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Landiswil - Ohne Leidenschaft kein Most vom Bauernhof

Quelle
Berner Zeitung BZ

Seit zwei Wochen herrscht Hochbetrieb in der Mosterei Burkhalter in Landiswil. In den nächsten sechs Wochen presst die Familie aus gut 60 Tonnen Äpfeln Most. Der Apfel treibt die Familie aber das ganze Jahr um.

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Während Remo Sieber die Äpfel auf die Rutsche kippt, sortiert Moster Beat Burkhalter die faulen aus. (Bild: Andreas Blatter)
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Ein Dutzend Läden in der Region haben Most aus Landiswil in ihren Regalen. (Bild: Andeas Blatter)
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Die Sorte Rubinola ist Beat Burkhalters Favorit. Er mag das knackige, feste Fleisch und den süss-säuerlichen Geschmack. «So etwas finden Sie beim Grossverteiler nicht», sagt er und beisst genüsslich in den Apfel.

Beat Burkhalter liebt Äpfel. Sie sind seine Leidenschaft. «Seit wir vor 15 Jahren mit dem Mosten angefangen haben, fasziniert mich diese Frucht immer mehr. Wieso, das weiss ich nicht genau», sagt er. Seine Frau Rosmarie bestätigt: «Was der tagein, tagaus über Äpfel redet, das ist unglaublich.»

16-Stunden-Schichten

Seit zwei Wochen herrscht bei der Mosterei Burkhalter in Landiswil Hochbetrieb. Seit Mitte September schiebt die Familie jeden Tag 16-Stunden-Schichten. Und das wird noch mindestens sechs Wochen so weitergehen. Schliesslich sollen gut 60 Tonnen Äpfel zu rund 45'000 Liter Most verarbeitet werden. Da bleibt wenig Zeit für anderes. Um 6 Uhr in der Früh gehe es jeweils los und vor 22 Uhr gebe es selten Feierabend, sagt Rosmarie Burkhalter. «Das ist eine sehr intensive Zeit, da müssen wir schon mal auf die Zähne beissen.»

Seit 15 Jahren im Geschäft

Seit 1999 gehört das Mosten zum Leben der Familie Burkhalter. Was zu Beginn noch mehrheitlich im privaten Rahmen vonstattenging, ist heute ein gutes Geschäft. Mehr als die Hälfte seiner jährlichen Einnahmen macht Landwirt Beat Burkhalter mit seiner Apfelleidenschaft. Wenn es nicht gerade Mostzeit ist, fährt er durch das halbe Emmental und unterstützt und berät andere Landwirte bei der Aufzucht von Apfelbäumen.

Denn Beat Burkhalter interessiert sich nicht nur für die Frucht an sich, sondern auch für alles Drumherum. Das Pflanzen, das Pflegen, das Schneiden und das Spritzen der Bäume gehört ebenso zu seinem Metier wie das Ernten und Mosten.

Jetzt Anfang Oktober zählt nur das Mosten. In den nächsten Wochen wollen gut 400 Kunden ihre Galas, Alants, Boskoops und Lucys bei Burkhalters zu Most verarbeiten lassen. An manchen Tagen sind es nur drei. An Samstagen können es aber schon mal zwanzig Personen sein, die mit ihren Körben, Kisten oder gar Paloxen nach Landiswil kommen.

10 Franken für 10 Liter

Auch heute fährt ein Auto mit Anhänger auf den Parkplatz. Beat Burkhalter holt den Stapler und hilft beim Abladen. Es wird freundlich gegrüsst und über das Wetter gesprochen. Dann trägt er Adresse, Telefonnummer, das gewünschte Gebinde und das Lieferdatum auf ein Kärtchen ein. Anschliessend stellt Burkhalter die Box zu einem halben Dutzend anderen Kisten.

Pro Tag können Burkhalters höchstens fünfzehn Aufträge abarbeiten. Auch wenn die Mutter, die Tochter, eine Aushilfe und sogar ein Schüler in seinen Ferien mitanpacken. «Da stauen sich die Kisten schon mal», sagt Rosmarie Burkhalter. Am einfachsten sei es, wenn nur ein Kunde eine grosse Menge bringe. Dann gehe es schnell.

Wenn von den Äpfeln nach der Mostpresse nur noch kleine zerquetschte Reste übrig sind und der frisch gepresste Saft rund zehn Stunden geruht hat, geht die Arbeit im Keller weiter. Dort wird der Most abgepackt. Die Landwirte aus der Umgebung bringen meist ihre eigenen Gebinde mit. So landen dann, je nach Wunsch, 3, 5 oder auch 10 Liter Most in verschiedenen Behältern. Für 10 Liter Most müssen sie rund 10 Franken bezahlen.

Das ganze Jahr Most

Burkhalters pressen aber nicht nur fremde Äpfel. Sie haben selber 60 Hochstammbäume auf ihrem Hof. Gut 5 Tonnen eigene Früchte verarbeiten sie jedes Jahr. Weil aber auch gut ein Dutzend Läden von der Landiswiler Mosterei beliefert werden, müssen noch zusätzlich Äpfel besorgt werden. 17 Tonnen habe er letztes Jahr eingekauft, sagt Beat Burkhalter.

Mit dem Winter wird es auch in der Mosterei ruhiger. Aber zu tun gibt es immer noch viel. Denn die Läden wollen das ganze Jahr über Most in ihren Regalen haben.


Autor:in
Martin Burkhalter, Berner Zeitung BZ
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Erstellt: 06.10.2015
Geändert: 06.10.2015
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