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ZAK Seniorenstamm: «Öppis usem bluemete Trögli»

Am März-Seniorenstamm des Vereins Zäme Aktiv Region Konolfingen (ZAK) unterhielt Margret Aebersold die Gäste mit Stationen aus ihrem Leben.

Margret Aebersold begeisterte mit ihren Lebensstationen die Gäste (Foto: Willi Blaser)

Sie habe zuerst gar nicht gewusst, was sie an diesem ZAK-Seniorenstamm eigentlich sagen wolle, begann Margret Aebersold. «Dann erinnerte ich mich an die Seniorenferien, die ich begleiten durfte. Da habe ich vieles aus den verschiedenen 'bluemete Trögli' erfahren». So öffnete die Niederhünigerin das «Trögli» auch für die 23 anwesenden Gäste.

 

Zusammen mit sechs Geschwistern ist sie in Riggisberg auf einem Bauernhof aufgewachsen. «Das waren enge Verhältnisse, wir hatten nicht alle ein eigenes Zimmer und mussten schon früh auf dem Bauernhof mithelfen», erinnert sich die 67-Jährige. Sie liebte schon da die Freiheit und trieb sich in der spärlichen Freizeit in der Region herum. «Die Knaben nannten mich Tarzan. Ich wusste als Vierjährige nicht, was das hiess. Sie wollten mich damit einfach foppen».

 

Aufs Leben vorbereitet

Mit der Arbeit wollten ihre Eltern sie aufs Leben vorbereiten. «Wir lernten auch, durchzubeissen. Wenn wir einmal eine Tafel Schokolade von unseren Tanten erhielten, musste geteilt werden. Ich war überglücklich, wenn ich einmal drei zusammenhängende Stücke Schokolade erhielt und nicht nur einzelne Bruchstücke». Auch das Austragen der Kleider sei dazumal nichts Spezielles gewesen. Ganz etwas Spezielles seien neue Schuhe gewesen, da hätten die Augen geglänzt, meint sie weiter. Auch das Abholen des Versicherungsfleisches sei ihr geblieben. «Ich erhielt den Auftrag 'Mocken' beim Verkauf des Versicherungsfleisches abzuholen. Das machte ich, wurde aber immer schräg angeschaut, wenn ich das verlangte. Schliesslich kam ich zu Hause an. Ich wusste nicht, ob ich das Richtige hatte. Meine Grossmutter packte das Fleisch aus und war sehr unzufrieden, weil es nicht der gewünschte Mocken war. So erhielt ich ein weiteres Mal böse Blicke.» 

 

Kinder hüten und Welt verändern

Als Erstklässlerin durfte Margret Aebersold schon zu einer Familie zum Kinderhüten. Das habe sie bis zur vierten Klasse regelmässig an den freien Nachmittagen gemacht.  «Der Lohn dafür kam immer zu Weihnachten, ein Taschentuch und 20 Franken. Ich legte dies ins Kässeli und hatte immer etwas Geld». Als Siebtklässlerin kam die pubertäre Zeit. Die sei sehr intensiv gewesen. Sie war froh, dass ihre beiden Töchter nie so stark pubertierten. «Ich wollte nach den 68er Jahren und dem damaligen Weltgeschehen auch mithelfen, die Welt zu verändern. Dieser Wunsch blieb bis heute – nur etwas anders. Jeden Frühling verändere ich meine Welt indem ich meinen Garten umgrabe», erklärt die im Holz in Niederhünigen Wohnhafte.

 

Hartes Brot, Postbeamtin und Bäuerin

Mit dem Schnuppern bei der Post, das sie selber organisierte, wusste sie: Das will ich lernen. Vorerst gings aber nach der Schule mit dem selber organisierten Welschlandjahr weiter. «Ich durfte in einer Familie mit Lebensmittelgeschäft in Cernier mit anpacken. Das war genau das, was unsere Eltern wollten. Sie sagten klar: Unsere Kinder müssen nach der Schule in die Fremde und hartes Brot essen – das Brot war aber so fein». Nach der Post-Lehre fand Margret Aebersold im Postamt Kornhaus in Bern eine Stelle. «Auch in der Postmusik machte ich mit. Wir besuchten mehrmals die Anlässe der österreichischen Postmusik». Zudem unternahm sie mehrere Reisen in den Osten, von dem ihr so von einer österreichischen Postmusikantin geschwärmt wurde und worauf sie anfänglich eher verhalten reagierte. Sie genoss das freie Leben und lernte an einem Tanzanlass ihren Mann kennen. «Zusammen mit Fritz – wir heirateten 1985 – hatten wir viele Pläne mit dem Bauernhof in Niederhünigen. Wir sind stolz auf unser Stöckli, das wir mit viel Eigenarbeit bauen konnten». Dem jungen Paar wurden zwei Töchter geschenkt. 2015 haben sie das Bauern aufgegeben und sich nur noch der schon 2006 begonnen Mosterei gewidmet. Sie habe die Kurse dazu gemacht. «Die Arbeit teilen wir uns auf. Fritz ist der Presschef und ich mache die Weiterverarbeitung inklusive administrative Arbeiten».

 

So nebenbei hat die umtriebige Niederhünigerin auch als Vormund, in der Besuchsgruppe der Kirchgemeinde im Holz und vier Jahre als reformierte Kirchgemeinderätin in Konolfingen freiwillig mitgearbeitet. «Gerade das Ressort Altersarbeit und Diakonie war das perfekte, schönste Amt. Bei allem was ich machen durfte und musste, habe ich viel dazu gelernt, es war sehr wertvoll und lehrreich».

 

[i] www.zaeme-aktiv.org


Autor:in
Willi Blaser, Zäme Aktiv Konolfignen ZAK
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Erstellt: 12.03.2023
Geändert: 12.03.2023
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