- Wirtschaft
Worb/Bern - Kaffee-König ringt mit ukrainischer Polizei
Vom Bauernsohn zum Kaffeekönig: Mit seiner Kaffeehauskette Domkofe hat Peter Wermuth die Ukraine und Russland erobert. Nicht einmal der korrupte Geheimdienst konnte ihn stoppen.
Peter Wermuth öffnet die Glastür zum Coffeeshop Loosli. Der Laden an der Winkelriedstrasse in Bern ist überstellt mit Kaffeemaschinen. Wermuth steuert auf ein älteres Modell zu, klaubt den Wassertank und das Brühsystem hervor. Dann hebt er die Kunststoffteile triumphierend in die Höhe: «So funktionierten die ersten Vollautomaten.»
Hier in Bern hat Wermuth angefangen. Der Laden hiess damals in den 1990er-Jahren noch Coffeeshop Wermuth. Er verkaufte und reparierte Kaffeemaschinen. Zudem plante er ein Bistro, doch die Gewerbepolizei blockte ab. «Ich musste sogar vor Gericht», sagt Wermuth. Es sollte nicht sein letzter Konflikt mit den Gesetzeshütern sein.
Das Konzept aus Bern hat Wermuth in die Ukraine und nach Russland übertragen. Mit Bistro. Und mit Erfolg: Heute lenkt Wermuth die Kaffeehauskette Domkofe. Ein Imperium mit über 100 Filialen und 140 Angestellten. Pro Jahr importiert er bis zu 450 Tonnen Kaffee von der Berner Privatrösterei Blaser. Domkofe erzielt einen Jahresumsatz von 20 Millionen Franken. «Das ist geschätzt», sagt Wermuth, «eine eigentliche Buchhaltung gibt es nicht in der Ukraine.»
In die Ukraine kam er per Zufall. Ein Reisebüro fragte ihn, ob er für ihre Touristenschiffe in Russland ein Konzept für Kaffeemaschinen erstellen könne. Wermuth willigte ein, reiste 1993 nach Russland und traf dort Dolmetscherin Tatjana Paramzina. Wermuth staunte über den Zustand des Landes. «Es sah aus, als hätten Bomben eingeschlagen.» Und er witterte ein Geschäft: Er liebäugelte mit der Produktion von Kaffeemaschinen. Zusammenarbeiten wollte er mit Dolmetscherin Paramzina, die seine Lebenspartnerin geworden war. Wermuth beauftragte eine Fabrik mit der Herstellung von Gehäusen für Kaffeemaschinen. In der Ukraine. «Meine Partnerin kommt von dort. Sie vermittelte die Kontakte.» Doch das Duo scheiterte, nach fünf Prototypen stoppte Wermuth die Produktion. Die Qualität war zu schlecht.
Aufgewachsen ist der Unternehmer in Worb, mit elf Geschwistern in einer Bauernfamilie. Die Bande sind bis heute stark. Ein Bruder von ihm wohnt in seiner Wohnung in Bern. Regelmässig trifft er seinen 90-jährigen Vater. Auch zur Ex-Frau und zu seinem Sohn pflegt er Kontakt. Lange hält es Wermuth aber nie am gleichen Ort auf. «Ich bin nicht der Typ dazu.» Im Jahr reist er mit Flugzeug, Auto und Zug fast viermal um die Erde.
Mit dem Erfolg kam aber auch die ukrainische Geheimpolizei SBU, die Nachfolgerin des Sowjet-Geheimdiensts KGB. Im Herbst 2011 wars, als die Männer vom SBU mit Kalaschnikows am Sitz von Domkofe im ukrainischen Charkow aufkreuzten. «Wir wurden verstaatlicht.» Schliesslich musste Domkofe eine halbe Million US-Dollar hinblättern, um das beschlagnahmte Mobiliar «zurückzukaufen». Seit Präsident Viktor Janukowitsch 2010 das Zepter übernommen habe, «ist in der Ukraine fast jeder kriminell», sagt Wermuth.
Die wahre Meisterschaft
Hier in Bern hat Wermuth angefangen. Der Laden hiess damals in den 1990er-Jahren noch Coffeeshop Wermuth. Er verkaufte und reparierte Kaffeemaschinen. Zudem plante er ein Bistro, doch die Gewerbepolizei blockte ab. «Ich musste sogar vor Gericht», sagt Wermuth. Es sollte nicht sein letzter Konflikt mit den Gesetzeshütern sein.
450 Tonnen Kaffee aus Bern
Das Konzept aus Bern hat Wermuth in die Ukraine und nach Russland übertragen. Mit Bistro. Und mit Erfolg: Heute lenkt Wermuth die Kaffeehauskette Domkofe. Ein Imperium mit über 100 Filialen und 140 Angestellten. Pro Jahr importiert er bis zu 450 Tonnen Kaffee von der Berner Privatrösterei Blaser. Domkofe erzielt einen Jahresumsatz von 20 Millionen Franken. «Das ist geschätzt», sagt Wermuth, «eine eigentliche Buchhaltung gibt es nicht in der Ukraine.»
Seinen ersten Kaffee trank Wermuth in der Lehre zum Maschinenmechaniker. In der KV-Ausbildung stieg der Konsum. An diesem Morgen trinkt er im Geschäft, das ein früherer Mitarbeiter übernommen hat, schon seine dritte Tasse. «Nehmen Sie auch noch einen?», fragt er. Und schon rattert die Maschine. Wermuth trinkt täglich bis zu 15 Kaffees.
In die Ukraine kam er per Zufall. Ein Reisebüro fragte ihn, ob er für ihre Touristenschiffe in Russland ein Konzept für Kaffeemaschinen erstellen könne. Wermuth willigte ein, reiste 1993 nach Russland und traf dort Dolmetscherin Tatjana Paramzina. Wermuth staunte über den Zustand des Landes. «Es sah aus, als hätten Bomben eingeschlagen.» Und er witterte ein Geschäft: Er liebäugelte mit der Produktion von Kaffeemaschinen. Zusammenarbeiten wollte er mit Dolmetscherin Paramzina, die seine Lebenspartnerin geworden war. Wermuth beauftragte eine Fabrik mit der Herstellung von Gehäusen für Kaffeemaschinen. In der Ukraine. «Meine Partnerin kommt von dort. Sie vermittelte die Kontakte.» Doch das Duo scheiterte, nach fünf Prototypen stoppte Wermuth die Produktion. Die Qualität war zu schlecht.
Männer mit Kalaschnikows
Aufgewachsen ist der Unternehmer in Worb, mit elf Geschwistern in einer Bauernfamilie. Die Bande sind bis heute stark. Ein Bruder von ihm wohnt in seiner Wohnung in Bern. Regelmässig trifft er seinen 90-jährigen Vater. Auch zur Ex-Frau und zu seinem Sohn pflegt er Kontakt. Lange hält es Wermuth aber nie am gleichen Ort auf. «Ich bin nicht der Typ dazu.» Im Jahr reist er mit Flugzeug, Auto und Zug fast viermal um die Erde.
In der Ukraine blieb er nach dem ersten Misserfolg dran. Irgendwann kam er auf die Idee mit den Coffeeshops. 2000 eröffnete er den ersten Laden. «In der Ukraine kennt heute jeder Domkofe.» Oft wird die Kette mit dem US-Kaffee-Giganten Starbucks verglichen, Wermuth erhielt den Spitznamen Kaffeekönig.
Mit dem Erfolg kam aber auch die ukrainische Geheimpolizei SBU, die Nachfolgerin des Sowjet-Geheimdiensts KGB. Im Herbst 2011 wars, als die Männer vom SBU mit Kalaschnikows am Sitz von Domkofe im ukrainischen Charkow aufkreuzten. «Wir wurden verstaatlicht.» Schliesslich musste Domkofe eine halbe Million US-Dollar hinblättern, um das beschlagnahmte Mobiliar «zurückzukaufen». Seit Präsident Viktor Janukowitsch 2010 das Zepter übernommen habe, «ist in der Ukraine fast jeder kriminell», sagt Wermuth.
Das ist auch der Grund, warum sich der 63-jährige Unternehmer, der sich langsam aus dem Geschäft zurückzieht, nicht für die Fussball-EM in der Ukraine begeistert. Höhere Verkaufszahlen bei Domkofe hin oder her; der Sportevent sei nur für die «korrupte Elite», sagt Wermuth.
Die wahre Meisterschaft
Ohnehin lebt er für eine andere Meisterschaft. Seine Stars sind die Baristi, die Kaffeekünstler. Deren WM besuchte Wermuth vor kurzem in Wien. «Alle unsere Mitarbeiter haben eine Barista-Ausbildung», sagt Wermuth. Und dann fragt er: «Nehmen Sie auch noch einen?» Schon rattert die Maschine.
Autor:in
Dominik Balmer, Berner Zeitung BZ
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Erstellt:
29.06.2012
Geändert: 29.06.2012
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