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Bolligen - Ortsparteien gegen Rudolf Burger

Quelle
Der Bund

In Bolligen stellt sich mit der SP auch die letzte der grossen Parteien gegen den Gemeindepräsidenten Rudolf Burger.

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Gemeindepräsident Rudolf Burger (BP) tritt zur Wiederwahl an. (Bild: zvg)
Es ist eher selten, dass Sozialdemokraten eine freisinnige Kandidatin unterstützen. In Bolligen hat sich die lokale SP im Hinblick auf die Gemeindewahlen vom 6. November dazu entschlossen: Sie empfiehlt die FDP-Kandidatin Katharina Zuber-Merki als Gemeindepräsidentin, wie sie am Dienstag mitteilte.

Der Entscheid sei der Partei nicht leicht gefallen, sagt SP-Präsident Thomas Zysset auf Anfrage. «Wir sind die linke Partei, und leider standen nur bürgerliche Kandidaten zur Auswahl.» Den Ausschlag gegeben habe der persönliche Eindruck der drei Kandidierenden im Hearing der SP. «Man spürte bei Frau Zuber-Merki Herzblut für die Gemeinde», sagt Zysset. Dies habe sie «glaubhaft gemacht, ohne euphorisch zu wirken».

In Sachfragen sei sie realistisch geblieben. «Versprechungen, die über das Ziel hinausschiessen, waren von ihr nicht zu hören.» Schlechter schnitt laut Zysset der amtierende Gemeindepräsident Rudolf Burger (Bolligen Parteilos, BP). «Es war wenig Begeisterung für das Amt spürbar.» Er habe zurückhaltend gewirkt. «Auf Kritik hat er geantwortet, aus seinen Voten ging aber nicht klar hervor, was er anders oder in Zukunft besser machen will.»

Mit dem Entscheid der SP stellen sich alle grösseren Parteien in Bolligen gegen Burger. Neben der FDP hat auch die BDP mit Martin C. Kaufmann einen eigenen Kandidaten für das Gemeindepräsidium. Die SVP hatte sich bereits zuvor für Zuber-Merki ausgesprochen – was laut SVP-Präsident Thomas Fuchs auch als Positionsbezug gegen Burger zu verstehen ist. «Gemeindepräsident ist kein Job für ihn», sagt Fuchs. «Das haben die letzten acht Jahre gezeigt.» In Burgers Amtszeit seien die Steuern erhöht worden, «und die Schulden haben sich verdoppelt». Weiter wirft er Burger vor, er habe «die Probleme der Pensionskasse ignoriert», und die Gemeindeverwaltung funktioniere schlecht.

Burger verteidigt sich

Burger weist die Vorwürfe vonseiten der SVP zurück. «Die Gemeindeverwaltung funktioniert sehr gut», sagt er auf Anfrage. «Wir haben nur wenige Stellenwechsel.» Burger räumt ein, dass die Lage der Pensionskasse schwierig war. «Doch sie hatte bereits Schiffbruch erlitten, bevor ich 2009 Stiftungsrat wurde.» Er nehme für sich «zumindest in Anspruch, dass ich zu jenen Stiftungsräten gehörte, die kritische Fragen stellten».

Zu seinem Auftritt am Hearing der SP sagt Burger: «Es kann sein, dass ich an solchen Anlässen ein wenig unterkühlt wirke. Mein Engagement für Bolligen bleibt aber gross.» Dies sei auch der Grund, weshalb er nun, entgegen einer früheren Ankündigung, eine dritte Amtszeit anstrebe. Dass er Gemeindepräsident bleiben wolle, obwohl er als Pensionierter nicht darauf angewiesen sei, «zeigt ja gerade meine Bereitschaft, mich zu engagieren».

In seiner Amtszeit habe er Projekte durchgeführt, «die nicht in meinem Pflichtenheft standen». So habe er die Bevölkerungsbefragung «mit viel Engagement fast im Alleingang kostengünstig durchgezogen». Dass sich die Parteien vor Ort gegen einen Gemeindepräsidenten stellen, muss nicht zu seiner Abwahl führen. In Worb etwa schaffte der von den Ortsparteien hart kritisierte Gemeindepräsident Niklaus Gfeller (EVP) 2012 trotzdem die Wiederwahl.

Burger selber geht davon aus, «dass das Rennen zwischen mir und Frau Zuber-Merki offen ist». Die FDP-Kandidatin zeigt sich auf Anfrage «hocherfreut» über die Empfehlung der SP. Sie rechne zwar weiterhin eher mit einem zweiten Wahlgang, sagt Zuber-Merki, «aber natürlich wäre ich sehr erfreut, wenn ich es bereits im ersten schaffen würde». BDP-Kandidat Martin C. Kaufmann gilt als der Kandidat mit den geringsten Wahlchancen.

Autor:in
Simon Thönen, "Der Bund"
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Erstellt: 26.10.2016
Geändert: 26.10.2016
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