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Circus Monti: Ein Bolliger schlägt im Zirkus neue Töne an

Quelle
Berner Zeitung BZ

Bis am 20. Oktober gastiert der Circus Monti auf der Allmend. Die Musik für das ganze Programm hat ein Mann ganz aus der Nähe komponiert: Der Bolliger Pascal Kaeser.

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Komponist Pascal Kaeser kennt alle, die in der Wagenburg des Circus Monti leben. (Bild: Iris Andermatt)
«Hi David, how are you?» Pascal Kaeser bewohnt zwar keinen der vielen Monti-Wohnwagen, die im Moment auf der Berner Allmend stehen. Dennoch kennt er hier alle, zum Beispiel den kalifornischen Clown David Melendy. «Schliesslich arbeiteten wir Anfang Jahr jeden Tag zusammen. Das verbindet.»

Pascal Kaeser lebt mit seiner Frau und den beiden Kindern (6- und 9-jährig) in Bolligen – und komponierte die Musik für das ganze Programm des Circus Monti. Das heisst: Zuerst studierte er letzten Winter Videosequenzen aller Artistinnen und Artisten, die für das diesjährige Programm engagiert wurden. Zu jeder der über 20 Darbietungen liess er sich ein passendes Stück einfallen. Dann entwickelte er die Musik zusammen mit dem Regieteam und den Artisten weiter und studierte sie schliesslich mit dem Zirkusorchester ein. «Eine intensive, unglaublich spannende Zeit» sei das gewesen, sagt der 39-Jährige rückblickend. Und vor der Premiere Mitte März sei er sehr gespannt gewesen, wie das Publikum reagiere.

Musiker und Lehrer

Die Reaktionen sind positiv ausgefallen, auch seine beiden Kinder finden die Musik cool. Wenngleich die Stücke, wie Kaeser sagt, «nicht im typischen Zirkusstyle daherkommen». Sie sei mal dynamisch, mal delikat, mal hart. Und ziemlich groovig. Schliesslich ist Pascal Kaeser Bassist und damit vom Groove geprägt. Als Teenager spielte er in Schülerbands, studierte später am Berklee College of Music in Boston, stand mit Künstlern wie Greis oder Marc Sway auf der Bühne, war unter anderem in Japan und Kanada auf Tournee und komponiert seit Jahren Musik für Studioalben sowie Kurzfilme.

Um eine Sicherheit für sich und die Familie zu haben, arbeitet er zudem zu 75 Prozent als Musiklehrer an der Sek Ostermundigen. Dort hat er für das Engagement beim Circus Monti Anfang 2013 ein Quartal unbezahlten Urlaub genommen.

Jede Vorstellung ist anders

Nur wenige können einmal die Musik für ein ganzes Zirkusprogramm komponieren. Denn wenn Artistinnen und Artisten zum Zirkus stossen, haben sie normalerweise genaue Vorstellungen, welche Musik zu ihrer Nummer gespielt werden soll. Sie bringen eine Tonaufnahme oder Notenblätter mit, die das Zirkusorchester nachher einstudiert. Bei Monti ist das anders. Hier sucht das Regieteam jedes Jahr einen Komponisten für das neue Programm. Dieser Job sei mit keinem anderen vergleichbar, findet Pascal Kaeser. «Im Zirkus ist jede Vorstellung anders.» Je nachdem, wie es in der Manege läuft, muss das Orchester reagieren und zum Beispiel länger oder weniger lange spielen als geplant. Zudem reagiere das Publikum – pro Vorstellung sitzen bis zu 800 Leute im Zelt – bei jeder Vorstellung anders. Und weil die Regie dem Komponisten stilistisch grosse Freiheiten lasse, könne man auch Neues ausprobieren. In einer Szene des diesjährigen Monti-Programms spielen drei Artisten mit Riesenschlägern auf einem Ölfass. Dieses habe man gemeinsam so umgebaut, dass es im grossen Zirkuszelt gut töne. «Dieses ständige Pröbeln und Tüfteln – das fägt», sagt Pascal Kaeser.

Circus Monti, noch bis 20. Oktober auf der Allmend Bern. Tickets unter 056 622'11'22, an der Zirkuskasse oder unter www.circus-monti.ch.

Autor:in
Markus Zahno, Berner Zeitung BZ
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Erstellt: 11.10.2013
Geändert: 11.10.2013
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