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Abstimmung zur Schulraumplanung Konolfingen: Zwei Varianten, eine "Schullandschaft" für fast 31 Millionen

Im Frühling wurde bekannt, wie die neue Primarschulanlage aussehen soll, die der Gemeinderat von Konolfingen auf dem "Hübeli" beim bestehenden Schulhaus Stalden bauen möchte. Am Montag haben Gemeinderat und Projektverantwortliche an einer Medienmitteilung über die Abstimmung informiert und ihre Argumente präsentiert.

Der "Ring" besteht aus vier "Schnitzen". Drei davon sind ähnlich aufgebaut und sollen je vier Basistufen, zwei 3./4. und zwei 5./6. Klasse beherbergen. Die Basistufenräume haben den Augang gegen den Innenhof, die Mittelstufenklassen gegen aussen. Im 4. "Schnitz" sind die Tagesschule und die Aula untergebracht. (Bilder: zvg)
Visualisierung des Aussenraums.

Abgestimmt wird am 25. November über zwei Varianten. Variante 1, die Ein-Standort-Strategie, umfasst den ringförmigen Neubau und die Sanierung des bestehenden Schulhauses Stalden ("Schullandschaft Stalden") sowie den Planungskredit für Umbau und Erweiterung des Oberstufenzentrums (OSZ) Stockhorn. Variante zwei sieht zusätzlich die Erhaltung und Sanierung des Schulstandorts Dorf vor. Über den Umbau der OSZ wird zu einem späteren Zeitpunkt entschieden, die Kosten dafür werden vom Gemeinderat auf ungefähr 15.5 Millionen geschätzt.

 

30,8 Millionen für zentrale Primarschule

Die Kosten für die "Schullandschaft Stalden", werden mit 30.8 Millionen Franken veranschlagt, der Planungskredit für das OSZ mit 0.5 Millionen. Total sind das 31.3 Millionen. Die Sanierung des Schulhauses Dorf würde zusätzlich 2.85 Millionen Franken, Variante 2 also insgesamt 34.15 Millionen kosten. Das bestehende Schulhaus Stalden würde in beiden Varianten saniert. Darin sollen inskünftig Werk- und Zeichenunterricht stattfinden, ausserdem sind Räume für die Musikschule Worblental/Kiesental vorgesehen.

 

Beide Varianten seien machbar und bezahlbar, betonten Gemeindepräsident Daniel Hodel (SVP) und Gemeinderat Heinz Suter (BDP, Ressort Finanzen). Der Gemeinderat empfiehlt den Stimmberechtigten, zweimal Ja einzulegen am 25. November, bei der Stichfrage aber Variante 1 zu wählen.

 

Kosten sind "Herausforderung" im Abstimmungskampf

Der Betrag für Sanierung und Neubau der Schullandschaft Stalden sei hoch und stelle im Abstimmungkampf eine Herausforderung dar für den Gemeinderat, gab Hodel zu. Suter rechnete aber vor, dass die Kosten, auch bei konservativen Annahmen über die Entwicklung der Steuereinnahmen, tragbar seien. Eine Steuererhöhung um ein Zehntel auf 1.69 Einheiten wäre zwar möglicherweise nötig, allerdings frühestens 2024, versicherte er. Auch sei zu bedenken, dass bei zweimal Nein die bestehenden Schulhäuser renoviert und umstrukturiert werden müssten. Diese Kosten schätzt der Gemeinderat auf rund 15,4 Millionen Franken, wobei das Problem, dass in Zukunft wegen steigender Schülerzahlen Schulraum fehlt, bestehen bleibe.

 

Die anwesenden Gemeinderäte, nebst Hodel und Suter waren dies Ursula Steffen (SP, Bildung) und Simon Buri (GLP, Hochbau), warben für das Projekt damit, dass durch die Zentralisierung alle Kinder gleichermassen Zugang hätten zu Infrastruktur und Spezialangeboten. Die Schulwege würden zwar wegen Wegfall der verschiedenen Aussenstandorte zum Teil länger als heute und es müssten dafür öfter Schulbusse eingesetzt werden. Dafür würden Transporte während des Tages, etwa zur Tagesschule, wegfallen.

 

"Kleine Kinder sind clever"

Auf Bedenken der Eltern, die der Gemeinderat dem „emotionalen“ Bereich zurechnete, ging Ursula Steffen ein. Befürchtet werde, dass die Zentralisierung im Neubau zu einem fabrikähnlichen Betrieb und zu Anonymität führen, oder dass ein normaler Unterricht wegen Lärm und Dichtestress unmöglich würde. Diese Ängste müsse man ernst nehmen, sie seien aber unbegründet, ist Steffen überzeugt. Das Konzept mit insgesamt elf Eingängen und dem strukturierten Innen- und Aussenraum erlaube es, den Schulbetrieb so zu organisieren, dass auch die Kleinen, die sie zudem als anpassungsfähig und clever bezeichnete, gut betreut werden könnten.

 

Man müsse in die Zukunft blicken und sich nicht an alten Zeiten orientieren, betonte Bernhard Bacher, Projektleiter und Leiter der Abteilung Bildung, mehrmals. Schule und Unterricht würden sich, nicht zuletzt mit dem Lehrplan 21, verändern. Als Beispiele nannte er die Basistufe, die Konolfingen mit Umsetzung der Schulraumplanung flächendeckend einführen will, und Gruppenarbeit, die immer wichtiger werde. Die Räume der alten Schulhäuser seien für klassischen Frontalunterricht gebaut, der heute kaum mehr zeitgemäss sei.

 

Variantenentscheid wegen Eltern

Dass der Gemeinderat zwei Varianten vorlege, sei „historisch gewachsen“, weil das insbesondere von Eltern aus dem Dorfteil „Dorf“ so gefordert worden sei, sagte Daniel Hodel auf eine entsprechende Frage. Er persönlich finde die Variante 2 „einen Seich“. „Ich bin sicher, dass wir den Standort Dorf in zehn Jahren wieder diskutieren würden, weil dann die Eltern sehen, wie gut das Schulhaus funktioniert und wie praktisch es ist, wenn alles am selben Standort stattfindet.“ Das Schulhaus Dorf sei schliesslich nur halbautonom, für viele Angebote müssten die Kinder herumgefahren werden. Auch sei der Schulweg zwar für manche Kinder kürzer, da er aber die per Gesetz als zumutbar definierte Distanz teilweise überschreite, könne es sein, dass am Ende doch ein Transport organisiert werden müsse, wenn sich Eltern beschwerten. Simon Buri hingegen betonte: „Wir setzen beide Varianten gerne um.“

 

IG Schule mitgestalten empfiehlt 2 x Nein

Nicht zufrieden mit den Varianten ist die IG Schule mitgestalten, die sich gegen die Zentralisierung einsetzt. „Wir empfehlen zweimal Nein zu stimmen“, sagt Daniel Gygax von der IG. Das Problem sei nicht nur die Zentralisierung, sondern auch das Bauprojekt an sich. Konkret befürchtet die IG einen hohen Lärmpegel und Ablenkung der Schulkinder durch gestaffelte Pausenzeiten und transparente Aussenwände. Dass so viele Kinder von 4-jährig bis zur 6. Klasse in einem Gebäude unterrichtet würden, führe zu Dichtestress, ausserdem sei das Konzept mit den elf Eingängen unübersichtlich.

 

"Ein-Weg-Kommunikation und Angstmacherei"

Gygax kritisiert auch, dass Gesamtschulleiter Bacher Anfang des Schuljahres alle Elternabende der Primarstufe besucht und während einer halben Stunde für die Vorlage geworben habe. Bei dem Vortrag habe es sich um Ein-Weg-Kommunikation gehandelt, ohne Möglichkeit für die Eltern, Fragen zu stellen oder Kritik zu äussern. „Die Drohung, dass bei zweimal Nein alles schlecht komme, ist Angstmacherei“, so Gygax.

 

[i] Am Mittwoch,  31. Oktober findet ein öffentlicher Informationsanlass zur Schulraumplanung statt. Zeit: 19.30 Uhr, Ort: OSZ Stockhorn

[i] Mehr Informationen  zum Projekt: www.kind-im-zentrum.ch

[i] Webseite der Gegnerschaft: www.schule-mitgestalten.ch


Autor:in
Anina Bundi, anina.bundi@bern-ost.ch
Nachricht an die Redaktion
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Erstellt: 16.10.2018
Geändert: 16.10.2018
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