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Auf einen Kafi mit Ruedi Reber: Ein Leben zwischen Schulhaus, Eishockey und Familie
Dank einem Zufall kam es zu einem Treffen mit Ruedi Reber. Ruedi wohnt in Schlosswil, wo wir uns auf einen Kafi trafen und er ein wenig aus seinem Leben erzählte. Dabei sprach er über seinen Sohn, einen ehemaligen Nati-A Hockeyspieler, und darüber, was ihm manchmal Angst macht.
Das Treffen mit Hansrudolf Reber hat eine kleine Vorgeschichte. Letzte Woche berichteten wir darüber, dass der Hockeyspieler Jamiro Reber sein erstes Tor in Schweden erzielt hat. In unserem Artikel erwähnten wir, dass Jamiro in Münsingen aufgewachsen sei. Kurz darauf erhielten wir jedoch ein Mail, dass dies nicht korrekt sei: Jamiro sei in Walkringen aufgewachsen. Wir wollten mehr erfahren – und so trafen wir uns mit dem Absender des Mails, der sich als Jamiros Grossvater vorstellte.
Ein Garten mit Weitsicht
So kam es, dass wir uns auf einen Kaffee in Rebers Wintergarten trafen. «Ich bin der Ruedi», sagt er grad zu Beginn. Von seinem Garten hat man einen herrlichen Ausblick auf Gurten, Dentenberg «und bei klarem Wetter sogar bis zum Chasseral», fügt er an. Vor 20 Jahren konnten er und seine Frau Hanna diese Wohnung neben dem Schulhaus Schlosswil kaufen. Aufgewachsen ist Ruedi im Ried. Das sind die Häuser entlang der Hauptstrasse, zwischen Richigen und Grosshöchstetten. Damals seien im Ried ein paar Häuser gestanden, an der Riedstrasse, wo wir uns heute befinden, befand sich nur das Schulhaus.
Als Bill Gilligan anrief
Er selbst habe immer Fussball gespielt, nie Eishockey. «Ich spiele noch heute beim FC Grosshöchstetten Schlosswil bei den U80», lacht er. Eishockey habe er nur im Winter auf meist selbst präpariertem Eis zum Plausch gespielt. Sein Sohn Jörg Reber habe zuerst bei Worb gespielt und danach zum SCB gewechselt. Er durchlief die Junioren und trainierte bald mit der 1. Mannschaft des SCB. Damals war Bill Gilligan Trainer in Bern. Er gilt als einer der erfolgreichsten Trainer, der je in der Allmend an der Bande stand.
«Einmal rief mich Gilligan zuhause an, Jörg müsse am Nachmittag ins Training kommen. Aber Jörg war zum Skifahren in Grindelwald.» Ruedi Reber muss lachen und erzählt, wie er seinen Sohn in Grindelwald abholte. In einer Zeit, als es noch keine Handys gab, habe er einen Kollegen bei einem Skilift angerufen, dieser habe seinen Sohn gesehen und ihm gesagt, er müsse ins Training nach Bern.
Rebers Sohn Jörg spielte in Bern, Biel, Rapperswil und beendete seine Karriere in Langnau. «Als er bei Rappi in der Nati A spielte, schuttete er nebenbei noch bei Höchstetten in der 2. Liga», Ruedi muss wieder lachen, als er diese Anekdote erzählt. Das ginge heute wohl nicht mehr.
Wie der Vater, so…
Auf die Karriere seines Sohns angesprochen, sagt er: «Ich bin schon stolz und finde es super, dass ich das zwei Mal erleben kann.» Mit dem zweiten Mal meint er den 18-jährigen Jamiro Reber, sein Grosskind, der jetzt bei Jöngköping in Schweden spielt. Dass er sich in der schwedischen Liga so schnell durchgesetzt habe, überrasche ihn nicht.
«Er gab immer alles, man merkte, dass er will. Erst spielte er bei den Young Tigers, dann in Schweden in der U18 und U20, da musste er beissen. Schon nach einem Jahr war er Stammspieler in der ersten Mannschaft. Sein Ziel ist die NHL. Das ist noch ein weiter Weg. Er kann diesen Schritt für Schritt nehmen, muss aber stets Gas geben und darf nicht pausieren.»
Die Pension geniessen
Ruedi wurde vor sechs Jahren pensioniert. Heute ist er 71, und es sei ihm noch keine Sekunde langweilig geworden. «Es geht mir super. Manchmal schmerzt der Rücken ein wenig, aber sonst habe ich keine Bräschteli», sagt er. Und man glaubt es ihm. Er trinke nicht viel Alkohol und seit über 20 Jahren rauche er nicht mehr. Während Jahren habe er ein Päckli pro Tag geraucht. «An einem Silvester hörte ich auf und rührte nie mehr eine Zigarette an. Beim Sport merkte ich das sofort, ich hatte wieder mehr Schnauf. Auch der Husten morgens war plötzlich weg.»
Sportliche Familie
Er sei viel mit seinen Grosskindern unterwegs. «Dadurch habe ich noch andere Sportarten kennengelernt, wie Unihockey, besonders das Tempo gefällt mir beim Unihockey.» Dank dem jüngsten Grosskind lernte er auch noch den Reitsport kennen. Daneben gehe er oft Eishockey schauen, ob Junioren oder erste Mannschaft. Mal treffe man ihn in Langnau, Burgdorf, Wichtrach oder Thun. Sein Herz schlug immer für den einen Hockeyclub. «In den 70er Jahren war ich klar für Bern. Warum, kann ich nicht sagen, ich hatte während 20 Jahren ein Sitzplatzabi in Bern. Es war eine super Zeit.»
Vom Metzger ins Schulhaus
Damals, Ende der 60er Jahre habe er seine Lehre als Metzger bei Gerber in Grosshöchstetten angefangen. 34 Jahre habe er dort gearbeitet, jeden Morgen um vier Uhr sei er auf der Matte gestanden. Zu Beginn hätten sie noch selbst geschlachtet, aber irgendwann ging das nicht mehr. Rund um den Betrieb wurde viel gebaut, mit der Zeit standen Wohnhäuser um die Grossmetzgerei.
«Wenn morgens um zwei Uhr die Schweine angeliefert wurden, dann schrien diese laut.» In einem Wohnquartier passte dies nicht mehr. Danach hätten Coop und Migros die Preise gedrückt. «Als ich bei Gerber anfing, waren wir 450 Angestellte, als ich 2003 aufhörte, waren es noch 200.» Seit elf Jahren steht an deren Stelle das Coop Grosshöchstetten.
Danach hat er bis zur Pensionierung mit seiner Frau zusammen als Abwarts-Team das Schulhaus Schlosswil betreut. «Das war eine ganz schöne Zeit, wir hatten es gut. Weder mit den Lehrern noch mit den Schulkindern gab es Probleme.» Heute wird im Schulhaus Schlosswil eine Spezialklasse aus Lützelflüh unterrichtet.
Gemächliches Schlosswil
«Es ist ruhig geworden hier in Schlosswil», merkt Ruedi an. Vor sechs Jahren haben Grosshöchstetten und Schlosswil fusioniert. «Seither hat man das Gefühl, dass Schlosswil links liegengelassen wird. Es passiert nichts mehr hier, alles nur noch in Grosshöchstetten. Es gibt keine Anlässe mehr, als möchten sie nichts mit uns zu tun haben.» Man könne dies aber auch positiv sehen, «sie lassen uns in Ruhe.» Er wolle nicht über die Fusion jammern, schliesslich habe die Gemeinde damals kaum mehr Leute für den Gemeinderat gefunden. Es sei nun halt so.
Das macht Angst
Wenn wir noch einen Blick in die weite Welt werfen, so sagt Ruedi: «Das ist eine Katastrophe, der Krieg in der Ukraine und im Nahen Osten. Das macht einem Angst, wenn ich sehe, wie viele Zivilisten dort sterben.» Dies zeige einem doch, wie gut es uns hier gehe. «Wir haben ein Glück, dass wir im drittreichsten Land der Welt leben.»
Wenn Ruedi Reber zurückschaut, sagt er: «Ich bin glücklich und zufrieden.» Vom Tisch, wo wir sitzen, schweift sein Blick über das Berner Mittelland. Auch wenn sich der Chasseral an diesem trüben Montagnachmittag nicht zeigt, scheint dies keine Rolle zu spielen. Es wirkt, als sei Ruedi mit allem im Reinen.
Erstellt:
23.10.2024
Geändert: 23.10.2024
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