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Arni - EM-Bakterien: Forscher sind skeptisch

Quelle
Berner Zeitung BZ

EM-Schweiz in Arni produziert und vertreibt Produkte mit Effektiven Mikroorganismen (EM). Gärtner sind begeistert, Agronomen haben Vorbehalte.

Sie werden als Spritzmittel verwendet, Kompost, Kosmetik und Putzmitteln beigefügt. Aber sie polarisieren. EM – Effektive Mikrobakterien sind für die einen ein Wundermittel, für andere nur Bakterien. Deren Wirkung fasst Ueli Rothenbühler von EM-Schweiz in Arni ganz einfach zusammen: «EM stoppen Fäulnisprozesse, damit entsteht ein gesundes Gleichgewicht.»


Als Kompostierhilfe

Wenig Begeisterung für EM-Produkte zeigt Martin Koller vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau (Fibl). Als «different-negativ», bezeichnet der Gemüsefachmann seine Haltung. «Ich sah bis jetzt noch keinen Versuch, der mich wirklich überzeugt hat.» Er glaubt, die Wirkung basiere eher auf den Nährstoffen, welche die Produkte enthalten, als auf den Bakterien. Als sinnvoll erachtet er hingegen den Einsatz als Fermentationshilfe für Grüngut.

Jochen Mayer von der Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon vertritt eine ähnliche Haltung wie sein Kollege vom Fibl. Der Agronom hat in der Schweiz während vier Jahren Feldversuche durchgeführt und genau beobachtet. Bei diesen wurden die Pflanzen mit verdünntem EM-Konzentrat gespritzt und als Bokashi eingearbeitet (siehe Kasten). Bei einer weiteren Versuchsvariante gab man dem Boden Mist bei, um die Bakterien zu ernähren. Versuche wurden zudem auch mit sterilisiertem Bokashi gemacht, das heisst, in diesen Produkten waren keine lebenden EM mehr vorhanden.

Fazit: «Wir konnten bei keiner Versuchsvariante einen signifikanten Unterschied feststellen», so der Agronom. Er glaubt, dass EM im Boden keine Effekte auslösen, sondern dass mit dem Bokashi, das auf Zuckerrohrmelasse und Kleie basiert, eine grosse Menge von Nährstoffen in den Boden eingebracht werden. Auch der Einsatz bei Kosmetika und Putzmitteln kommt Mayer suspekt vor. «Es gibt kein Mittel, das so breit eingesetzt werden kann», ist er überzeugt. Etwas Positives kann er EM als Spritzmittel abgewinnen. «Möglicherweise haben die Bakterien bei der Kraut- und Knollenfäule von Kartoffeln einen Verdrängungseffekt.»

EM-Schweiz Geschäftsführer Ueli Rothenbühler ist bewusst, dass EM viele Gegner haben. Der Agronom aus Arni lässt sich aber nicht auf Glaubensfragen ein: «Bauern geben ihr Geld nicht für Wirkungsloses aus. Die Verkäufe von EM-Produkten steigen, und zwar weltweit.»

Autor:in
Laura Fehlmann / Berner Zeitung BZ
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Erstellt: 16.04.2013
Geändert: 16.04.2013
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