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Konolfingerin Célina Joss in Afrika: Nilpferde und Krokodile - zum Glück keine Black Mamba
Die 16-jährige Konolfingerin Célina Joss verbringt einen Monat im afrikanischen Namibia. Dort begleitet die Schülerin das Ärzteausbildungs- und Austauschprojekt Mudiro. Hier erzählt sie von ihren Erlebnissen. Heute: Arme Einheimische, eine afrikanische Gemeindeversammlung und Krokodilangriffe.
Die erste Woche verging wie im Flug. Barbara Müller und ich hatten einige Meetings mit Ärzten vor Ort und organisierten die Unterkunft und Ausflüge für das Wochenende. Für Paul Mülhauser endete das einwöchige Austauschprojekt im Spital von Rundu, die nächste Woche wird er im Spital von Nyangana tätig sein. Für Peter Lermen verlief die erste Woche in Andara ohne grossen Schwierigkeiten, jedoch mit vielen neuen Eindrücken.
Andara und Nyangana: Nur die wenigsten vermögen die Reise
Die Einblicke die ich bis jetzt im Spital von Andara und Nyangana erhalten habe, haben mich sehr geprägt. In den Schweizer Spitälern ist die Spannweite der Verletzungen sehr gross im Gegensatz zu Afrika beziehungsweise Namibia. Die Patienten gehen hier erst ins Spital, wenn es schon fast zu spät ist, obwohl die Kosten für die Untersuchung der Staat übernimmt.
80 Prozent der Patienten haben Verletzungen oder Probleme die der Arzt vor Ort nicht sofort beheben kann, zum Beispiel eine grössere Operation. Die medizinische Kosten hierfür übernimmt ebenfalls der Staat. Das finanzielle Problem entsteht erst mit dem Transfer zum entsprechendem Spital.
Häufig werden Patienten mit grossen Problemen wie zum Beispiel Herz- oder Knieprobleme nach Windhoek ins Spital geschickt. Der Weg von der Kavango-Gegend bis zur Hauptstadt ist zu teuer und zu lang. Somit können es sich nur die allerwenigsten leisten, die Operation zu bezahlen. Eine häufige Krankheit, die auch vielen Touristen Sorgen macht, ist Malaria. Die Einheimischen haben kein Geld, um die nötigsten Schutzmittel gegen die tödliche Krankheit zu bezahlen. Leute die in Lehm oder Blechhäusern wohnen, können sich nur mit einem Moskitonetz, welches auch vom Staat bezahlt wird, schützen.
Das Leben im Busch: Kein Strom in den Lehmhäusern
Die Einheimischen leben in selbstgebauten Lehmhäusern. Familien die etwas mehr Geld haben, können sich Blechhäuser leisten. Ihr Essen besteht meist aus Früchten von den Bäumen und selbst angepflanztem Gemüse. Dadurch, dass die Einheimischen ihr Wasser vom Fluss holen, gibt es immer wieder Todesfälle durch Nilpferde oder Krokodile. Auch hier gibt es verschiedene Quartiere, denn die Leute leben sehr selten alleine, haben grosse Familien und leben miteinander. Von Strom ist weit und breit nichts zu sehen.
Unsere Unterkunft: Zelt auf dem Mudiro-Auto
In Andara hat Peter Lermen ein Ärztehaus, sowie auch Paul Mülhauser in Nyangana. Barbara und ich übernachten in den Mudiro-Autos im Zelt, die auf dem Dach befestigt sind. Dadurch dass wir die Möglichkeit haben, in einer Küche zu kochen, kaufen wir regelmässig Vorrat ein. Über das Wochenende machen wir dann alle zusammen immer Ausflüge und übernachten in verschiedenen Lodges.
Natur pur: Gefährliche Wanderung
Das letzte Wochenende verbrachten wir auf der Shakawe River Lodge in Botswana. Die Lodge war sehr schön, jeder hatte ein eigenes kleines Haus am Kavango-Fluss. Am Samstag durften wir uns auf einer Bootsfahrt im Okavango Delta entspannen. Der Sonnenuntergang mit den vielen Vögeln, Nilpferden und Krokodilen war unvergesslich.
Am nächsten Tag erwartete uns eine Reise tausend Jahre zurück. Die vielen Steinzeichnungen im Tsodillo ware sehr eindrücklich. Jedoch war es anstrengend und gefährlich am Mittag bei 36 Grad über Stock und Stein zu wandern. Nur wenige Stunden vor unserem Abmarsch hatte ein Elefant den Weg verunstaltet. Wir hatten Glück dass uns die giftigen Schlangen, Puffotter und Black Mamba nicht angegriffen haben.
Auf der Rückkehr nach Namibia am Montagnachmittag sahen wir viele Tiere Namibias. Die Giraffen und Zebras durften wir hautnah erleben nur ein paar Meter von unserem Auto entfernt.
Wasserprojekt: Gemeindeversammlung auf dem Boden
Barbara Müller ist hier in der Kavango-Gegend bei einem Wasserprojekt tätig. Am Mittwoch durfte ich bei einer Gemeindeversammlung dabei sein. Die Gemeindeversammlung fand unter einem Baum auf dem Boden im Sand statt. Es wurde besprochen, wieviel Wasserleitungen in das Dorf kommen werden und bezahlt werden können. Die Leute waren sehr dankbar für alles, was ihnen angeboten wird. Einige Familien haben ihre Kinder beim Wasserholen am Fluss durch einen Krokodilangriff verloren.
Dankbarkeit: Es ist nicht selbstverständlich
In den letzten Tagen, die ich hier verbingen durfte, wurde mir bewusst, wie wenig die Leute hier haben. Wir in der Schweiz sehen es als selbstverständlich an, sauberes Wasser zu trinken, am Abend leckeres und warmes Essen zu haben, Ausflüge zu machen, zur Schule gehen und eine Ausbildung zu machen. Das alles sind aber Dinge, welche nicht selbstverständlich sind. Wir sollten die Dinge und Möglichkeiten schätzen, denn viele träumen von dem was wir in der Schweiz und Europa haben.
[i] Siehe auch...
- "Konolfingerin Célina Joss in Afrika: Reise von Irgendwo nach Nirgendwo" vom 19.03.2016
- "Célina Joss aus Konolfingen: Einen Monat Namibia statt Schule" vom 11.03.2016
Erstellt:
27.03.2016
Geändert: 29.03.2016
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