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Worb - Nothelfer Nöthiger soll den Wislepark retten

Quelle
Berner Zeitung BZ

Die Zukunft des Wisleparks liegt in seinen Händen. Rolf Nöthiger, neuer Verwaltungsratspräsident der Sportzentrum AG, ist der Hoffnungsträger für die finanziell angeschlagene Sportanlage. Wer ist der Mann, der sich freiwillig dafür exponiert?

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VR-Präsident Rolf Nöthinger. (Bild: Urs Baumann)

Auf den ersten Blick macht er nicht den Eindruck eines Sanierers: Rolf Nöthiger (60), gross, schwarz gekleidet, schütteres Haar und kurz geschnittener Bart. Ab und zu lächelt er beinahe mild. Doch spricht er über Führung, ahnt der Zuhörer, warum Nöthiger den Job übernommen hat, den einige als «Himmelfahrtskommando» bezeichneten: Verwaltungsratspräsident der Sportzentrum Worb AG.

 

Führungsprozesse, sagt Nöthiger, funktionierten immer gleich, im Militär, in einem Unternehmen wie im Sport: «Man muss klare, übergeordnete Ziele vorgeben und dafür sorgen, dass sie umgesetzt werden.» Er habe sein Leben lang geführt, bemerkt er und zählt auf: In der Armee war er Panzerkommandant auf allen Stufen bis zum Oberst, er leitete 26 Jahre das eigene Architekturbüro, und er trainierte einst den EHC Worb, nachdem er als Junior beim SCB und danach beim EHC Biel gespielt hatte.

 

«Ein Glücksfall» sei Nöthiger, schrieb die SP Worb, als dieser Ende Oktober zum Chef des Wisleparks gewählt worden war – als Nachfolger des zurücktretenden Gemeindepräsidenten Niklaus Gfeller (EVP). SP-Präsidentin Sandra Büchel bezeichnete Nöthiger als «bestvernetzte Worber Persönlichkeit» und attestierte ihm «Sachverstand, Leidenschaft und Durchsetzungsvermögen».

 

Er überzeugte die Parteien

 

Diese Eigenschaften setzte Nöthiger offensichtlich ein, als er Anfang Dezember bei den  Fraktionen von FDP, SVP und SP sprach und erklärte, warum das Parlament zusätzliches Geld für die Anlage mit Schwimmbad, Eishalle, Fitness- und Wellnessbereich sowie Restaurant lockermachen müsse. Er überzeugte die FDP, die SP schwenkte auf die Befürworterseite um, gleich wie etliche SVP-Parlamentarier. Im Parlament wurden die Darlehen über total 2,3 Millionen Franken als Finanzspritze für den Wislepark mit grosser Mehrheit genehmigt. Rolf Nöthiger, der die Parlamentssitzung im Bärensaal verfolgte, konnte aufatmen.

 

«Ich bin extrem erleichtert», sagt er. «Ohne die Darlehen wäre es extrem eng geworden.» Noch ist der Wislepark aber nicht über den Berg. Im September stimmen die Worber über eine Erhöhung des Gemeindebeitrages ab. Statt 400 000 Franken soll jährlich künftig etwa das Doppelte aus der Gemeindekasse in den Wislepark fliessen. Das sei wichtig, damit Abschreibungen von 500 000 Franken pro Jahr vorgenommen werden könnten, so Nötiger. «Wir müssen jetzt die Zeit bis zur Abstimmung nutzen, uns positiv zu präsentieren.» Er sagt «wir» und meint damit auch seine Verwaltungsratskollegen Ernst Mosimann und Fritz Jenzer, Finanzverwalter von Worb, sowie die Wislepark-Belegschaft.

 

«Wir» kann Nöthiger auch sagen, wenn er über seine Firma spricht. Er ist Verwaltungsratspräsident und Teilhaber der ANS Architekten AG in Worb. Gegründet wurde das Büro von Nöthigers Vater Willi. Später stieg Sohn Rolf ein und übernahm in der Folge das Unternehmen. Vor zwei Jahren übergab er Aktienmehrheit und Geschäftsleitung an Andreas Lüscher. Die Firma beschäftigt 55 Mitarbeitende.

 

Wohnüberbauungen gehören nicht primär ins ANS-Repertoire. Oft werden aussergewöhnliche Gebäude geplant wie das biologische Sicherheitslabor des VBS in Spiez oder das Isotopengebäude des Inselspitals. Beteiligt war ANS einst auch am Bau des Bärenzentrums, des Wohn- und Geschäftskomplexes im Zentrum. Dort befindet sich der Sitz der Firma. Bei der Wislepark-Erweiterung leitete ANS den Bau. Daneben saniert und erweitert das Architekturbüro Gebäude und Räume wie das Restaurant Della Casa in Bern, das Panoramarestaurant im Inselspital, oder das Radiostudio Bern. ANS führte auch ein 88-Millionen-Projekt der ETH Zürich aus: den Umbau des historischen Gebäudes der Erdwissenschaften.

 

Grosses Beziehungsnetz

 

Warum aber engagiert sich Rolf Nöthiger im Vorpensionsalter für einen finanziell angeschlagenen Sportbetrieb? Nöthiger erzählt von seiner Verbundenheit mit Worb, seiner Zeit, als er noch auf dem offenen Eisfeld Hockey spielte und sein Vater Architekt der Eisbahn war. Er erwähnt sein grosses Beziehungsnetz, das er in der Armee, im Sport, in Architektenkreisen und als Chef des regionalen Führungsorgans gewoben hat. Seine Stellung in der Firma erlaube es zudem, einen Tag pro Woche für den Wislepark zu arbeiten. Und dann sagt er noch: «Wenn es einem gut geht, ist man verpflichtet, der Gemeinschaft etwas zurückzugeben.» Das Echo auf sein Amt im Wislepark fiel fast nur positiv aus. Und Rolf Nöthiger schritt zur Tat. Der neue Verwaltungsrat senkte die Preise fürs Fitness, handelte mit der BKW einen tieferen Strompreis aus und begann, eine Begleitgruppe zu bilden, welche die Interessen des Wisleparks vertreten soll. Der Geschäftsführer, dem schon früher gekündigt worden war, wurde nicht ersetzt. Nöthiger: «Es gibt noch viele Möglichkeiten, den Betrieb zu optimieren.»

 

"Grosse Solidarität gespürt"

 

Die ersten Anpassungen geben ihm recht. Der Wellnessbereich verzeichnet einen Kundenzuwachs von 30 Prozent. «Wir spüren grosse Solidarität und haben Vertrauen zurückgewonnen», sagt Nöthiger. Doch die Arbeit gehe weiter. «Der Wislepark muss zum Begegnungsort für Worb und Umgebung werden.» Man ist versucht zu glauben, dass es gelingt.

 

 

Zukunft: Feste in Vorbereitung

Der Verwaltungsrat der Sportzentrum Worb AG hat Matthias Horwath als Geschäftsführer mit einem Pensum von 50 Prozent eingesetzt. Horwath war bisher Leiter des Gastrobereichs und Mitglied des Leitungsteams ad interim. Er bleibt für den Gastroteil verantwortlich.

Im Frühling ist im Wislepark ein Eisschlussfest geplant. Weiter in Vorbereitung ist ein Badifest im Sommer. hrh


Autor:in
Herbert Rentsch, Berner Zeitung
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Erstellt: 28.12.2013
Geändert: 28.12.2013
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