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Martin Wälti: Mit Herzblut für Ordnung, Disziplin und Demokratie

Nach 16 Jahren hat Martin Wälti das Amt als Präsident der Worber SVP abgegeben. Die neugewonnene Freizeit möchte er nicht sofort wieder füllen - leicht fallen wird ihm das allerdings nicht.

Gemeindepolitiker mit Herzblut: Martin Wälti vor dem Mediencenter in Worb. (Bild: Anina Bundi)

"Rechtsbürgerlich ist wohl der richtige Ausdruck", sagt Martin Wälti auf die Frage nach der politischen Haltung, die ihn in die SVP eintreten liess. "Mir ist Ordnung wichtig, eine gewisse Disziplin und dass Leistung erbracht wird." Diese Grundwerte habe er sicher auch von seinem Vater und seinem Grossvater übernommen, die ebenfalls SVP-Mitglieder waren. Trotzdem habe er gründlich überlegt, welches die richtige Partei sei für ihn, bis er mit Mitte Zwanzig schliesslich selber beitrat. 1995 trat er in den Vorstand ein, 2000 kandidierte er erstmals für den Grossen Gemeinderat (GGR) von Worb - und wurde auf Anhieb gewählt. 2002 wurde er schliesslich Präsident der SVP Worb.

 

In Worb verwurzelt

Er sei in Worb verwurzelt, sagt Bauernsohn Wälti. "Ich kenne sehr viele Leute und die Gemeindegrenzen könnte ich wohl ohne grosse Abweichungen zu Fuss ablaufen." Aufgewachsen ist er als ältester von vier Brüdern auf dem elterlichen Hof, der direkt neben der Eishalle liegt. Ursprünglich wollte er ebenfalls bauern, lernte Landwirt und arbeite ein paar Jahre als Betriebshelfer und "Maschineler". Er hätte sich auch vorstellen können, den elterlichen Hof zu übernehmen. Schliesslich bekam ihn aber der Zweitälteste, Ueli Wälti. "Und das ist auch gut so", betont er.

 

Als ihm ein Bekannter von der Stelle als Besamungstechniker erzählte, die beim Schweizerischen Verband für künstliche Besamung SVKB, heute Swissgenetics, frei wurde, griff Wälti zu. "Es war als Zwischenstation geplant", sagt er. Schliesslich blieb er aber und führt heute als Regionalverkaufsleiter 60 Leute. Die Viehzucht sei ihm ans Herz gewachsen. Und obwohl er, wie er selber sagt,  neutral sein muss, haben es ihm besonders die "roten Rassen" angetan, also zum Beispiel Red Holstein, Swiss Fleckvieh oder auch Original Simmentaler.

 

Nerven und Geduld

So richtig ins Schwärmen kommt Martin Wälti aber, wenn er über Politik redet. "Ich schätze den Kontakt zur Bevölkerung und diskutiere sehr gern, auch mit dem linken Lager", sagt er. Zu schaffen machte ihm am Anfang das Tempo.  "Alles geht x-mal hin und her. Das braucht Nerven und Geduld." Er sehe aber ein, dass die Schwerfälligkeit im Schweizer Politbetrieb der Preis sei für ein System, an das er fest glaubt. "Die Alternative wäre weniger Demokratie oder eine Diktatur mit mehr Fehlentscheiden", ist er überzeugt.  Auch den GGR Worb findet er eine gute Einrichtung.

 

"Eine Energie, die beflügelt"

Das Schönste sei für ihn, sich in ein Thema einzuarbeiten, dazu eine Haltung zu entwickeln und dies dann weitergeben. "Das gibt eine Energie in einem drin, die beflügelt!" Beflügeln würden natürlich besonders die Erfolge. Stolz ist er, dass die SVP Worb die innerparteilichen Konflikte, die 2008 zur Abspaltung der BDP führten, fast ohne Verluste überlebt hat.  "Das war eine schwierige Zeit. Die Spaltung ging mitten durch Familien und Freundschaften." Auch seine Wahl zum GGR-Präsidenten 2016, der Kampf um die Worber Aussenschulen und die Ablehnung der Ortsplanungsrevision im Jahr 2011 sind Erfolge, an die er sich gern erinnert. Letztere wurde inzwischen unter Einbezug der Bevölkerung überarbeitet und wird noch dieses Jahr öffentlich aufgelegt. Mit der neuen Fassung sei die SVP zum grössten Teil zufrieden, so Wälti. "Die innere Verdichtung wird umgesetzt und das Kulturland wird besser geschützt. Das ist uns wichtig."

 

Drohbriefe weggeworfen

Er könne aber auch mit Niederlagen umgehen. Etwa als er, ebenfalls 2008, die Wahl als Gemeindepräsident nicht schaffte. Auch Anfeindungen habe er aushalten müssen, besonders auch während der Zeit der BDP-Abspaltung. "Da gab es auch immer wieder anonyme Drohbriefe", erzählt er. "Ich habe darauf nie reagiert und ging auch nie zur Polizei. Das ist am gescheitesten. Inzwischen habe ich auch alle Briefe weggeworfen."

 

Martin Wälti lebt mit seiner Frau Susanne in einem Vierfamilienhaus, das 1993 neben der Garage Sägesser neu erbaut wurde. Darin wohnen auch seine Mutter und sein Bruder Bänz, mit Martin Wälti Besitzer des Hauses. Die vierte Wohnung im Haus ist ein Studio, das Wältis Kindern als letzte Station dient, bevor sie definitiv ausfliegen. Momentan ist dies noch der jüngste Sohn.

 

"Es gibt immer zu tun"

"Die Politik ist eine zeitintensive Tätigkeit. Es gibt immer zu tun", sagt Wälti. "Meine Frau hat das immer mehr oder weniger toleriert und mich unterstützt. Vielleicht hat sie auch einfach gemerkt, dass ich so am glücklichsten bin." Dass er für die Familie nicht viel Zeit hatte, die Kinder waren im Schulalter als Wälti neben seiner beruflichen Tätigkeit im GGR und als Parteipräsident anfing, sei schade. "Das bin ich schon chli reuig. Ich würde die Beziehung zu meinen Kindern aber trotzdem als gut bezeichnen."

 

Obwohl er weiterhin im GGR politisiert, freut er sich auf mehr Freizeit und will sie "nicht sofort mit etwas Neuem füllen. Ich freue mich auf etwas mehr Ruhe", sagt er. Ganz leicht wird es ihm aber wohl nicht fallen, denn: "Die politische Arbeit liegt überall auf der Strasse." Zum Schluss appelliert er an seine Mitbürgerinnen und Mitbürger: "Es würde mich freuen, wenn sich künftig mehr Leute für den so wichtigen demokratischen Prozess einsetzen oder zumindest das Stimm- und Wahlrecht mehr wahrnehmen würden."

 

Neuer Präsident der SVP Worb ist Bruno Fivian.


Autor:in
Anina Bundi, anina.bundi@bern-ost.ch
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Erstellt: 17.06.2018
Geändert: 19.06.2018
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