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Arni: Bäume, Brunnen und Bänke müssen noch warten

Eigentlich hätte das Schulareal zum Spielplatz für Kinder und zur Begegnungszone für Alt und Jung werden sollen. Gegen den Rahmenkredit ist allerdings ein Referendum eingegangen, weil durch die Neugestaltung Parkplätze wegfallen. Deshalb muss im Juni das Stimmvolk entscheiden.

Das «neue» Schulhaus Arni mit dem Pausenplatz: «Mehr Grün, mehr Schatten» wären laut Gemeinderat Christoph Schweingruber geplant gewesen. (Fotos: zvg)

Es wäre ein spannendes Projekt gewesen für die Schülerinnen und Schüler im Schulhaus Arni: Irgendwann dieser Tage hätten sie zusammen mit ihrem Werklehrer angefangen, grosse Holzliegebänke zu schreinern. Im Frühling oder Sommer wären diese dann auf dem Pausenplatz aufgestellt worden. Sie hätten mitgeholfen, das Schulareal zu einem gemütlichen Begegnungsort für alle zu machen.

 

Neugestaltung muss warten

Das wird diesen Sommer nicht mehr möglich sein: Gegen den Rahmenkredit für die Umgestaltung des Schulareals wurde ein Referendum ergriffen, das Stimmvolk wird an der Gemeindeversammlung vom 19. Juni darüber abstimmen müssen. Bis dahin bleibt das Schulareal Arni, wie es ist.

 

Das findet Gemeinderat Christoph Schweingruber, verantwortlich für das Bildungswesen, schade. «Das Schulareal ist sehr schön und grosszügig angelegt – das haben die Verantwortlichen in den Achtziger-Jahren mit viel Weitsicht geplant!» Aber inzwischen seien 50 Jahre vergangen, und es sei lange nichts daran gemacht worden. Auch wenn der Hauswart vieles laufend repariere, sagt Schweingruber: «Eine Neugestaltung tut not.»

 

Geplant waren mehr Grün und mehr Schatten

Zum einen, erklärt er, drängen die klimatischen Veränderungen: «Mehr Grünflächen und mehr Schatten sind deshalb dringend notwendige Anliegen.» Zum anderen verpflichte das Altersleitbild der Gemeinde dazu, neue Begegnungszonen für Alt und Jung zu schaffen. Das Schulareal, darin waren sich die Gemeinderät:innen einig, biete sich dafür geradezu ideal an.

 

Im Norden das alte Schulhaus, im Süden der Neubau mit der Turnhalle daneben, dazwischen ein asphaltierter Pausenplatz: Ein Platz, den der Gemeinderat mit Grünflächen, Bäumen und Liegen aufwerten möchte. Zudem sollten neue Sitzgelegenheiten aus einfachen Balken auf dem Areal verteilt stehen. So hätten es sich beispielsweise Grosseltern, die mit ihren Enkelkindern den Spielplatz besuchen, im Schatten der Bäume auf Bänken bequem machen und miteinander austauschen können.

 

Raum für Rückzug

Zudem hätte der neue Raum das Bedürfnis der Schülerinnen und Schülern nach Rückzug erfüllt: «Sie sollten dort ungestört miteinander abhängen können», Schweingruber schmunzelt, er hat es absichtlich ein wenig salopp formuliert. Und die Wasserpumpe beim Brunnen sei bei den Kindern sehr beliebt. Im Moment funktioniere sie aber nicht, und die Kinder seien immer sehr enttäuscht: «Die Pumpe müsste dringend ersetzt werden.»

 

Tatsächlich weise das Wasser im Brunnen Trinkwasserqualität auf, was auch schon als Verschwendung kritisiert worden sei. «Diese Qualität ist allerdings bei Wasserspielplätzen Vorschrift», betont Schweingruber. Das Wasser laufe auch nicht dauernd, sondern nur, wenn die Pumpe betätigt werde, so dass dieser Verbrauch nicht gross ins Gewicht falle.

 

Längst fälliger Sicherheitscheck

Ausserdem sei nach all den Jahren ein Sicherheitscheck des ganzen Areals nötig gewesen: Veraltete Einrichtungen mussten überprüft und in Ordnung gebracht werden. Die morsche Hängebrücke beispielsweise wurde abgebaut, und rund um das Drehkarussell musste der Fallraum leicht angepasst werden. Generell sei es «notwendig gewesen, die grössten Lücken zu füllen». 

 

Die Gemeinde habe das Vorprojekt bewusst ziemlich offen gehalten, um viele Ideen zu sammeln, und dafür eine externe Firma beauftragt. Dabei flossen Anregungen der Kinder- und Jugendfachstelle Konolfingen sowie von Lehrer:innen und Schüler:innen mit ein. «Wir haben aber stets gut auf das Verhältnis von Kosten und Nutzen geachtet», betont Schweingruber.

 

Spezialfirma für die Bäume

75'000 Franken, das räumt er ein, klinge zwar nach viel Geld, aber ein solcher Betrag sei schnell erreicht. Man könne nicht einfach den Teer aufreissen und Bäume in den Boden stecken: «Um genügend Erdmaterial zu liefern und Bäume einer gewissen Grösse fachgerecht zu setzen, benötigen wir Fachspezialisten, und die gehen rasch einmal ins Geld.»

 

Die Gemeinde habe lieber von Anfang an gut gerechnet, statt niedrig anzufangen und dann einen Nachkredit stellen zu müssen.

 

«Ist ein solches Luxusprojekt nötig?»

Tatsächlich scheint diese Summe dem Dachdecker und Zimmermann Markus Liechti unverhältnismässig hoch: «An der Gemeindeversammlung wurde der Investitionsplan bis 2028 vorgestellt – und dieser zeigt Zahlen, die einfach ‘gredi hingerache’ gehen», begründet er.

 

Unter solchen Umständen findet er es fraglich, ob tatsächlich ein solches Luxusprojekt nötig sei: «Genau eine solche Anlage mit Sitzgelegenheiten unter Bäumen und Spielplatz besteht bereits hinter dem neuen Schulhaus», argumentiert er. «Da hätte man bestimmt mit 5000 Franken schon etwas Schönes fertiggebracht.»

 

Vor allem aber stösst ihm als Spieler beim Unihockeyclub sauer auf, dass die geplanten Bäume auf Kosten von Parkplätzen gesetzt würden. «Die Gemeinde spricht zwar von ungefähr drei Plätzen, ich vermute aber, dass es sicher zehn würden – die Bäume brauchen ja mehr Raum als die blosse Stammbreite.» Als Ausweg einfach die Parkplätze des nebenan gelegenen Restaurants Rössli zu benutzen, findet er nicht in Ordnung: «Diese gehören ja eben zum Restaurant.»

 

«Ohnehin schon zu wenig Parkplätze»

Liechti fragte bei den anderen Clubs und Vereinen nach, und das Echo war überall dasselbe: Nein, das gehe gar nicht. Man finde ohnehin schon zu wenig Parkplätze – in einer Gemeinde, in der das Postauto gerade mal alle zwei Stunden fährt. Das sei ein Problem, erst recht an Grossanlässen wie der jährlichen Chilbi oder den verschiedenen Jahresanlässen der Vereine.

 

Bei so viel Unterstützung war Markus Liechti klar: Da muss man etwas unternehmen. Er sammelte Unterschriften und bekam innert Kürze nicht nur die nötigen 37, sondern ganze 67 Unterschriften zusammen. Dann reichte er das Referendum ein.

 

«Wir wollen die Vereine nicht vergraulen»

Bäume, Brunnen und Bänke müssen deshalb warten. Ob die geplante Neugestaltung durchgeführt werden kann oder nicht, wird sich an der Gemeindeversammlung zeigen. Das nimmt Gemeinderat Christoph Schweingruber zwar sportlich. Er freue sich, «dass die demokratischen Prozesse in Arni funktionieren», sagt er, und «dass sich jemand informiert und den Aufwand auf sich genommen hat, das Referendum umzusetzen».

 

Aber die Parkplatzfrage sieht er anders: Die Baumreihe, erklärt er, sollte absichtlich in der Mitte gepflanzt werden, damit weiterhin das bewährte Konzept von zwei gegenüberliegenden Parkreihen beibehalten werden könne. «Möglichst verträglich», wie er sagt, «denn die Vereine sollen keineswegs vergrault werden.»

 

Ein paar wenige Plätze – oder viele?

Komme hinzu, dass es nur um einzelne Plätze gehe. Er rechnet mit drei, maximal vier geopferten Plätzen. Und das sei im Verhältnis vertretbar: «Vor der Turnhalle stehen 12 Plätze zur Verfügung, und auf dem Pausenplatz können schätzungsweise 40 bis 50 Autos abgestellt werden.» Bei Anlässen bestehe zudem die Möglichkeit, nach Absprache mit den Eigentümer:innen auch bei EM-Schweiz, der Sägerei und den Hornussern zu parken. «Meiner Ansicht nach ist das eine komfortable Situation.»

 

Das sieht Referendumsinitiant Markus Liechti ganz anders: «Bei Anlässen in der Mehrzweckhalle stehen die Fahrzeuge auf dem Parkplatz jeweils in drei Parkreihen.» Das bedeutet für ihn, dass bei der geplanten Neugestaltung ganz sicher etliche Plätze wegfallen werden. Es gebe unumstritten die eine oder andere kleine Baustelle auf dem Pausenplatz. Das rechtfertige aber nicht ein derartiges Projekt: «Dass wir in Arni einen Notstand beim Pausenplatz haben sollen, finde ich dann doch ziemlich übertrieben.»

 

Der Schulbetrieb soll höchste Priorität haben

«Es wäre für die Schulkinder ein cooles Projekt gewesen, etwas Bleibendes schaffen zu können», fasst Christoph Schweingruber die Sicht des Gemeinderats zusammen. Mit der Neugestaltung wäre das Geld ausserdem in etwas geflossen, das einen klaren Nutzen habe. Denn insgesamt sei es «höchste Zeit, ein schönes und gutes Schulareal aufzuwerten». Und dort sollten seiner Meinung nach der Schulbetrieb höchste Priorität haben: «Es ist ja primär ein Pausenplatz!»


Autor:in
Claudia Weiss, claudia.weiss@bern-ost.ch
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Erstellt: 26.01.2024
Geändert: 26.01.2024
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