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Bürki und Burkhalter: Gebrauchtwarenhandel aus Überzeugung

Bruno Bürki und Petra Burkhalter sind beide im Gebrauchtwarenhandel tätig. Er mit Schwerpunkt Wintersport, sie führt mit einer Freundin eine Kinderwarenbörse. Bruno Bürki bietet ausserdem Räumungen und Haushaltsauflösungen an und verkauft noch Brauchbares auf dem Flohmarkt in Bern. Am Sonntag hat er Saisoneröffnung in der Ski-Werkstatt in Beitenwil.

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Bruno Bürki und Petra Burkhalter vor dem Tomatenhaus. (Bilder: Anina Bundi)
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Immer wieder mal auf den Strassen von Bern-Ost unterwegs: Der kleine, grüne Lieferwagen von Bruno Bürki.
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Der Eingang zu Ski-Werkstatt und -Laden. Neu ist der Laden auch am Dienstag Nachmittag ab 15 Uhr offen.
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Herbstliche Stimmung im Garten. Die Kapuzinerkresse wird noch bis zum ersten Frost wacker weiterblühen.
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Skiservice in Beitenwil. (Bild: Archiv BERN-OST)
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Bruno und Petra* leben mit ihren drei Kindern in Beitenwil in einem alten Bauernhaus. Vor zwölf Jahren zogen sie als Mieter ein, später kauften sie das Haus und bauten es innen und aussen zu einem Bijou um. Zur Familie gehören auch die Hündin Mali, die momentan auf einer Ziegenalp im Lauterbrunnental als Hütehund im Einsatz ist, zwei Katzen, eine Handvoll Hühner und zwei Güggel.

 

Hinter dem Haus steht Brunos kleiner VW-Lieferwagen, mit dem er loszieht, wenn es irgendwo einen Haushalt aufzulösen oder einen Estrich zu räumen gibt. Anders als andere Räumungsunternehmen stelle er keine Pressmulde vors Haus. „Was noch brauchbar ist, versuche ich weiterzuverkaufen, der Müll wird konsequent getrennt“, so Bruno.

Vom Lawinensuchgerät bis zum Morphium

 

Beim Aussortieren kamen auch schon Schätze zum Vorschein. Bruno: „Diesen Sommer habe ich ein Lawinensuchgerät gefunden, das hat einen Wert von etwa 600 Franken. Oder zwei Kisten Einräppler in Originalverpackung. Keine Ahnung, was der Besitzer damit wollte.“ Anderes ist spannend und interessant, aber nicht zu Geld zu machen: Zum Beispiel Lebensmittelmarken und Morphium aus dem zweiten Weltkrieg. „Das Morphium gab ich einer Flohmarkt-Kollegin, die studierte Pharmakologin ist.“

 

Die Räumungen macht Bruno vorallem im Sommer. Im Winter arbeitet der gelernte Sportartikelverkäufer bei Berger Schuhe Konolfingen. Entsprechend professionell betreibt er auch den eigenen Handel mit gebrauchten Sportartikeln. Eine Miet-Ausrüstung für Kinder (Ski, Schuhe und Stöcke) kostet 60 bis 90 Franken, für Erwachsene 90 bis 200 Franken. Man kann die Sachen auch kaufen, aber: „Kaufen macht bei Kindern wenig Sinn, die brauchen oft jedes Jahr eine andere Grösse“, sagt Bruno. Seine Kunden sind denn auch meist Familien mit Kindern. Natürlich steht auch Skiservice im Angebot.

"Heute wird vieles im Internet gehandelt"

 

Auch Petra macht in Gebrauchtwaren für Kinder: Sie betreibt mit einer Freundin in Münsingen eine Kinderwarenbörse. „Meine Kunden sind vorallem Leute, die finden, man müsse nicht immer alles neu kaufen, vorallem nicht für Kinder, die so schnell aus allem herauswachsen“, sagt sie. Geldnot spiele weniger eine Rolle, auch wenn die Kleidungsstücke sehr günstig sind und selten mehr als zehn Franken kosten.

 

Bringen kann man Petra und ihrer Geschäftspartnerin Michèle Rothen alles, was Kinder so brauchen. Die Betreiberinnen setzen die Preise fest, der Erlös wird 50:50 aufgeteilt zwischen Börse und der bringenden Person. Doch nicht alles nehmen die Frauen an, und auch nicht für alles gibt es Geld: Für Socken und Unterhosen bezahlen sie nichts. Und andere Kleider nehmen sie nur an, wenn sie in einem guten Zustand sind. „Wenn Leute Kisten- oder Säckeweise Kleider bringen, die wir dann noch aussortieren müssen, haben wir nicht so Freude. Denn vieles davon ist oft nicht mehr verkäuflich“.

 

„Was wir immer brauchen können sind Qualitätskleider, Kinderwagen, Triptraps oder auch gut erhaltenes Spielzeug wie Lego oder Playmobil.“ Petra glaubt, dass heute vieles davon im Internet gehandelt wird. „Wir merken schon den Unterschied zu früher. Noch vor vier, fünf Jahren, war es für die Frauen ein zu grosser Aufwand, etwas auf Ricardo zu stellen. Heute nutzen sie das Internet selbstverständlicher.“ Das grosse Geld sei mit der Börse nicht zu machen. „Bis jetzt kommen wir raus. Ein Vorteil ist auch, dass wir für unsere eigenen Kinder an der Quelle sind.“ Die gelernte Kleinkinderzieherin betreut daneben auch noch mehrere Tageskinder und ist hauptzuständig für den grossen Gemüsegarten.

Stoffwindeln für die Kinder

 

Bruno und Petra sind beide der Auffassung, dass zu viel weggeworfen wird. „Es geht für uns auch um Nachhaltigkeit“, betonen die beiden. „Dass man das, was da ist, braucht, statt immer mehr zu produzieren“. Diesem Grundsatz versuchen sie auch selber nachzuleben. Das Tomatenhaus ist aus alten Fenstern zusammengezimmert, die Möbel kommen aus dem Brockenhaus, die Kinder trugen Stoffwindeln. Und auch beim Essen: So viel wie möglich kommt aus dem eigenen Garten, die Milch vom Bauern nebenan.

 

Der Garten sei auch ein guter Anknüpfungspunkt in der Nachbarschaft gewesen, erzählen die beiden auf Nachfrage von BERN-OST. Denn obwohl beide aus der Region stammen, Petra aus Bigenthal und Bruno aus Konolfingen, sehen sie nicht unbedingt aus, wie die durchschnittlichen „Einheimischen“. „Am Anfang haben die Leute sicher geschaut, was wir für welche sind“, erzählt Petra. „Aber durch den Garten, durch die Kinder und durchs Geschäft kamen wir rasch in Kontakt.“

 

*Auf eigenen Wunsch werden die beiden hier beim Vornamen genannt.

 

[i] Saisoneröffnung bei Bruno Bürki - gut und günstig diesen Sonntag. Zum BERN-OST Veranstaltungseintrag…

[i] STÄRN Die Börse für das Kind, Belpbergstrasse 3, 3110 Münsingen, 031/791 18 81. Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag: 9-12 Uhr, jeden ersten Samstag im Monat: 10-12 Uhr.


Autor:in
Anina Bundi, anina.bundi @bern-ost.ch
Nachricht an die Redaktion
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Erstellt: 10.10.2014
Geändert: 10.10.2014
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