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Grosshöchstetten - Weg vom klassischen Grab

Quelle
Berner Zeitung BZ

Einer Spende sei Dank entsteht auf dem Friedhofgelände derzeit ein Waldfriedhof. In Konolfingen gibt es einen solchen seit über fünf Jahren. Die klassische Erdbestattung wird immer weniger gewählt, alternative Varianten sind beliebt.

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Auf dem Friedhof Grosshöchstetten wird noch gearbeitet. Mitte Jahr sollen auf dem Waldfriedhof die ersten Bestattungen möglich sein. (Bild: Urs Baumann)

Derzeit gibt der Friedhof Grosshöchstetten kein schönes Bild ab. Gleich beim Eingang ist eine Parzelle von der Fläche eines Schwimmbeckens aufgerissen. Ein Gärtner markiert mit einer Spraydose die Stellen, wo nächstens Bäume eingepflanzt werden sollen. Im Hintergrund hebt ein Bagger die ersten Löcher aus.

Heinz Zurflüh, Leiter des Bestattungswesens des Gemeindeverbandes Grosshöchstetten, überblickt das Geschehen und sagt: «Leider ist noch fast nichts zu sehen, die Arbeiten haben gerade erst begonnen.» Wo es jetzt noch wie auf einem kargen Acker aussieht, soll im Sommer ein Waldfriedhof stehen − mit Buchen, Tannen, Föhren, mit Farn und Eiben.

Ein Viertel ist Waldfriedhof

Waldbestattungen werden immer beliebter. Nicht nur als Alternative zur klassischen Erdbestattung mit Grabstein, sondern auch als eine zum Gemeinschaftsgrab. In Konolfingen gibt es seit 2009 einen Waldfriedhof. Dieser wurde letzten Herbst bereits zum dritten Mal erweitert. Schon fast ein Fünftel des Friedhofgeländes wird inzwischen für Waldbestattungen genutzt. Franz Lehmann, Vorstandsmitglied des Friedhofverbandes Häutligen, Konolfingen und Niederhünigen, bestätigt: «Die Anfragen haben in den letzten Jahren massiv zugenommen.»

In Konolfingen waren von allen Bestattungen beispielsweise 13 Prozent Erdbestattungen, 20 Prozent haben sich für die Urnenbestattung im Gemeinschaftsgrab entschieden. Fast 27 Prozent wählten den Friedhofwald als letzte Ruhestätte.

Keine Last für Hinterbliebene

Bis Waldbestattungen auch in Grosshöchstetten möglich sind, gibt es noch einiges zu tun. Rund ein Dutzend Laub- sowie zwanzig Nadelbäume werden in den nächsten Monaten hergeschafft. Hecken, Stauden und Büsche werden eingepflanzt. Nicht ganz wie in einem Wald soll es dann aussehen, «viel lockerer und luftiger», sagt Heinz Zurflüh vom Gemeindeverband. Platz hat es genug. Nur knapp die Hälfte des Friedhofs ist derzeit mit Gräbern belegt.

Früher als vorgesehen

«Ursprünglich sollte der Waldfriedhof erst einige Jahre später umgesetzt werden», sagt Zurflüh. Aber ein Legat an die Gemeinde aus dem Jahr 2011 habe die Sache beschleunigt. Auch das erhöhte Bedürfnis nach alternativen Bestattungen gab den Ausschlag. «Wir stehen in gutem Kontakt zu Konolfingen», fügt Zurflüh an, «dass dort der Waldfriedhof immer beliebter wird, hat uns inspiriert.»

Bei den Bestattungen gehe die Tendenz weg vom klassischen Grab, sagt Zurflüh, weil die viel zu tun gäben. «Viele wollen heute den Hinterbliebenen keine Last aufbürden.» Auch für Menschen ohne Verwandte in der Umgebung sei eine alternative Bestattung eine gute Möglichkeit, denn «nur dem Friedhofgärtner für 25 Jahre etwas zu tun zu geben, das macht wenig Sinn», so Heinz Zurflüh.

Sandsteinsäule mit Namen

Ungefähr Mitte Jahr sollen in Grosshöchstetten die ersten Bestattungen im Waldfriedhof möglich sein. Dabei wird die Asche einige Zentimeter in den Boden vergraben, der Ort ist frei wählbar. Eingangs des Waldes wird eine gut zwei Meter hohe Säule aus Sandstein aufgestellt, wo die Namen der Verstorbenen eingraviert werden können. «Platz für Blumengestecke, Figürchen oder andere Erinnerungsstücke wird es nicht geben», sagt Zurflüh.

Den Waldfriedhof einzurichten, kostet 150 000 Franken. Dieser Betrag wird mit dem Legat abgedeckt. Auf die Frage, wie er sich dann einmal bestatten lassen wolle, blickt Zurflüh auf die noch brache Fläche und sagt: «Im Waldfriedhof. Meine Tochter wohnt in Alaska, was bringt ihr ein Grab in Grosshöchstetten?»

Alternative Varianten

Die Bestattungskultur ist im Wandel. Die Zahl der klassischen Erdbestattungen ist rückläufig, dafür wird öfter das Gemeinschaftsgrab bevorzugt. Ein solches wird gerade in Grosshöch-stetten parallel zum Waldfriedhof gebaut. Auf einer Fläche von 100 Quadratmetern sollen dort 25 Särge Platz haben. Auf einer Sandsteinplatte am Rand des Geländes können die Namen der Verstorbenen eingraviert werden. Der Gemeindeverband Grosshöchstetten wirft für das Projekt 35 000 Franken auf.

Eine alternative Bestattungsvariante ist etwa die Baumbestattung. Diese ist zum Beispiel in den Wäldern der Burgergemeinde Bern möglich. Dabei wird die Asche des Verstorbenen in das Wurzelwerk eines ausgewählten Baums eingebracht. Dieser ist dann während 99 Jahre durch einen Grundbucheintrag geschützt und jederzeit zugänglich. Einen Baum gibt es ab 4900 Franken.

Aber auch das Verstreuen der Asche in der Natur wird immer beliebter. Dies ist in der Schweiz erlaubt. In der Verordnung über das Bestattungswesen steht unter Artikel 5: «Unter Vorbehalt der bau- und umweltrechtlichen Vorschriften sind Beisetzungen von Urnen oder offener Asche ausserhalb von Friedhöfen zulässig.»


Autor:in
Martin Burkhalter, Berner Zeitung BZ
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Erstellt: 30.03.2015
Geändert: 30.03.2015
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