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Konolfingen - Gemeinderat erneut in der Kritik

Es hätte eine ruhige Gemeindeversammlung werden können in Konolfingen. Die Versammlung war gut besucht an diesem sommerlichen Abend. Die Ruhe währte nur kurz. Zu reden gaben weder Tempo 30 noch das Schulhaus, sondern ein neues System für die Grünabfuhr.

Bereits kurz nach Beginn gingen die Wogen hoch an Konolfingens Gemeindeversammlung. (Foto: Rolf Blaser)

Kaum hatte Gemeindepräsident Heinz Suter die Traktanden präsentiert, kam schon der erste Antrag. Ein Bürger forderte, dass als erstes über die Schulraumplanung und die Grünabfuhr gesprochen wird. Der Antrag wurde mit 75 zu 8 Stimmen angenommen. Statt unter Verschiedenem, wurden die beiden Punkte zu Beginn besprochen.

 

Schulhausbau: Einsprecher ergreift das Wort

Gemeindepräsident Suter orientierte über den Stand des Neubaus des Schulhauses Stalden. Sechs Einsprachen gegen die Baupublikation seien bereinigt worden, eine sei noch hängig. Sollte diese weitergezogen werden, könnte das Projekt um ein Jahr verzögert werden. Dies könnte zu weiteren Mehrkosten von einer halben Million Franken führen.

 

Der Antragsteller outete sich als einer der Einsprecher beim Schulhaus Stalden. Sein Anliegen sei bereinigt worden, er habe seine Einsprache zurückgezogen. Die letzte noch hängige Einsprache kritisiere, dass beim Schulhaus zu wenige Parkplätze geplant seien. Die Gemeinde müsse dafür erst noch Land umzonen, was zu einer Volksabstimmung und weiteren Verzögerungen führe.

 

Gemeindepräsident Suter antwortete, die Gemeinde sei dran das zu korrigieren. «Wir warten auf die Baubewilligung und schauen welche Antworten vom Regierungsstatthalteramt kommen.»

 

Der nächste Zwist

Das emotionale Thema des Abends war aber nicht das Schulhaus Stalden, sondern die geplante Änderung der Grünabfuhr. Heute entsorgen die Bürgerinnen und Bürger ihre Grünabfälle beim Bauern Peter Liechti. Dies kostet die Gemeinde etwa 70‘000 Franken pro Jahr. Der Gemeinderat prüft derzeit, ein neues System einzuführen. Konolfingen will weg vom Bring- zum Holsystem. Anstatt dass alle ihre Grünabfälle zum Bauern bringen, verteilt die Gemeinde grüne Kompostkübel und leert diese wöchentlich. Ein System, welches bereits in vielen Gemeinden gang und gäbe ist. Nicht aber in Konolfingen. 

 

Kritik gegen das System

Die Voten gegen das neue System der Grünabfuhr wurden rege vorgetragen: Es sei unverständlich, dass ein gut funktionierendes System ersetzt werden soll. Man wisse nicht, wie teuer es werde. Der Gemeinderat habe es unterlassen, die Leute zu fragen, ob sie das wollten. Durch das neue System entstehe Mehrverkehr durch Lastwagen, welche diese Grüncontainer leerten. Es sei eine Frechheit, wie der Gemeinderat mit Bauer Liechti umgehe, der bis jetzt die Grünabfälle entgegengenommen hat. Die Diskussion verlief lebhaft, Votanten für das bisherige System kriegten Szene-Applaus, Buhrufe bleiben aus.

 

Gemeinderat verteidigt System

Einmal mehr stand der Gemeinderat im Gegenwind. Heinz Suter versuchte die Wogen zu glätten: Man habe viele Rückmeldungen erhalten, dass die Gemeinde ein «hinterwäldlerisches» System für die Grünabfuhr habe. Leute hätten kritisiert, es sei nicht zeitgerecht, wenn alle zum Bauern fahren, um ihre Grünabfälle zu entsorgen. Sobald das Reglement und die Kosten bekannt seien, könne an der Gemeindeversammlung darüber abgestimmt werden.

 

Gemeinderat auf verlorenem Posten

Ein Bürger gab zu bedenken, dass die Gemeinde schon genug Baustellen habe. Der Gemeinderat solle nicht noch ein weiteres Feuer entfachen. Gemeindepräsident Suter und der zuständige Gemeinderat Bruno Maurer nahmen dies zur Kenntnis. Kurz vor Ende der Versammlung wendete sich Maurer nochmals ans Plenum. Die Diskussion habe ihn beschäftigt, er sagte: «Dass wir keine Bedürfnisabklärung gemacht haben, dafür trage ich die Verantwortung. Ich entschuldige mich, das war nicht gut.» Für diese Einsicht erhielt Maurer Applaus.

 

Fazit

Es war nicht das erste Mal, dass der Gemeinderat kalt geduscht wurde. Wir erinnern uns an die Vorfälle bei Konofire, den abgelehnten Umbau des Pausenraums oder die knappe Abstimmung zum Schulhausbau. Einmal mehr hatte der Gemeinderat es unterlassen den Puls der Bevölkerung zu fühlen. An der Gemeindeversammlung hat er nun einen ersten Vorgeschmack erhalten, was passieren könnte, wenn er an diesem Grünabfuhrsystem festhält.

 

[i] Die Versammlung wurde von 127 Stimmberechtigen besucht.

 

[i] Die Rechnung 2022 (BERN-OST berichtete) und der Nachkredit von 750‘000 Franken wurden genehmigt.

 

[i] Nach der Gemeindeversammlung wurden die folgenden Vereine geehrt:

Der Bienenzüchterverein Konolfingen für sein Schaffen

Der Heimverein Gysenstein für die Renovierung des Pfadiheims

 

[i] Prof. Dr. Matthias Steinmann vergab einen Sonderpreis für die folgenden Bauern:

Walter und Brigitte Stucki-Jenni, Niederhünigen, für Kuh Jenny

Anton Stucki, Konolfingen, für Kuh Toscana

Urs Bieri, Niederhünigen, für Kuh Holly


Autor:in
Rolf Blaser, rolf.blaser@bern-ost.ch
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Erstellt: 07.06.2023
Geändert: 08.06.2023
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