Altes Schulhaus Arni: Feuerschutz, Erdbebenschutz – und Denkmalschutz
Auch das alte Schulhaus Arni hat das Pensionsalter erreicht und muss aufgefrischt werden. Wie rasant sich die Anforderungen an Schulhäuser in den letzten Jahrzehnten gewandelt haben, erlebt die Kommission, die gegenwärtig einen Sanierungsvorschlag entwickelt. Und sich dabei durch zahlreiche Vorgaben ackert.
Etliche Schulhäuser der Region kommen in die Jahre und müssen nach und nach saniert werden. Soeben wurde in Walkringen der Verpflichtungskredit für die Sanierung der Sanitäranlagen angenommen. In Arni ist es noch nicht so weit: Hier erarbeitet eine Spezialommission eine detaillierte Planung, und sie versucht dabei, die zahlreichen Anforderungen unter ein Dach zu bringen.
Arni hatte schon 1577 eine erste Schule
Offensichtlich hatte die Gemeinde Arni punkto Bildung früh die Nase vorn: Schon im Jahr 1577 hatte die Gemeinde eine eigene Schule – früher als andere Gemeinden. Oberthal beispielsweise, gemäss Information auf der Gemeindeseite ebenfalls «früher als die umliegenden Gemeinden», eröffnete erst 1684 im Ofenhüsi auf dem Guggisberg ein eigenes Schulhaus – also fast ein Jahrhundert später.
Gemeinsames Oberschulhaus …
Längst ist das ursprüngliche Schulhaus in Arni ersetzt worden: 1829 hatte die Gemeinde auf einen Schlag in den drei Bezirken Arnidorf, Lütiwil und Roth eigene Schulhäuser gebaut. 1959 wurde dann in der Arnisäge eine gemeinsame Anlage der Oberschulen erstellt, und seit 1991 ist die ganze Schule in der Arnisäge zentralisiert.
… ist auch schon im Rentenalter
Inzwischen ist dieses Schulhaus auch schon 66 Jahre alt und spürt langsam die Jahre: Obwohl regelmässig Unterhaltsarbeiten und Anpassungen vorgenommen worden seien, heisst es in den Arni Dorfnachrichten, habe doch «der Zahn der Zeit an den Gemäuern genagt»: Die Bedürfnisse hätten sich geändert und die Entwicklung sei in hohem Tempo vorangeschritten.
Kommission erarbeitet einen Sanierungsvorschlag
Letzten Herbst setzte der Gemeinderat deshalb eine nicht ständige Kommission ein, die klärt, welche Arbeiten anstehen, und daraus einen Sanierungsvorschlag ausarbeiten soll. Diese hat kürzlich zum ersten Mal getagt. Ziel dieser ersten Sitzung war, die Rahmenbedingungen und Bedürfnisse abzustecken und einen ersten Entwurf sowie einen Kostenvoranschlag zu erstellen.
Gebäude unter Denkmalschutz
Das alte Schulhaus sei in der für diese Zeit typischen Architektur erbaut worden, lautet die Information der Kommission: «Die Proportionen, die Glasziegelsteine auf der Westseite des Treppenhauses sowie die charakteristische Pausenhalle im Osten» seien typische Merkmale. Und weil das Schulhaus damit ein wichtiger Zeitzeuge ist, steht es unter Schutz. Dem Denkmalschutz, fasste die Kommission zusammen, müsse deshalb bei allen Überlegungen Rechnung getragen werden.
Feuchtigkeitsschäden in den Räumen …
Immerhin sei die Bausubstanz «erstaunlich solide», wie eine sorgfältige Analyse gezeigt habe. Dennoch ist offenbar eine Sanierung dringend angesagt: Feuchtigkeit dringt von aussen aus dem Erdreich ins Innere und verursacht Schäden in zahlreichen Räumen. Fazit der Kommission: «Es besteht Handlungsbedarf.» Als mögliche Ursache kommen offenbar Leitungen für Meteorwasser in Frage, «die ihre Nutzungsdauer überschritten haben und nicht mehr dicht sind».
… und verschiedene Sicherheitslücken
Weiter zeigte sich, dass das Schulhaus punkto Erdbebensicherheit und Feuerschutz nicht mehr auf der Höhe ist: Eine zusätzliche Versteifung des Gebäudes für die Erdbebensicherheit sowie zusätzliche Brandabschnitte seien nötig, «um die Sicherheit im Falle eines Brandes zu gewährleisten und eine Evakuation zu ermöglichen».
Neue Haustechnik vonnöten
Auch die Wärmedämmung des Gebäudes entspricht gemäss Analyse nicht den aktuellen Anforderungen. «Allerdings ist eine zeitgemässe und verhältnismässige Wärmedämmung schwierig zu vereinbaren mit den Vorgaben des Heimatschutzes», fasst die Kommission zusammen. Daher mache es Sinn, auch eine grundlegende Erneuerung der Haustechnik zu planen.
Und das Ganze muss rollstuhlgängig …
Wie vielseitig die modernen Anforderungen an Schulhäuser sind, zeigt sich dann in den folgenden Punkten: Als öffentlicher Bau muss ein Schulhaus für alle zugänglich sein. Daher werden in Arni zusätzliche Massnahmen für einen barrierefreien Zugang erforderlich.
… und lebensmittelkonform sein
Auch die Schulküche entspreche seit Jahren schon nicht mehr den Bestimmungen des Lebensmittelgesetzes, schreibt die Kommission, «und darf für die Zubereitung von Speisen im Schulunterricht nicht mehr benutzt werden». Der Teil des Unterrichts Wirtschaft, Arbeit, Haushalt (WAH), der für die achten Klassen in der Küche stattfindet, werde derzeit in Landiswil durchgeführt.
Und: Klassen brauchen mehr Platz
Zu guter Letzt, heisst es im Bericht, «ist die Schule eine andere als in der Zeit, in der das Schulhaus erbaut wurde»: Der Unterricht habe sich verändert und mit ihm die Anforderungen an ein Schulhaus. «Es braucht mehr Gruppenräume und mehr individuelle Arbeitsplätze.» Mit einer möglichen Einführung von Modell 4 müsse man zudem davon ausgehen, dass künftig eine zusätzliche Klasse in der Arnisäge Platz finden müsse.
Jetzt wird ein erster Entwurf geprüft
Die Kommission hat sich erst einmal durch all die Vorgaben geackert, neue Ideen eingebracht und einen ersten Entwurf für den Umbau diskutiert. «Deren Potenzial wird bis zur nächsten Sitzung Ende März abgeklärt.»
[i] Die «Kommission Sanierung altes Schulhaus» ohne Entscheidungsbefugnis wird ein Sanierungsprojekt zuhanden des Gemeinderates ausarbeiten und das Projekt bis zu seiner Fertigstellung begleiten. Folgende Personen gehören zur Kommission:
- Daniel Hirschi, Gemeinderat Ressort Finanzen und Liegenschaften
- Sarah Schweizer, Gemeinderätin Ressort Bau
- Christoph Schweingruber, Gemeinderat Ressort Bildung
- Walter Bühlmann, Waldeckweg
- Andreas Rolli, Schönislehn
- Markus Liechti, Gfellscheuer
- Adrian Schneiter, Schulleiter Schule Arni-Landiswil
[i] Die beiden Schulhäuser Lütiwil und Roth hat die Gemeinde Arni vor einem Dutzend Jahren verkauft.
[i] In der Region Bern-Ost stehen noch etliche Schulhäuser, die über 65 Jahre, teils sogar über 100 Jahre alt und noch in Betrieb sind:
Oberthal: Das Schulhaus wurde schon 1871 gebaut und seitdem mehrmals renoviert.
Konolfingen-Dorf: Das Schulhaus wurde 1903 gebaut
Biglen: Das alte Sekundar- und Primarschulhaus von 1905 steht unter Denkmalschutz und wurde 2017 saniert.
Worb: Das Primarschulhaus Vielbringen-Rüfenacht von 1907 «gehört zu den letzten Vertretern eines im 19. Jahrhundert weit verbreiteten Schulhaus-Typus».
Worb: Das Schulhaus Zentrum von 1909 ist ein «altes Sekundarschulhaus, ehemals mit Gemeinderatszimmer und Gemeindearchiv».
Vechigen: Das alte Schulhaus wurde 1909 -11 gebaut.
Niederhünigen: Das Schulhaus stammt von 1956.
Mirchel: Das Schulhaus wurde 1960/61 gebaut.
[i] Haben wir Ihr altes Schulhaus vergessen? Dann schreiben Sie uns gerne einen Kommentar!