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Baupläne in Bolligen: Wird die Wegmühle ein Restaurant?

Auf dem Areal der Wegmühle Bolligen gibt es Baupläne. Das Siegerprojekt eines Wettbewerbs möchte die Mühle erhalten und eine neue Überbauung mit bis zu sieben neuen Mehrfamilienhäusern realisieren. Als mögliche gewerbliche Nutzung nennt es unter anderem einen Gastrobetrieb, eine Fischzucht und ein Museum. Der Zonenplan ist in der Mitwirkung. 

Das historische Mühlegebäude bleibt erhalten, so wie auch das Stöckli links davon. (Bild: Wiki Commons)

Die Wegmühle Bolligen liegt direkt gegenüber dem Bahnhof und dominiert mit ihren 37 und 45 Meter hohen Silotürmen das Gebiet ennet der Worble. Seit etwa 1900 wird hier Korn gemahlen, seit 1920 maschinell und seit 30 Jahren unter der Leitung von Jürg Reinhard, dem die Mühle Walther AG und das ganze Areal gehören. 

 

Tatsächlich gemahlen wird in Bolligen nur noch wenig, erklärt Jürg Reinhard auf Nachfrage. Die Produktion wurde vor einigen Jahren grösstenteils zur Tochterfirma in Oey-Diemtigen verlegt. Die Silos dagegen sind noch voll in Betrieb. Gelagert wird hier Getreide aus dem Kanton Bern, das die Mühle Walther unter dem Label „100 Prozent Bern“ vermarktet. Am Standort Bolligen arbeiten aktuell sechs Personen.

 

Was ist?

Rund um das Mühlengebäude und die beiden Silos stehen diverse Neben- und Anbauten, viele davon denkmalgeschützt. Ausser der Mühle Walther wirtschaftet auf dem Areal die Elektrofirma Wittwer. In verschiedenen Gebäuden sind auch Wohnungen, die Reinhard teilweise an Angestellte der Mühle vermietet. Nördlich der Silos liegt eine grosse Wiese, an deren Ende stehen zwei ebenfalls bewohnte Mehrfamilienhäuser.

 

Im Januar 2018  lancierte Eigentümer Jürg Reinhard einen Projektwettbewerb für das Areal. Das Siegerprojekt stammt von den Berner Planungsbüros kpa Architekten, Bellorini Architekten und  Weber und Brönnimann Landschaftsarchitekten. Es ist die Grundlage für eine Zone mit Planungspflicht (ZPP Nr. XIV Wegmühle), die nun zur öffentlichen Mitwirkung aufliegt.

 

Hangar kommt weg, Mühle und Silos bleiben

Die Testplanung sieht vor, den Anbau aus Hangargebäude und Verladerampe, der die Wegmühle auf drei Seiten umschliesst, abzureissen, ebenso diverse Anbauten und Nebengebäude. Stehen bleiben die ehrwürdige Wegmühle selber, zwei Stöckli, die ehemalige Fuhrhalterei, der Gleisbogen und die Silos. Eine wichtige Rolle spielen in der Testplanung die alten Mühlekanäle. Sie werden durch die Rückbauten freigelegt und sollen den Parkbereich im Dreieck zwischen Neubauten, Silos und der Worble strukturieren. 

 

Bestehende Wohnhäuser bleiben

Nordwestlich der Mühle ist eine Wohnüberbauung mit sieben unterschiedlich hohen Mehrfamilienhäusern geplant. Diese sollen etappenweise gebaut werden. Die zwei bestehenden Wohnhäuser im Norden des Areals sollen vorerst in die Überbauung integriert werden. Sie wurden in den Sechzigerjahren gebaut und sind laut Jürg Reinhard grösstenteils saniert. „Sie können durchaus noch 25 bis 45 Jahre genutzt werden.“ Die Realisierung der letzten Etappe, bei der sie Neubauten weichen müssten, käme demnach erst später in Frage.

 

Restaurant, Bäckerei, Bibliothek oder Fischzucht?

Das Areal soll weiterhin gemischt genutzt werden. So sollen – entlang des ehemaligen Industriegleis als „Spur der Erinnerung“ – in den Erdgeschossen der neuen Wohnhäuser Ateliers und Gewerberäume entstehen. Wie es mit der eigentlichen Wegmühle weitergeht, sei noch nicht klar, sagt Jürg Reinhard auf Anfrage. Sicher sei, dass die Silos in Betrieb bleiben.  Gemäss Testplanung wäre darin auch anderes als das Müllern möglich. Die Architekt:innen denken an eine zweigeschossige Gastro- und Kulturnutzung, eine Bäckerei oder Seminarräume. Für die beiden seitlichen „Türme“, Risaliten genannt, nennen sie eine Bibliothek, ein Café und Wohnungen als Ideen, für den Platz östlich des Hauptgebäudes eine kleine Fisch- und Pflanzenzucht, die den Gastrobetrieb beliefern könnte. 

 

Mieter:innen können bleiben

„Alles ist noch offen“, sagt Jürg Reinhard. Die genaue Nutzung, die Zukunft des Mühlebetriebs, auch ob er das Land und die Gebäude überhaupt behalten oder allenfalls auch verkaufen wird. Eine schnelle und klare Antwort gibt es dafür auf die Frage, was mit den jetzigen gewerblichen und privaten Mieter:innen geschieht. „Die bleiben, ganz klar“, so Reinhard. Das gelte nicht nur für die beiden bestehenden Mehrfamilienhäuser. „Die andern Wohnungen wie auch Elektro Wittwer sind in renovierten Altbauten, die nicht ins Bauvorhaben fallen.“die Veränderungen freue er sich. „Es muss immer alles in Bewegung bleiben.“ 

 

Gemeindepräsidentin ist „hocherfreut“

Damit auf dem Areal so gebaut werden kann, wie es das Siegerprojekt vorsieht, braucht es Änderungen im Zonenplan und im Baureglement. In Zusammenarbeit mit der Gemeinde haben die Architekt:innen und die Bauherrschaft eine Zone mit Planungspflicht ausgearbeitet. Diese ZPP Nr. XIV Wegmühle liegt noch bis am 2. September zur öffentlichen Mitwirkung auf. 

 

„Ich bin hocherfreut über das Projekt“, sagt Gemeindepräsidentin Kathrin Zuber (FDP). „Auf die Reaktionen aus der Bevölkerung bin ich gespannt. Ich kann mir vorstellen, dass die Leute das Projekt auch gut finden. Es sollte auch von der Lage her niemanden stören.“ 

 

[i] Nach der öffentlichen Mitwirkung geht die ZPP in die kantonale Vorprüfung, wird danach öffentlich aufgelegt und schliesslich dem Stimmvolk unterbreitet. Nach der Genehmigung durch den Kanton kann ein konkretes Baugesuch eingereicht werden. Die Unterlagen sind auf der Webseite der Gemeinde Bolligen aufgeschaltet (PDF).


Autor:in
Anina Bundi, anina.bundi@bern-ost.ch
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Erstellt: 16.08.2021
Geändert: 16.08.2021
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