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Mit dem Velo von Gysenstein nach Griechenland: Update, Rückblick und Grüsse aus Halkidiki

Innerhalb von vier Wochen wollte die studierte Rechtswissenschaftlerin Fiona Hutmacher rund 2000 Kilometer mit dem Fahrrad zurücklegen - und dabei Geld für eine Flüchtlingsorganisation sammeln. Nach 1938 Kilometern hat sie nun den Strand von Halkidiki erreicht.

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Ziel erreicht: Fiona Hutmacher hat auf rund 2000 Kilometern 2000 Franken Spenden gesammelt. (Bilder: zvg)
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"Balkanroute" rückwärts: Hutmacher fuhr von der Schweiz nach Griechenland.
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Nach 2000 Kilometern über Land führt Hutmachers letzte Etappe an den Strand, wo sie die letzten Nächte campen will.
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In Mazedonien nahm Hutmacher die Abkürzung über die Autobahn.
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Ich bin da! Über die griechische Grenze zu fahren, fühlte sich fantastisch an. Es folgten ein paar sehr anstrengende Kilometer (Gegenwind) bis nach Thessaloniki; dort blieb ich nur kurz und radelte dann an den nächsten Strand. Hier bin ich jetzt und habe Zeit, mich zu erholen und mir ein paar Gedanken zu meinem Projekt „Shelterseeking“ zu machen.

 

Tag 10: Nachdem ich meinen letzten Bericht an Bern-Ost geschickt und meinen Kaffee ausgetrunken habe, radelte ich bis KM 1020!! Ein netter Bauer liess mich auf seinem Land zelten, 120 km

Tag 11: Ich radle und radle und radle und radle der Donau entlang bis nach Belgrad! 150 km

Tag 12: Mein Navi entscheidet sich, dass ich mehr Training brauche und schickt mich über die Berge. Als das Wasser ausgeht (natürlich mitten im nirgendwo), helfen mir Soldaten weiter... Danke! 100 km

Tag 13: Der serbische Durchschnittslohn liegt ungefähr bei 370 Euro im Monat. Aber als ich meinen Eiskaffee (ja es war heiss!) bezahlen will, wird mir erklärt, dass ein Dorfbewohner bereits für mich bezahlt hat. Ich bin und bleibe gerührt. 105 km

Tag 14: Nach frischem Kaffee (ein älteres Ehepaar hat mich bei sich im Garten zelten lassen. Verständigung wegen Sprache gleich null), radle ich nach Pristina. Was beim Grenzübertritt geschah, kann ich immer noch nicht ganz fassen: Die Autos begannen zu hupen, es wurde gewunken, die Grenzwächter kamen zusammen um zu erfahren wo ich herkomme, ich wurde zu Kaffee eingeladen, einige Leute wollten Fotos... Kurz: ich fühlte mich wie ein echter VIP J,  140 km.

Tag 15: Von Hauptstadt zu Hauptstadt: Pristina nach Skopje, 90 km.

Tag 16: Mein Navi dirigiert mich in Richtung der Berge. Durch die Ebene vor mir führt nur die Autobahn. Da ruft mich ein Passant zu sich und erklärt mir, ich solle auf die Autobahn, Der Weg durch die Hügel sei viel zu steil. In Mazedonien sei eine Velofahrt auf der Autobahn ok... Ich zweifle aber entscheide mich, den Kenntnissen des Einheimischen zu trauen... Die Fahrt auf dem Pannenstreifen entpuppt sich als sehr angenehm und bei der Bezahlstelle für Mautgebühren werde ich mit Verbeugung durchgewunken =D

Tag 17: Mit meinen letzten mazedonischen Denar esse ich gut zu Mittag und fahre dann nach Griechenland! Meine Freude ist riesig und euphorisch trete ich in die Pedale, so dass ich am selben Tag noch Thessaloniki erreiche, 140 km

Tag 18: Ab Thessaloniki habe ich nur ein Ziel: Campen am Strand... 70 km

Auf persönlicher Ebene war #Shelterseeking für mich ein voller Erfolg; ich hatte eine tolle Reise und konnte viel erleben. Auch die 2000 Euro - 1 Euro pro Kilometer - sind zusammengekommen, wenn auch langsamer als ich mir das erhofft und vorgestellt habe (Spenden sind natürlich immer noch sehr willkommen und möglich). Schattenseiten gibt es aber auch. So hat MOAS, das ist die Organisation, für die ich Geld sammle, gerade ihre Rettungsaktionen im Mittelmeer eingestellt. Nicht etwa, weil die Flüchtlingskrise gelöst wäre, sondern weil die NGO nicht an einem System mitmachen will, in welchem Schutzsuchende in ein Land zurückgebracht werden, wo ihnen Folter und menschenunwürdige Inhaftierung droht. Auch Ärzte ohne Grenzen kritisiert Libyen als jüngstes und extremstes Beispiel einer langjährigen europäischen Migrationspolitik, die zum Ziel hat, Flüchtende ausser Sichtweite zu halten (siehe -> Artikel MSF) . Wenn ich diese jüngsten Entwicklungen verfolge und sehe wie die europäische Abschottungspolitik langsam zu „funktionieren“ scheint, bereue ich, dass ich nicht schon früher losgefahren bin und hoffe, dass meine Stimme für mehr Solidarität in Europa nicht untergeht und jeder Flüchtling als Mensch wahrgenommen wird. 

Das gesammelte Geld wird nach wie vor der Organisation MOAS übermittelt. Die Organisation fokussiert ihre Rettungsaktionen zurzeit auf den Golf von Bengalen, wo die Rohingyas von Myanmar aus flüchten.

Zum Youtube-Video "Switzerland to Greece, part III, Belgrade to Thessaloniki"...

#Shelterseeking auf Facebook...

Zur Crowdfunding-Site...


[i] Siehe auch News-Berichte
-
"Mit dem Velo von Gysenstein nach Greichenland: Fiona Hutmacher verknüpft Abenteuer und Solidarität" vom 13.08.2017
"Mit dem Velo von Gysenstein nach Griechenland: 1000-Kilometer-Grenze geknackt" vom 15.09.2017


Autor:in
Fiona Hutmacher
Nachricht an die Redaktion
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Erstellt: 03.10.2017
Geändert: 03.10.2017
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