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Zertifikat: "Jetzt haben wir eine Zweiklassen-Gesellschaft"

Nicht bei allen kommt das Zertifikat gut an. Wer nicht geimpft, genesen oder getestet ist, muss draussen sitzen. Wir haben mit zwei Restaurantbetreiberinnen gesprochen.

Die Wirtin der Traube Bleiken hat keine Freude am Zertifikat. (Bild: www.traubebleiken.ch)
Auch Ungefimpfte sollen einen Platz kriegen. (Symbolbild: zvg)
Im Sternen Walkringen: "Mir hei's guet." (Bild: zvg)

Seit einer Woche kann nur noch in eine Beiz, wer ein Zertifikat hat. Das passt nicht allen. Sandra Rüegsegger vom Restaurant Traube in Bleiken hat keine Freude. Am liebsten würde sie alle reinlassen. Aber das gehe halt nicht.

 

Eine Gesellschaft - zwei Klassen

"Jetzt haben wir eine Zweiklassengesellschaft", sagt die Beizerin der Traube. "Die Geimpften freuen sich über das Zertifikat und können rein. Die ohne Zertifikat müssen draussen bleiben." Rüegsegger findet das daneben. Jeder sollte machen können, wie er will. Das Zertifikat führe auch zu Mehraufwand. "Wir müssen den Leuten hinterherrennen. Wenn viel läuft, ist das ein Mist."

 

"Man muss knallhart sein"

Im Sternen Walkringen sagt Mirta Berger zu den Zertifikatskontrollen: "Die Gäste zeigen das unaufgefordert. Es gibt schon Mehrarbeit, aber es geht." Klar gebe es auch Gäste, die noch nicht geimpft sind. Diese müssten draussen Platz nehmen. Auch bei Regen hätten sich Gäste auf der Terrasse hingesetzt und am Mittag gegessen. Letzte Woche habe ein Gast das Zertifikat zuhause vergessen, also musste auch er draussen Platz nehmen. Grundsätzlich ist man im Sternen zufrieden, wie es bisher lief. Es könne schon sein, dass wenn es kälter werde, weniger Gäste kommen. "Was wollen wir machen? Wir können es nicht ändern."

 

Keine Polizei

Die Polizei ist in beiden angefragten Restaurants noch nicht aufgetaucht. Für beide ist auch klar, die angedrohten Bussen von bis zu 10'000 Franken sind zu hoch. Deshalb seien sie streng, was das Zertifikat anbelangt. "Es gibt kein Pardon. Man muss knallhart sein", sagt Berger vom Sternen Walkringen. Rüegsegger von der Traube Bleiken meint, es müsse nicht unbedingt die Polizei kommen: "Es reicht, wenn die Leute einen verpfeifen."

 

Sie habe auch von Restaurants gehört, die niemanden reinlassen und lediglich die Terrasse öffnen. Für sie ist das kein Thema. Im Lockdown hätten viele Gäste zu ihnen gehalten, sagt Rüegsegger, "die Ungeimpften kann ich jetzt nicht einmal drinnen bewirten. Ich finde das unfair."


Autor:in
Rolf Blaser, rolf.blaser@bern-ost.ch
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Erstellt: 22.09.2021
Geändert: 24.09.2021
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