- Region
Bahnhofareal Bolligen: Attraktiver Ort statt trister Umsteigeplatz
Der Bahnhofplatz Bolligen ist nicht sehr gemütlich – eher eine Durchgangszone als ein netter Aufenthaltsort. Das soll sich ändern: Die Gemeinde will das Areal rund um den Bahnhof neu denken und fit für die Zukunft machen. Einig sind sich die Parteien noch nicht, wie die Neugestaltung aussehen soll. Aber alle finden: Es muss etwas gehen.
Alle in Bolligen kennen das Bahnhofareal – aber freiwillig dort länger verweilen mag niemand: Der Platz ist unschön, sieht heruntergekommen aus und ist definitiv kein Aushängeschild für Bolligen. Die ehemalige Musikschule ist weg, die UBS-Filiale hat dichtgemacht, und die gesamte Umgebung wirkt, als sei sie irgendwie vergessen gegangen. Dass sich hier etwas ändern muss, ist unbestritten.
Die Grundlagen sind geschaffen …
Gemeinderätin Marianne Zürcher, Ressortvorsteherin Planung und Umwelt, fasste an der Gemeindeversammlung die Ausgangslage zusammen: Die Gemeinde habe bereits 2022 mit einer ZPP – mit einer Zone mit Planungspflicht – den Boden bereitet, um etwas Neues zu schaffen. Im Juni 2024 sei diese vom Amt für Gemeinden und Raumplanung bewilligt worden.
… es kann weitergehen
Jetzt sei die nächste Etappe dran: Eine vertiefte Planung mit einem Wettbewerb oder einem Studienauftrag, um die Grundlagen für eine Überbauungsordnung auszuarbeiten. «Zu diesem Zweck schliessen die Grundeigentümer, die Genossenschaft Landi Bolligen, die Regionalverkehr Bern-Solothurn AG (RBS) sowie die Einwohnergemeinde Bolligen eine Planungsvereinbarung ab», erklärte Marianne Zürcher.
Vielleicht auch verkaufen?
Die Gemeinde, führte sie aus, könne sich auch vorstellen, das Grundstück in irgendeiner Form zu veräussern: «Die Gemeinde ist nicht Bauherrin, da sie die Ressourcen dazu nicht hat und es nicht Aufgabe der Gemeinde ist.» Falls die Gemeindeversammlung den Antrag genehmige, könne die Gemeinde nach Ablauf der Beschwerdefrist den Planungsvertrag unterzeichnen.
Unklar wie, aber sehr klar, dass …
Die Bolliger Parteien, so zeigte die anschliessende Diskussion, haben nicht unbedingt dieselben Vorstellungen, in welche Richtung sich der Raum rund um den Bahnhof entwickeln soll. Aber in einem Punkt sind sich alle einig: Es muss etwas gehen.
SVP: Verkaufen, und zwar richtig
Für die SVP ist klar: Die Gemeinde soll sich auf ihre Kernaufgaben konzentrieren. Weil keine Verwaltung, kein Kindergarten und auch keine Musikschule mehr auf dem Areal geplant sind, meinte Markus Walther, sei der Standort aus strategischer Sicht nicht mehr so wichtig. «Die Veräusserung des Grundstückanteils wäre somit eine Möglichkeit, und zwar nicht im Baurecht, sondern mit einem Verkauf.» Das würde den Planungskredit gleich wieder einspielen und der Gemeindekasse helfen.
FDP: Wirtschaftlich planen
Auch Markus Freiburghaus von der FDP unterstützt diesen Gedanken. Er möchte, dass die Bevölkerung bis spätestens 2027 über einen möglichen Verkauf abstimmen kann. «Die Gemeinde sollte sicherstellen, dass die Überbauungsordnung vorliegt und keine Zeit verloren geht.» Wichtig ist ihm, dass beim Wettbewerb nicht nur ästhetische, sondern auch wirtschaftliche Aspekte berücksichtigt werden.
SP: Lieber im Baurecht
Anders sieht das die SP. Thomas Kiser warnt davor, das Areal zu früh aus der Hand zu geben: Die Gemeinde solle als Eigentümerin aktiv mitbestimmen, wie dieser zentrale Platz künftig aussieht. Denn der Bahnhofplatz sei eben doch mehr als nur eine Fläche: «Das Areal ist ein zentraler Platz von Bolligen.» Das Grundstück gleich zu verkaufen, hält die SP für voreilig. Sie setzt auf das sogenannte Baurecht: Die Gemeinde behält das Land, Investoren dürfen aber bauen und zahlen dafür eine jährliche Gebühr.
GLP: Zügig, aber sorgfältig
Auch die GLP stimmt dem Planungskredit zu, mahnt aber zur Eile. Für Adrian Götschi ist klar: Das Bahnhofareal muss dringend attraktiver, sicherer und zeitgemässer werden. «Für die Meisten ist es auch das Eingangstor von Bolligen.» Der jetzige Zustand sei gefährlich für Fussgängerinnen und Fussgänger, unübersichtlich für Velos und Autos und schlicht nicht mehr zeitgemäss. Er fordert, die Planung solle parteiübergreifend zügig vorangetrieben werden – aber sorgfältig.
Und dann sind da noch die Vereine …
Walter Steiner bringt eine Perspektive ein, die im Trubel um Baurecht und Verkehr fast vergessen ging: die der Vereine. Die Musikgesellschaft Habstetten sei ziemlich überstürzt aus dem alten Schulhaus verbannt worden und müsse nun improvisieren. Auch andere Vereine stünden teilweise vor verschlossenen Türen – so wie die Turner kürzlich vor der Turnhalle, weil sie nicht informiert worden seien. Sein Appell: «Wenn man die Vereine in Bolligen behalten möchte, sollte man bei der Planung beachten, dass sie Anrecht auf ein einwandfreies Probelokal haben.»
Alle waren einstimmig dafür
Dem benötigten Kredit von rund 240'000 Franken stimmte die Gemeindeversammlung ohne Gegenstimme zu. Das heisst, die Gemeinde kann jetzt einen Studienauftrag erteilen und die Überbauungsordnung erarbeiten. Der Gemeinderat wird beauftragt, eine Planungsvereinbarung abzuschliessen, finanziert wird das Ganze aus der «Spezialfinanzierung Planungsmehrwert».
Die Richtung ist noch offen
Zwar ist noch unklar, wie genau das Projekt am Ende aussehen wird. Aber, das zeigte die Diskussion, alle sind sich einig, dass sich etwas ändern muss. Wie genau – ob mit Verkauf oder mit Baurecht – darüber wird wohl noch länger diskutiert. Klar ist gegenwärtig vor allem: Der alte Bahnhofplatz braucht ein neues Gesicht.
Erstellt:
01.07.2025
Geändert: 01.07.2025
Klicks heute:
Klicks total:
Bei BERN-OST gibt es weder Bezahlschranken noch Login-Pflicht - vor allem wegen der Trägerschaft durch die Genossenschaft EvK. Falls Sie uns gerne mit einem kleinen Betrag unterstützen möchten, haben Sie die Möglichkeit, dies hier zu tun.