ist zwei Uhr.

Feuer rundherum über unseren Köpfen, im Gang - voller Rauch die Stube - voller Feuer die Decke in der Küche.

Meinen Mann vermeine ich im Wohnzimmer – ich renne in die Küche, öffne das Fenster und schliesse sofort wieder, denn die Flammen schlagen hoch.

Es regnet glühende Funken auf meinen Kopf – ich wische sie weg und verbrenne mir so die Handrücken - meine baren Füsse spüre ich nicht.

Ich renne in den Gang – erwische meine Finken. Da sehe ich meinen Mann husten. Ich sehe ihn nur sekundenlang in der Küche. Ich renne die Treppe hinunter – schaue zurück – wo bleibt Godi? – mein Gott - dieser Rauch. Da ahne ich – da weiss ich – es gibt keine Rettung mehr. In diesem Haus, in diesem Rauch hält kein Mensch lange aus.

Neben mir plötzlich Epi, die Hündin - zusammen rennen wir ins Freie – Epi rennt auf die Strasse. Ein junger Mann ist bereits da. Bitte, mein Mann ist noch im Haus...! Dann stehe ich vor der Nachbarin Haustüre und läute, läute, läute... Endlich (das Haus ist gross und weit).

Die Nachbarin alarmiert die Feuerwehr. Ich sinke in einen Korbstuhl im Hauseingang und schaue meine Füsse an. Die ganze Zeit glaubte ich auf Kieselsteinen zu laufen, trotz der Finken. Meine Fusssohlen sind verbrannt. Ich kann nicht mehr stehen. Die Hände beachte ich noch gar nicht. Was draussen vor sich geht, bekomme ich nicht mehr mit.

Meine Füsse brennen – doch erstaunlicherweise – die Schmerzen sind erträglich! Schockwirkung sagt man mir.
Da, die Ambulanz – man hat entschieden: Notfall – Spital. Mit der fahrbaren Liege in den Ambulanzwagen. Sauerstoff, Blutdruckmesser, Wärmekissen. Ich schlottere – erhole mich langsam. Die Fahrt ins Spital ist kurz. Die Verarztung braucht Zeit, viel Zeit, doch spüre ich jetzt nichts mehr. Wo bin ich eigentlich? Im Sonnenhof, sagt man mir. Ich bin in guten Händen.

Was geschehen ist – noch nicht fassbar – wie man mir immer wieder schreibt. Der Schrecken ist gross - das Mitfühlen, das Mitleiden noch grösser.

Nach langer Lebenserfahrung weiss ich, wir müssen uns ebenso stark an das Schwere wie an das Schöne halten.“
Soweit der Erlebnisbericht von Cécile Hofmann. Ihr Mann Gottfried Hofmann wurde beim Brand getötet. Der ehemalige Worber Friedhofgärtner war acht Jahre Mitglied des Gemeindeparlamentes, das er als höchster Worber 1979 präsidierte. In der Worber Post veröffentlicht die SVP Worb einen Nachruf auf ihren ehemaligen Präsidenten.

www.worb.ch

Autor:in
Martin Christen, martinchristen@gmx.ch
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Erstellt: 30.01.2007
Geändert: 01.02.2007
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