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Biglen - Im Ferienheim Gumm regiert nun Buddha

Quelle
Berner Zeitung BZ

Wo früher Kinder aus der Stadt Bern ein und ausgingen, meditieren nun Mönche: Thailändische Buddhisten haben das Ferienheim auf der Gumm gekauft.

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Einst Saal für die Ferienkinder, heute Meditation Hall: Im Angesicht des goldfarbenen Buddhas wird meditiert. (Bild: Andreas Blatter BZ)

Vor dem stattlichen Haus auf der aussichtsreichen Geländeterrasse flattert eine Schweizer Fahne. Auch die prächtigen Geranien an den Fenstern und der üppige Blumenschmuck im Vorgarten passen ins Bild der emmentalischen Landschaft, in der das Gebäude seit 101 Jahren steht.

 

Das Neue, Fremdländische fällt erst auf den zweiten Blick auf. Die etwas kleineren Flaggen von Thailand und dessen König zum Beispiel. Oder der fernöstlich angehauchte Torbogen, unter dem der Weg zum Eingang durchführt. «Wat Phra Dhammakaya Switzerland» steht hier in grossen Buchstaben. Und gleich nebenan: «Buddhist Meditation Zentrum».

 

Aha. Auf der Gumm ob Biglen haben Buddhisten ein neues Zentrum eröffnet – nach jenem in Niederwangen das zweite innert kurzer Zeit im näheren Umfeld der Stadt Bern.


Vor allem Thai-Frauen

Wat Phra Dhammakaya ist eine Bewegung aus Thailand, für die das Meditieren im Zentrum der Aktivitäten steht. Das sagt Somsak Jira, der im Trägerverein mitmacht und dort als Mann und Deutschsprechender gleich im doppelten Sinn eine Minderheit vertritt. «Bei uns gehen mehrheitlich Thailänderinnen ein und aus, die mit einem Schweizer verheiratet sind», sagt er. Und: Ja, es stimme, im Zentrum werde fast nur Thailändisch geredet. Deshalb ziehe es auch kaum Leute ausserhalb des Verwandten- und Bekanntenkreises der Frauen an. Zumindest noch nicht, «aber das kann sich ändern».

Für das stattliche Haus ob Biglen, das 1912 als Kurhaus gebaut worden ist und von 1927 bis 2008 als Ferienheim für Kinder aus der Stadt Bern diente, hat Jira nur lobende Worte übrig. Er erinnert daran, dass die Dhammakaya-Bewegung zuvor in Genf und damit ganz am Rand der Schweiz beheimatet war. «Unsere Leute kommen von überall her, auch aus der Ostschweiz und sogar aus dem Tessin. Für sie liegt Bern ideal.»

Streben nach dem Glück

1,35 Millionen Franken haben die Buddhisten für das Ferienheim ausgegeben. Umgebaut haben sie in der Folge nur noch wenig.

Am augenfälligsten sind die Veränderungen bei den sanitären Anlagen, die rundum erneuert worden sind. Bei den Böden, die nun allesamt mit Teppich belegt sind. Und natürlich im Saal, der heute, so die Anschrift über der Tür, als Meditation Hall dient.

Im Angesicht eines goldfarbenen Buddhas wird hier meditiert, gebetet, gepredigt. Eine wichtige Rolle spielt dabei auch die Kristallkugel im Zentrum. Die Meditierenden versuchen, sich voll auf die Figur einzulassen, so den Alltag zu vergessen und dem Körper wie dem Geist eine Ruhepause zu gönnen. Ziel ist es, irgendwann das ersehnte helle Licht zu sehen und dann eine längere oder kürzere Zeit lang das ganz grosse Glück zu spüren.


Höhepunkt im Alltag

Vier thailändische Mönche leben zurzeit als klösterliche Gemeinschaft fest auf der Gumm. Finanziert wird das Zentrum nur mit Spenden, wie Jira betont. Das gilt für das tägliche Leben genauso, wie es schon für den Kauf der Liegenschaft gegolten hat, wobei dafür alle 23 Dhammakaya-Tempel in Europa zusammengelegt haben.

Der erste Sonntag im Monat ist stets der Höhepunkt im Glaubensalltag. Dann wird über eine Videoschaltung eine Meditation direkt aus dem Mutterhaus in Thailand übertragen. Wegen der Zeitverschiebung ist frühes Aufstehen angesagt. Im Sommer um halb fünf, im Winter sogar schon um halb vier.

Viele reisen deshalb schon am Vorabend an und übernachten. Das sind gut und gerne 40 Leute, und mit ihnen, sagt Jira, ist das alte Heim voll.

Autor:in
Stephan Künzi, Berner Zeitung BZ
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Erstellt: 14.08.2013
Geändert: 14.08.2013
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