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Blumen Mathys Oberdiessbach: "Ein Blumenladen ist kein Selbstläufer"

Die beiden Schwestern Myriam und Isabelle führen zusammen den Blumenladen Mathys. Im Gespräch verraten sie, warum ihre Sträusse länger halten und ob Blumen zu teuer sind.

Isabelle und Myriam Mathys (von links) in ihrem Blumenladen in Oberdiessbach. (Bild: Rolf Blaser)

Der Weg zur Floristin war für beide vorgespurt. Ihre Tante führt zusammen mit ihren Eltern die Gärtnerei, welche den Laden mit Blumen und Setzlingen beliefert. Myriam (29) lernte erst Gärtnerin und danach Floristin. Einen anderen Beruf als Floristin kann sie sich heute kaum mehr vorstellen. Sie überlegt einen Moment und sagt: "Bäuerin wäre noch was gewesen." Auch Isabelle (26) liess sich zur Floristin ausbilden. Seit zwei Jahren leiten sie den Blumenladen.

 

Familienbetrieb in dritter Generation

Die Chef*innen von Gärtnerei und Blumenladen sind alle miteinander verwandt. Für die beiden ist das kein Problem. Klar gebe es manchmal auch Meinungsverschiedenheiten. Das gehöre dazu, sie würden in ihrem Laden viele Freiheiten geniessen. Die Eltern lassen sie gewähren. Auch untereinander scheinen die beiden gut auszukommen. "Wir haben es gut", sagt Isabelle.

 

Blumen frisch ab Börse

"Wir fahren jeden Morgen an die Blumenbörse nach Thun. Dort kaufen wir vor allem Frühlingsblumen. Rund zwei Drittel des Einkaufs werden bis am Abend verkauft sein." Die tägliche Fahrt an die Börse sei zwar aufwendig, dafür lohne es sich, stets frische Blumen einzukaufen. Der Blumenstrauss werde schöner. Aber nicht nur das: "Oft hören wir von Kund*innen, dass der Strauss sehr lange gehalten habe."

 

Kann man davon leben?

"Ein Blumenladen ist kein Selbstläufer", sagt Myriam. Damit der Laden läuft, bieten die beiden ein breites Sortiment an. "Neben frischen Blumen aus der Gärtnerei haben wir auch Gartenartikel und verschiedene Arten von Erde. Weiter verkaufen wir Gemüsesetzlinge wie Tomaten, oder auch kleine Geschenkartikel, zum Beispiel Servietten oder Kerzen." Den grössten Teil des Umsatzes erwirtschaftet Blumen Mathys mit einer Stammkundschaft, welche regelmässig Blumen kauft. Dafür sind die beiden dankbar. Isabelle fügt strahlend an: "Wer reich werden will, sollte nicht Floristin werden. Man muss wirklich Freude haben an den Blumen und am Kontakt mit den Leuten."

 

Blumen Mathys und die zweite Welle

Beim ersten Lockdown war der Laden acht Wochen zu. Das sei hart gewesen. Umso glücklicher sind die beiden, dass sie den Laden im zweiten Lockdown nicht schliessen mussten. "Die zweite Coronawelle haben wir gut überstanden. Wir haben davon profitiert, dass wir breit aufgestellt sind und nicht nur Blumen für Hochzeiten und Bankette liefern." Da es seit Monaten keine Anlässe gibt, sind diese Umsätze zwar eingebrochen, der Laden laufe aber trotzdem gut. "Wir haben den Kund*innen angemerkt, dass sie sich in dieser schwierigen Zeit etwas gönnen."

 

Sind Blumen zu teuer?

Ein Blumenstrauss kostet schnell einmal um die 60 Franken. Blumen seien nicht zu teuer. Man müsse dran denken, dass Blumen einen langen Weg hinter sich haben. "Eine Rose wächst ein halbes Jahr, sie braucht Pflege, Wasser und Dünger. Der Züchter, wie auch der Transporteur, die Börse und der Blumenhändler wollen an der Rose verdienen." Deshalb koste eine Rose am Ende im Laden zwischen 3.50 und sechs Franken, sagt Myriam. Nur eigene Blumen zu verkaufen, sei nicht realistisch: "Wenn wir nur Schweizer Blumen verkaufen würden, müssten die Kund*innen das Doppelte bezahlen." Es gehe also um eine Mischrechnung aus eigenen Blumen, Blumen ab Börse und weiteren Artikeln.

 

Viele Blumen, viel Arbeit, wenig frei

Blumenhochsaison ist vor Weihnachten und vom Valentinstag bis Muttertag. Da laufe viel, betonen beide: "Da gilt für uns eine Sechstagewoche. Dafür ist es von Sommer bis Herbst ruhiger. In dieser Zeit können wir auch mal einen Tag frei nehmen." Wenn die beiden mal nicht arbeiten, treffen sie sich mit Freund*innen. Für aufwendige Hobbys fehle die Zeit. Am liebsten sind sie zu Fuss in der Umgebung unterwegs. "Letztes Jahr verbrachten wir die Ferien in der Schweiz. Wir erkundeten die Innerschweiz und lernten die Gegend um den Vierwaldstädtersee kennen." Als Geheimtipp in der Region empfehlen sie eine Wanderung auf die Falkenflueh. Dafür nehmen sie sich gerne Zeit. Eine Sache ist den beiden heilig: "Am Sonntag arbeiten wir nie. Auch nicht am Muttertag."

[i] Myriam und Isabelle Mathys führen Mathys Blumen in Oberdiessbach in dritter Generation. Die beiden Schwestern leiten den Blumenladen, welcher zum Gärtnereibetrieb gehört. Der Blumenladen wurde während 40 Jahren von deren Onkel Hans Mathy geführt. Die Gärtnerei wird von ihrer Tante und ihren Eltern geleitet.

 

[i] Dieser Artikel erschien zuerst im Newsletter der Gemeinde Oberdiessbach


Autor:in
Rolf Blaser, rolf.blaser@bernk-ost.ch
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Erstellt: 12.04.2021
Geändert: 26.04.2021
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