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Worb – Zimmer frei zum Verpuppen

Bei Heidi Zuber zu Hause in Worb schlüpfen Schwalbenschwänze. Es ist schon der dritte Sommer, in dem sie sich diesem Hobby widmet. BERN-OST wollte wissen, wie sie zu den Schwalbenschwänzen kommt.

Heidi Zuber mit den Zimmern ihres Schmetterling-Hotels. (Bild: Pascale Groschel/Heidi Zuber)
Der Flug aus dem Hotel von Heidi Zubers Finger. (Bild: Heidi Zuber)
Zwei Schwalbenschwänze bei der Paarung. (Bild: Heidi Zuber)
Die Eier sind nur ein Millimeter gross und schwer zu finden. (Bild: Heidi Zuber)
Raupen bei der Verpuppung, als Puppe und die leere Puppe. (Bild: Heidi Zuber)

Angefangen habe alles mit einem Besuch einer Bekannten bei ihr. Diese kennt sich mit Raupen aus und fand bei Zuber im Garten Eier des Schwalbenschwanzes. Fasziniert hörte sie ihr zu, wie sie von der Aufzucht erzählte und gab ihr die Eier mit. Zuber wollte damals nicht mit einer Raupenzucht beginnen, da sie schon viele andere Hobbys hatte. 

 

Hotelmenge vervierfacht

Während Corona hatte sie Zeit und entschied sich, den zukünftigen Schmetterlingen ein Hotel zu bieten. "Mein erstes Hotel war eine umgebaute Weinkiste. Doch ich fand immer mehr Raupen und Eier, und so wurden aus einer Kiste Ende Jahr vier», erzählt Zuber. Dieses Jahr baute ihr Schwager ihr ein Hotel aus ausgedienten Holzbodenmustern. Meist findet Zuber die Raupen und Eier im Garten der Nachbarscahft. «Ich habe auch schon Personen angesprochen, ob ich in ihrem Garten nachsehen darf. Oder wurde beim Suchen an einem öffentlichen Ort beobachtet», erzählt sie verlegen.

 

Schutz im Kindergarten

Die Schmetterlinge legen die etwa einen Millimeter kleinen Eier meist auf dem Grün des Rüeblis, Dills oder Fenchels. Nach einer Woche schlüpft das circa zwei Millimeter kleine schwarze Räupchen. «Am liebsten mögen die Raupen die Pflanze, auf welcher sie geboren wurden», erzählt Zuber. Wenn sie viele Raupen bei sich hat, muss sie die Kleineren von den Grösseren trennen, da sich diese sonst gegenseitig auffressen. «Wenn ich viele habe, stecke ich sie in einen faltbaren Netzkäfig, bis sie gross genug sind für den Umzug ins Hotel», sagt Zuber grinsend. 

 

Vom Kot zur Puppe

Im Verlauf der nächsten Woche verändert sich die Farbe der Raupe. Während sie zu Beginn noch schwarz ist, bekommt sie nach kurzer Zeit einen weissen Punkt in der Körpermitte. Optisch ähnelt dies einem Vogelkot zur Tarnung vor Vögel. Vögel sind die grössten natürlichen Feinde der Raupen. Nach rund vier Wochen suchen die Raupen einen Platz, um sich zu verpuppen. Im Hotel stehen dazu Eierkartons oder Holzstäbe zur Verfügung. «Einige Puppen sind dunkelbraun-grau, andere giftgrün. Ich weiss bis heute nicht, wieso», wundert sich Zuber.

 

Der Start in die Luft

Nach etwa drei Wochen schlüpfen die Schmetterlinge bei warmen Temperaturen aus ihrem Kokon. Die Verpuppung kann aber durchaus länger dauern. Live konnte Zuber dies noch nie komplett mitverfolgen. Wenn sie nach Hause kommt, wirft sie als erstes einen Blick ins Hotel, und wenn darin ein neu geschlüpfter Schmetterling ist, kriege sie immer noch «Hühnerhut». Zwei Stunden nachdem der Schmetterling geschlüpft ist, sind seine Flügel getrocknet und er ist bereit, seinen ersten Flug zu starten. Diesen Sommer schlüpften bei Zuber schon über 120 Schwalbenschwänze.

 

Überwintern im Hotel

Viele Raupen überwintern bei ihr im Hotel in Zimmern aus Eierkartons. «Das Hotel bleibt den ganzen Winter über draussen, an einem witterungsgeschützten Ort. Optimal ist, wenn die Puppen ab und zu mit etwas Wasser besprüht werden, damit sie nicht austrocknen», erklärt Zuber.

 

Die ersten Schmetterlinge schlüpfen im Mai und Juni. Ab Juni werden die Eier der nächsten Generation eingesammelt und aufgezogen. Diese schlüpfen zwischen Juli und August. Entsprechend findet man ab August wieder Raupen, welche anschliessend verpuppt überwintern. In warmen Jahren kann es sein, dass diese noch im selben Jahr schlüpfen und somit eine weitere Generation entsteht. Ein Schwalbenschwanz-Falter führt ein kurzes Leben: Nach dem Ausfliegen lebt er nur zwei bis drei Wochen.

 

Pure Faszination

«Wie aus einer kleinen Raupe ein so wunderschöner Schmetterling entsteht, ist einfach ein Wunder und macht mich glücklich», schwärmt Zuber. Und eine Frage ist für sie nach wie vor offen: «Woher kommt die blaue Farbe im Flügel auf einmal? Die Raupe hat diese nicht.»

 

Gerne gibt Heidi Zuber Auskunft über ihre Aufzucht und bietet Unterstützung für Interessierte, Gartenbesitzer oder zukünftige Hotel-Betreiberinnen. «Am liebsten möchte ich in Schrebergärten nach Eiern und Raupen suchen oder mich beim Grün der Karotten, Fenchel- oder Dillpflanzen bedienen», schmunzelt sie. Deshalb ist sie dankbar über mögliche Verbündete, welche ihr dies erlauben.

 

[i] Gerne nimmt Heidi Zuber Angebote via Mail entgegen, um vorsichtig ihren Garten nach Eiern und Raupen zu durchsuchen.


Autor:in
Pascale Groschel, pascale.groschel@bern-ost.ch
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Erstellt: 15.08.2023
Geändert: 15.08.2023
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