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Bauernhausbrand Biglen: Heuballen glimmen noch lange
Am späteren Mittwochnachmittag brannte in Biglen ein Bauernhaus lichterloh. Die Feuerwehr Regio Gumm stand im Einsatz, unterstützt von der Feuerwehr Langnau und einem Spezialisten aus Burgdorf. Das Bauernhaus war nicht zu retten, aber Personen wurden glücklicherweise nicht verletzt. Und auch die 100 Schafe sowie die Pferde, Hunde und Ziegen konnten gerettet werden.
Der Alarm bei der Feuerwehr Regio Gumm ging um 16.30 ein: Grossbrand in einem Bauernhaus im Hofacker in Biglen. «Es ging wahnsinnig schnell», erzählt Salomé Fleury, Offizier Regio Gumm und Ausbildungsverantwortliche, tags darauf. «Das ist leider bei den alten Holzbauernhäusern oft der Fall – da besteht oft keine Chance mehr, das Haus zu retten.»
Gebäude ist nicht mehr bewohnbar
Die Feuerwehrleute Regio Gumm waren allerdings blitzschnell vor Ort. 52 Männer und Frauen standen insgesamt im Einsatz, «alle, die nicht gerade in den Ferien waren». Sie konnten das Bauernhaus nicht retten, aber immerhin die Flammen eindämmen und daran hindern, auf die Nebengebäude überzugreifen: Der Stall auf der Westseite und das Stöckli auf der Ostseite wurden verschont. «Dennoch brannten der Dachstock, die Heubühne sowie das erste Obergeschoss vollständig aus», teilte die Kantonpolizei Bern inzwischen mit. «Das Gebäude kann derzeit weder bewohnt noch genutzt werden.»
Immerhin wurde niemand verletzt
Die grösste Sorge der Feuerwehren galt der im Bauernhaus wohnhaften Familie – die sich glücklicherweise zu diesem Zeitpunkt nicht im Gebäude befand. Wie viele Personen betroffen sind, geben die offiziellen Stellen nicht bekannt, aber Salomé Fleury sagt, die Familie habe vorläufig Unterschlupf bei ihren Verwandten im geretteten Stöckli gefunden.
Auch die Tiere sind gerettet
Betroffen waren auch zahlreiche Tiere: 100 Schafe und 25 Pferde, fünf Hunde und ein paar Ziegen waren auf dem Hof zuhause. «Sie alle konnten dank der Unterstützung von Feuerwehrleuten und Nachbarn gerettet werden.» Verletzt wurde keines der Tiere, die Schafe hätten inzwischen notfallmässig bei Nachbarn und Bekannten untergebracht werden können, während der Freilaufstall der Pferde weiterhin benutzbar sei. «Inzwischen wurde bereits eine provisorische Stromleitung dorthin gezogen.»
Kleine tröstliche Geschichte
Und manchmal berührt in einem grossen Drama eine kleine tröstliche Begebenheit: Ein Atemschutztrupp beobachtete, wie ein kleines Zwerggeisslein vor lauter Panik im Stall unter einer Futterkrippe versteckte. Bevor es herausgeholt werden konnte, musste alles gelöscht und statisch abgesichert werden. Als es gerettet werden konnte, übernahm das Ambulanzteam, das sicherheitshalber vor Ort war, und beatmete das Ziegenbaby eine halbe Stunde lang mit einer Sauerstoffmaske. Die Nacht verbrachte das Geisslein dann bei einem Tierarzt im Sauerstoffzelt, heute geht es ihm gut und es kann wieder abgeholt werden.
Familie ohne Dach und Hab und Gut
Während das Geisslein glimpflich davongekommen ist, wird die betroffene Familie noch lange zu kämpfen haben: Sie alle stehen seit Mittwoch ohne Dach und ohne Hab und Gut da, und es ist ungewiss, wie es für sie weitergeht. Immerhin stehen sie nicht ganz alleine da, ausser den Nachbarn hat sich auch die Gemeinde zur Unterstützung gemeldet. Gemeindepräsident Urs Schweizer nimmt dieser Tage an etlichen Sitzungen teil, an denen sofortige Massnahmen und weiterführende Schritte diskutiert werden.
Die Gemeinde unterstützt
Die Gemeinde hat auf ihrer Webseite bereits einen Link für Hilfsangebote eingerichtet, und Schweizer erhielt sogar schon spontane Angebote für möblierte Wohnungen. Momentan bestehe aber für die Gemeinde kein weiterer Handlungsbedarf: «Die betroffene Familie ist informiert, dass wir sie bei Bedarf jederzeit unterstützen», sagt er. «Jetzt warte ich auf ihre Bedarfsmeldungen, dann schauen wir konkret, wie wir das Nötige organisieren.»
Feuerwehren Langnau und Burgdorf halfen mit
Bei den Löscharbeiten wurde die Feuerwehr Regio Gumm unterstützt durch ein Feuerwehrteam aus Langnau, das mit einem Autodrehleiterwagen und einem mobilen Grosslüfter anrückte – das ist ein Riesenventilator auf einem Auto, der Wasser als Nebelwand versprüht, um umliegende Gebäude zu schützen. Aus Burgdorf stiess ein Spezialist dazu, der eine Drohne mit Wärmebildkamera kreisen liess, um aus der Luft allfällige Glutnester aufzuspüren. Ausserdem waren ein Ambulanzteam und das Care Team Kanton Bern vor Ort.
Brandwache bis Donnerstagabend
Schon nach einer guten Stunde hatten die Feuerwehrleute den Brand weitgehend unter Kontrolle. Von den meterhohen Flammen blieb noch eine riesige Rauchwolke, wie auf einem Leserinnenbild von 17.33 Uhr zu sehen ist. Dennoch dauerten die Löscharbeiten bis um halb zwei Uhr in der Nacht an: «Als die grössten Flammen gelöscht waren, mussten wir die Heuballen mit einem Kran aus dem Ökonomieteil herausheben und löschen», erklärt Feuerwehroffizier Fleury. «Sie rauchen auch heute noch.» Deshalb werden bis mindestens am Donnerstagabend jeweils zwei Personen in Zweistundenschichten Brandwache halten, damit kein verstecktes Glutnest wieder aufflackern kann.
Versicherungsfragen müssen geklärt werden
Für die Feuerwehrleute in Gumm ist der Grossbrand mit dem Löschen noch längst nicht abgeschlossen. Auch wenn in der kommenden Nacht die Brandwache eingestellt werde, muss ein solches Ereignis nachbereitet werden: Es gilt, Versicherungsfragen zu klären, abzumachen, wer die Kosten für das Löschwasser übernimmt und viel zu organisieren. Zurzeit seien ausserdem noch drei Spezialisten vom Dezernat Brände und Explosionen der Kantonspolizei Bern vor Ort, um Brandursache und Schadenssumme zu ermitteln. Gegenwärtig lässt sich dazu noch nichts sagen.
Das berührt auch die Feuerwehrleute
Besonders für die Feuerwehrleute Regio Gumm wird es auch darum gehen, die Erlebnisse persönlich zu verarbeiten: «Wir sind einander nah, einige kennen die Familie, andere haben selbst ein Holzhaus und können den Schrecken nur zu gut nachvollziehen», sagt Salomé Fleury. «Das berührt!» Oft komme die Reaktion der Feuerwehrleute auf einen Einsatz erst verzögert, und dann könne zur Betreuung ein Peer-Team aufgeboten werden. Das Drama, dass eine Familie vor dem Nichts steht, beschäftigt auch Fleury. Ein kleiner Trost dabei sei einzig der Zusammenhalt im Dorf: «Die Solidarität in der Nachbarschaft ist riesig.»
[i] Herzlichen Dank an unsere aufmerksamen Leserinnen und Leser, die uns gestern ihre Bilder und Beobachtungen geschickt haben. Dank ihnen konnten wir bereits gestern erste Informationen für die Region bereitstellen: Die Betroffenheit ist weitum gross, und viele Leute waren wohl beruhigt zu erfahren, dass zumindest dem Hören nach keine Menschen und Tiere verletzt wurden. Das hat heute die Feuerwehr Regio Gumm bestätigt, und so steht es auch in der offiziellen Mitteilung der Kantonspolizei Bern, die am Donnerstag kurz vor dem Mittag veröffentlicht wurde.
Erstellt:
08.10.2025
Geändert: 09.10.2025
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