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Walkringen - Letzte Chance für die Schulsozialarbeit

Quelle
Berner Zeitung BZ

Braucht es in der Gemeinde eine Schulsozialarbeit? Nein, wenn es nach dem Gemeinderat geht. Ein Bürgerkomitee kämpft jedoch mittels einer Initiative dafür. Das letzte Wort hat nun die Gemeindeversammlung.

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Sparen oder zahlen? Die Walkringer Stimmberechtigten haben die Wahl, ob sie die Schulsozialarbeit per Gemeindeinitiative einführen wollen. (Bild: Hans Wüthrich)

Sie hält die Gemeinde Walkringen schon seit einigen Jahren auf Trab: die Schulsozialarbeit. Mehrere Versuche, diese einzuführen, scheiterten bisher. Der Gemeinderat sah keinen Handlungsbedarf. An der kommenden Gemeindeversammlung soll nun eine Initiative endgültig klären, ob in den Schulen und Kindergärten eine Schulsozialarbeit eingeführt werden soll.

Walkringen ist dem regionalen Sozialdienst Konolfingen angeschlossen. 2013 gleiste dieser eine Schulsozialarbeit auf. In Konolfingen, Biglen und Grosshöchstetten wurden daraufhin Schulsozialarbeiter eingesetzt. Walkringen entschied sich aus finanziellen Gründen dagegen.

«Schulsozialarbeit braucht es nicht»

Nach einem Wechsel im Gemeinderat wurde die Schulsozialarbeit erneut Thema. Die Mehrheit im Gremium winkte jedoch ab. Ein Bürgerkomitee lancierte deshalb eine Initiative, um das Thema vor die Gemeindeversammlung zu bringen. An der Meinung des Gemeinderats hat das nichts geändert: Er empfiehlt die Initiative zur Ablehnung.

Schulsozialarbeit brauche es nicht, begründet Gemeindepräsident Peter Stucki (parteilos) die Haltung im Gremium. Es gebe andere Angebote. «Oft werden diese Möglichkeiten aber nicht konsequent umgesetzt.» Mit einer Schulsozialarbeit wolle man nun den Weg des geringsten Widerstands gehen: «Wenn es schwierig wird, gibt man die Verantwortung einfach ab.»

Schliesslich spielen bei der Haltung des Gemeinderats finanzielle Argumente eine Rolle. Die Ausgaben im Sozialbereich seien ohnehin schon hoch genug, sagt Stucki. Mit der Schulsozialarbeit würden sie unkontrolliert ausgeweitet.

«Die optimale Ergänzung»

Im Gegensatz zum Gemeinderat verortet Evelyne Brogle vom Initiativkomitee durchaus einen Bedarf an Schulsozialarbeit. Es gehe dabei um Alltagsbeispiele: Kinder mobben andere Kinder, ein Schüler verliert einen Angehörigen durch einen Todesfall. «Das sind keine weit hergeholten Beispiele. Solche Dinge passieren auch in Walkringen.» Und das könne zu Schwierigkeiten einzelner Schüler oder einer ganzen Klasse führen. «Für einen Lehrer ist es in solchen Fällen hilfreich, wenn er sich Unterstützung bei der Schulsozialarbeit holen kann.» Dass es bereits andere Unterstützungsangebote gebe, lässt Brogle als Argument nicht gelten. «Die Schulsozialarbeit ist eine optimale Ergänzung.» Sie sei nah dran, interveniere dementsprechend schnell. Vor allem aber könnten die Kinder die Schulsozialarbeiterin selbstständig kontaktieren. Bei anderen Angeboten sei dies nicht möglich.

Das Initiativkomitee wird auch grundsätzlich: Die Nachbargemeinden Walkringens hätten die Schulsozialarbeit erfolgreich eingeführt. Für viele Eltern gehöre das Angebot zu einem attraktiven Schul- und Wohnort einfach dazu.

SVP dagegen, SP dafür

Die Parteienlandschaft in Walkringen ist indes gespalten. Die SVP teilt die Meinung des Gemeinderats. «In einer ländlichen Gemeinde wie Walkringen braucht es keine Schulsozialarbeit. Das verursacht nur unnötige Kosten», sagt Béatrice Pulfer.

Die Freien Wähler beschliessen wie immer keine Parole. Einzig die SP unterstützt die Initiative.

Eine Prognose zum Ergebnis will derweil niemand abgeben. Gemeindepräsident Peter Stucki dazu: «Es wird wohl darauf hinauslaufen, welche Seite mehr Bürger mobilisieren kann.» 

[i] Siehe auch den News-Bericht "Gemeindeinitiative in Walkringen: Bürgerkomitee will Schulsozialarbeit einführen" vom 05.10.2017


Autor:in
Stephanie Jungo, Berner Zeitung BZ
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Erstellt: 17.05.2018
Geändert: 17.05.2018
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