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Caroline Mühlethaler: «Das Gefühl auf der Bühne ist einfach unglaublich»

Mit 14 Jahren ist Caroline Mühlethaler aus Herbligen bereits Schweizermeisterin im Modern/Contemporary Dance. Ihre Leidenschaft für den Tanz lebt sie täglich mit Hingabe und Disziplin. Seit ihrer Kindheit träumt sie vom Tanzen und steht wann immer möglich auf Zehenspitzen, stets in Bewegung und auf der Suche nach neuen Herausforderungen.

Caroline ist mehrfache Schweizermeisterin und ständig in Bewegung. (Bild: zvg)
Das Tanzen ist seit Jahren ihr grösste Leidenschaft. (Bild: zvg)

Schon als Kleinkind war Caroline Mühlethaler kaum je mit flachen Füssen unterwegs: Immer wieder stellte sie sich als Kleinkind auf die Zehenspitzen – eine Eigenheit, die schon ihrer Kindergärtnerin auffiel. Diese empfahl ihr, einmal eine Ballettschule zu besuchen. Erst Ende März ist die Herbligerin, mit 14 Jahren, zum wiederholten Male Schweizermeisterin im Modern/Contemporary Dance geworden. Ihr Weg an die Spitze ist geprägt von unzähligen Trainingsstunden, Disziplin und einer unglaublichen Leidenschaft für den Tanz.

 

Ein Traum, der früh begann

«Mit sieben Jahren wusste ich, dass ich Tänzerin werden möchte», erzählt Caroline mit einem strahlenden Lächeln. Während andere Kinder sich in verschiedenen Hobbys versuchen, war für sie der Weg klar. «Als ich elf Jahre alt war, wusste ich dann auch genau, in welche Richtung ich gehen will.» Sie würde Profitänzerin werden. Ihre tänzerische Grundausbildung erhielt sie an der Tanzschule «WeDanceDance» in Gwatt (Thun), wo sie die Basis für ihre heutige Technik legte und auch heute noch trainiert. Doch die Herbligerin wollte mehr.

 

Direkt in die Elite aufgenommen

Dann der grosse Moment: Ihre Mutter schenkte der Dreizehnjährigen das Teilnahmeticket für einen Workshop bei der renommierten «TSA Dance Gallery» in München. Dort wurde sie von den Trainer:innen beobachtet – und kurze Zeit später ohne Audition direkt in die Showgruppe aufgenommen. «Das ist die Schule, von der alle träumen», sagt ihr Vater Oliver Mühlethaler voller Stolz. Heute trainiert sie dort mit Tänzerinnen und Tänzern aus verschiedenen Ländern – darunter sind auch ein paar andere aus der Schweiz.

 

Das Training ist intensiv: Caroline fährt ein bis zweimal pro Monat nach München. Dort absolviert sie bis zu 20 Stunden Training an einem Wochenende, zusätzlich Technikstunden und Zoom-Trainings unter der Leitung internationaler Coaches. Unter anderem mit ihrem grossen Vorbild Anastasia Menzel und Ariana Yakimenko. Beides sind Weltmeisterinnen, Vizeweltmeisterinnen und mehrfache Europameisterinnen – eine wahre Inspiration für Caroline, die stets nach Perfektion strebt.

 

Training, Training, Training..

Caroline trainiert täglich in verschiedenen Disziplinen, ihre Leidenschaft und Hingabe sind spürbar. Sie trainiert in Thun, lernt Technik, Sprünge und Drehungen für Jazz, Modern - und es wird ihr nie zu viel. Um optimal vorbereitet zu sein, lernt sie nun auch noch in Bern den zeitgenössischen Tanz. Die Trainings sind fordernd, aber für Caroline ein absolutes Muss, um ihre tänzerischen Träume zu verwirklichen: «Man lernt den Bewegungsfluss kennen, versteht, wie sich Bewegungen verbinden, und feilt an jeder Kleinigkeit», erklärt sie. Besonders die Stunden mit internationalen Choreografen inspirieren sie und helfen, ihren eigenen einzigartigen Stil weiterzuentwickeln.

 

Training, Schule und Wettkämpfe unter einen Hut bringen

Ihr Alltag zwischen Schule und Spitzensport ist eine Herausforderung. «Durch die Berner Talentkarte wird Caroline für spezielle Trainings und Wettkämpfe dispensiert, aber es war nicht immer einfach», erzählt ihr Vater. «Es gab teils grosse Diskussionen in der Schule, doch dank des neuen Schulleiters und der Lehrer:innen wird sie nun sehr unterstützt.»

 

Den verpassten Schulstoff muss sie jedoch vor- oder nachholen. «Ohne das Verständnis und die Unterstützung von Lehrer:innen und Nachbarn wäre es fast unmöglich», sagt Caroline. So kommt es auch oft dazu, dass sie unterwegs oder in Trainingspausen am Lernen ist. Denn auch eine gute schulische Leistung ist ihr wichtig.

 

Das Gymnasium hat sie bereits im Blick: Ab Sommer wird sie ein Sport-Gymnasium besuchen. Dort wird Caroline morgens normalen Unterricht haben und nachmittags steht Training auf dem Programm. Auch hier hat Caroline sich viel vorgenommen: Sie will den Sportgymer in vier Jahren schaffen. Sollte sie jedoch merken, dass es zu viel ist, wird sie ein weiteres Jahr Zeit haben.

 

«Der Körper ist das wichtigste Instrument»

Wie bei jeder Leistungssportlerin gehören auch für Caroline Verletzungen dazu. Falls sie einmal pausieren muss, nutzt sie die Zeit, um anderen Tänzerinnen zuzuschauen, sich Notizen zu machen und aus deren Korrekturen zu lernen. «Manchmal ist es auch nötig, Pausen zu machen – das gehört einfach dazu. Der Körper ist das wichtigste Instrument einer Tänzerin», sagt sie. Umso mehr dürfe sie ihre Gesundheit nicht aus den Augen verlieren.

 

Motivation in schwierigen Momenten

Ob es auch vorkommt, dass sie einmal nicht mag? Sie überlegt, schüttelt den Kopf, nein, meistens ist sie hochmotiviert. «Es macht mir jeden Tag aufs Neue Freude zu tanzen», schwärmt sie. «Auch wenn ein Wettkampf mal nicht optimal läuft, hilft es, einfach weiterzumachen. Die Trainer sind eine grosse Unterstützung.» Besonders gerne tanzt sie Solo, schätzt aber auch die Dynamik von Duos, Gruppen und Formationen.

 

Trainiert von Weltmeisterinnen

Von der Weltmeisterschaft hat sie nicht nur neue Moves mitgenommen, sondern auch gesehen, wie Tänzerinnen ihren ganz eigenen Stil besitzen. «Dort sieht man, wie jede Tänzerin ihre Persönlichkeit in den Tanz einbringt – das ist mega eindrücklich.» Caroline beobachtet jeweils die Spitzentänzerinnen, und mit jeder Faser will sie auch erreichen, Emotionen und Persönlichkeit in die Bewegungen fliessen zu lassen.

 

Regeneration und zusätzliche Vorbereitung

Nach einem Training kennt sie keine klassische Erholung wie Wellnessen oder – für sie ist das Training selbst eine Art Entspannung. Sie nickt und lacht: «Ja, wirklich, das ist viel weniger stressig als Wettkämpfe!». Diese seien körperlich und mental sehr fordernd. Und dennoch nimmt sie immer wieder teil: «Wettkämpfe sind zwar anstrengend, aber das Gefühl auf der Bühne ist einfach unglaublich», schwärmt sie.

 

Und wenn sie einmal kein Training hat? Dann stehen Krafttraining und Mobilisationsübungen auf dem Programm: «Man muss die Sprünge halten können und Verletzungen vermeiden», erklärt sie. Auch die Vorbereitung auf Wettkämpfe und das Erstellen von Trainingsplänen gehören zu ihrem Alltag. Was sich nach viel Programm und kaum Freizeit anhört, das merkt man Caroline gut an, ist für sie kein Muss, sondern pure Leidenschaft.

 

«Es war eine riesige Ehre, überhaupt dort starten zu dürfen»

Trotz ihrer Jugend hat sich Caroline Mühlethaler längst einen Namen gemacht. Sie wurde Schweizermeisterin im Duo Modern/Contemporary Dance, holte Bronze mit ihrem Contemporary-Solo und gewann die Swiss Jazzdance Competitions Juniors Solo. Ein Höhepunkt ihrer bisherigen Karriere war die Teilnahme an der Weltmeisterschaft der «International Dance Organization» (IDO) in Polen. «Es war eine riesige Ehre, überhaupt dort starten zu dürfen», erzählt sie. «Die Tänzerinnen und Tänzer sind unglaublich talentiert und ich konnte viel von ihnen lernen.»

 

Was die Zukunft bringt

Mehrfache Schweizermeisterin in verschiedenen Disziplinen ist sie bereits. Was also will sie noch? Ihre Antwort kommt blitzschnell. «Mein Traum ist eine professionelle Ausbildung im Tanz.» Vielleicht schafft sie es ins renommierte «Bachelor Camoponary Dance», wo nur um die 20 Tänzerinnen und Tänzer jährlich aufgenommen werden. «Damit könnte ich in internationalen Companies mittanzen oder Workshops geben.» Bis dahin stehen weitere Wettkämpfe, Trainings in München und Galas auf dem Programm. «Ich liebe es, unterwegs zu sein. Das Reisen gehört für mich einfach dazu», sagt sie. Ihre Augen glänzen bei der Vorstellung von all den Bühnen, auf denen sie noch tanzen wird.


Autor:in
Pascale Groschel, info@bern-ost.ch
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Erstellt: 14.04.2025
Geändert: 14.04.2025
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