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Worb - Worb feiert sein neues Gesicht

Quelle
Berner Zeitung BZ

Das Dorf wurde in den 90er-Jahren vom vielen Verkehr erdrückt. 26 Jahre nachdem die ersten Projekte zur Verkehrssanierung geplant wurden, ist das grosse Projekt nun abgeschlossen. Das muss gefeiert werden.

Vorher: Worb ohne Umfahrungsstrasse. (Bilder: zvg)
Nachher: 2016 wurde die Strasse mit der Unterführung eingeweiht.

«Der Verkehr in Worb stinkt zum Himmel und dröhnt in den Ohren.» Dieser Satz stammt aus dem Jahr 1993. Die «Worber Post» beschrieb damals die Probleme, mit denen die Gemeinde zu kämpfen hatte. Auf längere Frist sei aber endlich Abhilfe in Sicht, berichtete die Lokalzeitung im gleichen Artikel. Diese Abhilfe, sie ist jetzt endlich, mehr als ein Vierteljahrhundert später, Tatsache. So lange war man in Worb mit Verkehrssanierungen, Erschliessungen und Umfahrungsstrassen beschäftigt. Das komplette, riesige Projekt diente damals einem Ziel: den Dorfkern vom Durchgangsverkehr befreien.

 

Das Ganze ging aber alles andere als glatt über die Bühne. Es kam zu Verzögerungen wegen Einsprachen, das Verwaltungsgericht musste sich damit beschäftigen. Dann genehmigte zwar der Kanton einen Kredit von knapp 60 Millionen Franken für die gesamte Verkehrssanierung. Doch der Bund stufte das Projekt in seiner Prioritätenliste zurück und beantragte National- und Ständerat, darauf zu verzichten. Noch im gleichen Jahr, im November 2009, revidierte der Bundesrat seine Meinung überraschend und gab grünes Licht für die Verkehrssanierung.

 

Kein Vergleich zu früher

Nun, 26 Jahre nachdem als Erstes die nördliche und die südliche Spange in die Mitwirkung gingen, steht Worbs Gemeindepräsident Niklaus Gfeller auf der Kreuzung vor dem Restaurant Sternen. «Das wäre früher undenkbar gewesen, auf der Bernstrasse reihte sich Auto an Auto.» Nicht so jetzt. Vereinzelt rollen – mit 20 Kilometern pro Stunde – einige wenige Autos vorbei, ansonsten ist es still. Bevor die Umfahrungsstrasse entstanden sei, habe es beispielsweise von Rüfenacht aus keinen anderen Weg gegeben, als mitten durch Worb hindurchzufahren.

 

Ein ähnliches Bild zeigt Gfeller beim Verkehrsknoten vor dem Gasthof Löwen. Dort fliesst der Verkehr zwar regelmässiger, aber nur noch über zwei und nicht mehr über drei Strassen. «Die Verkehrsberuhigung der Bahnhofstrasse hat sehr viel gebracht.» Es seien Welten im Vergleich zu vorher, zeigt sich der Gemeindepräsident erleichtert. Als Nächstes will die Gemeinde daran arbeiten, dass die verbreiterten, beruhigten Strassen noch etwas grüner werden. «Im Moment haben wir noch an einigen Orten Teerwüsten.»

 

Aufeinander achtgeben

Und auch die Worber Bevölkerung muss sich noch an das neue Verkehrsregime gewöhnen. Weil auf den verschiedenen Strassenabschnitten nicht überall dieselben Vortrittsregeln und Geschwindigkeiten gelten, seien einige Bewohner verunsichert. Niklaus Gfeller ist der Meinung, dass die unterschiedlichen Verkehrsteilnehmer gut nebeneinander funktionieren, wenn jede auf den anderen achtgebe. «Und ich verzichte lieber auf meinen Fussgängervortritt und warte, bis kein Auto mehr in Sicht ist», erklärt er.

 

Morgen Samstag will die Gemeinde das vorläufige Ende der grossen Verkehrssanierung und das «neue Gesicht» von Worb mit einem grossen Dorffest feiern. «Wir machen das bewusst draussen auf der Strasse, damit die Leute sehen, dass das nun möglich ist», sagt Gfeller. Früher sei so etwas undenkbar gewesen. «Der gesamte Verkehr wäre zum Erliegen gekommen», fügt er schmunzelnd hinzu.

 

Dorffest: 7. September, Aktivitäten zwischen 10 und 23 Uhr. Festzelt beim Schulhaus Zentrum, Marktstände, Musik, Speis und Trank.


Autor:in
Annic Berset, Berner Zeitung BZ
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Erstellt: 06.09.2019
Geändert: 06.09.2019
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