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Fragerunde in Oberdiessbach: "Wieviel zahlt die Denkmalpflege an die Sanierung?"

Für 16 Millionen Franken will Oberdiessbach die Schule und das Geissbühlerhaus sanieren. Bevor im Dezember über eine Steuererhöhung abgestimmt wird, konnte die Bevölkerung Fragen zum Projekt stellen. Die Info-Veranstaltung war bis auf den letzten Stuhl besetzt, zu reden gab vor allem das Geissbühlerhaus.

Das Projekt ist bereit für die Abstimmung. (Fotos: Rolf Blaser)
Bettina Gerber: "Es ist kein Luxus, den wir euch anpreisen. Es ist zweckmässig und tragbar."
Stephan Hänsenberger: "Das Schulhaus Bleiken werden wir aufgeben, das werden wir hier in Oberdiessbach zusammenziehen."
Urs Ewald (Dällenbach Ewald Architekten AG): "Das ist ein Statement, eine schöne Verknüpfung von Geschichte und Kultur."
Der Neubau (6.3 Millionen Franken) und das Geissbühlerhaus (6.2 Millionen) kommen am teuersten zu stehen. (Grafik: www.oberdiessbach.ch)
Im Geissbühlerhaus sollen eine Tagesschule und ein öffentlicher Saal für Konzerte oder Theater entstehen. (Foto: Grafik www.oberdiessbach.ch)
Kosten Geissbühlerhaus, Stand Oktober 2022. (Grafik: www.oberdiessbach.ch)
Kosten Sanierung und Neubau Schulraum, Stand Oktober 2022. (Grafik: www.oberdiessbach.ch)

Nachdem Gemeinderat und Architekten das Projekt vorgestellt hatten, wurde das Mikrofon in der vollen Aula des Sekundarschulhauses herumgereicht. Fundamentalkritik gab es keine, weder gegen den Schulausbau noch gegen den Umzug der Schule von Bleiken nach Oberdiessbach. Es gab jedoch Fragen aus der Bevölkerung, die meisten betrafen die Sanierung des Geissbühlerhauses.

 

"Ein Statement der Gemeinde"

"Wieviel bleibt nach der Sanierung des Geissbühlerhauses noch von der Bausubstanz übrig?", wollte ein Mann wissen. Das vor 222 Jahren gebaute Geissbühlerhaus geniesse bei der Denkmalpflege den höchsten Schutzstatus, antwortete Architekt Urs Ewald. Der grösste Teil der Fassade müsse neu gemacht werden. "Das ist ein Statement der Gemeinde, wenn wir dieses Haus weiter nutzen." Der Nutzen hat allerdings seinen Preis, 6.3 Millionen Franken verschlingt allein der Ausbau des Geissbühlerhauses.

 

"Das gibt's nicht zum Nulltarif"

Oberdiessbach brauche wieder einen Saal. Und den biete das ausgebaute Geissbühlerhaus, sagte Theodor Nyfeler von der Brass Band Oberdiessbach. "Wir kriegen eine gute Bühne mit Technik, Küche und einer Tagesschule. Aber das gibt es nicht gratis." Erst müssen die Steuern um einen Zehntel von 1.54 auf 1.64 Einheiten erhöht werden, danach kann gebaut werden. (BERN-OST berichtete)

 

"Gemeinde will kein Geld verdienen"

Ein weiterer Herr aus dem Publikum wollte wissen: "Wie teuer wird die Nutzung des Geissbühlerhauses für die Vereine?" Der Gemeinderat habe darüber noch nicht entschieden, antwortete Gemeindeschreiber Oliver Zbinden. "Die Idee ist, dass wir einen Saal haben, der auch gebraucht wird. Die Miete wird günstig sein, die Gemeinde will damit kein Geld verdienen."

 

"Intensive Gespräche mit der Denkmalpflege"

Nächste Frage: "Wenn die Denkmalpflege dreinredet, zahlt sie auch etwas an die Sanierung?" Es hätten intensive Gespräche mit der Denkmalpflege stattgefunden. "Das Gesuch ist gestellt, sie werden sich an den Kosten beteiligen, aber die Höhe ist noch nicht klar." Laut Architekt Urs Ewald kann mit einem Betrag um die 60'000 Franken gerechnet werden.

 

"Haben 300'000 Franken eingeplant"

"Haben Sie zusätzliche Kosten beim Geissbühlerhaus einberechnet? Es könnten dort noch Überraschungen dazukommen", will ein Mann aus dem Publikum wissen. Architekt Ewald antwortet: "Wir haben 300'000 Franken Bearbeitungsreserve eingeplant, das sind etwa fünf Prozent der Gesamtsumme. Wir haben schon verschiedene Bauernhäuser umgebaut, das ist ein Erfahrungswert."

 

"Was ist mit der Oberstufe?"

Ein Mann fragt: "Es wird Schulraum für die Unterstufe gebaut. Wie sieht es mit der Oberstufe aus? Schliesslich werden die Kinder älter und rutschen nach." Gemeindepräsidentin Bettina Gerber: "In der Sek mussten wir zwei Klassen schliessen. So gesehen besteht der Bedarf mittelfristig nicht, aber langfristig schon. Dadurch, dass die Mediothek umzieht, gibt es mehr Platz für die Sekundarschule."

 

"30 neue Parkplätze"

"Es werden 30 neue Parkplätze erstellt, wozu werden die benötigt?", will eine Frau wissen. Roman Sterchi von der Gemeindeverwaltung antwortet: "Diese Parkplätze sind am unteren Rand und oberhalb des Schulhauses geplant. Die Anzahl der Parkplätze entspricht einer Veranstaltung im Geissbühlerhaus und in der Turnhalle des Primarschulhauses."

 

"Es gibt keinen Plan B"

"Das hier ist der Plan B, wir hatten mal einen Plan A. Aber das war vor sechs Jahren", fasst der Vorsteher des Bauwesens, Gemeinderat Stephan Hänsenberger (FDP), die Wichtigkeit der Vorlage zusammen. Allein die corona- und kriegsbedingte Teuerung hat den Preis nochmals um zwei Millionen Franken (BERN-OST berichtete) in die Höhe geschraubt. "Das ist der Entwicklung in der Welt zuzuschreiben", so Gemeindepräsidentin Bettina Gerber (Die Mitte).

 

"Dann haben wir ein Bijou"

Um dies zu finanzieren, muss Oberdiessbach die Steuern erhöhen. Darüber wird im Dezember abgestimmt. Eine Steuererhöhung führe für eine Familie mit Kind und 80'000 Franken Einkommen zu einer Mehrbelastung von 290 Franken pro Jahr. "Wir müssen ins Portemonnaie recken", so Gerber, dafür kriege die Gemeinde etwas. "Das Geissbühlerhaus ist im Dornröschenschlaf. Wenn wir da etwas machen, haben wir ein Bijou."

 

So geht's weiter

Am 12. Dezember stimmt die Bevölkerung von Oberdiessbach an der Gemeindeversammlung ab, ob die Steuern um einen Zehntel erhöht werden. Sagt das Volk Ja, folgt im März die Abstimmung an der Urne über den Baukredit von 16 Millionen Franken. Danach kann das Baugesuch eingereicht werden, der Baustart ist für 2024 vorgesehen.

 

[i] Das Gesamtprojekt im Überblick


Autor:in
Rolf Blaser, rolf.blaser@bern-ost.ch
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Erstellt: 16.11.2022
Geändert: 16.11.2022
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