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Einbrüche: «Türen und Schränke – alles aufgebrochen!»
Dunkle Abende und Abwesenheiten bieten Einbrechern ideale Bedingungen: Ungesehen gelangen sie in Häuser und Wohnungen, und ungesehen verschwinden sie wieder. So ist es über die Festtage im ganzen Kanton geschehen. Auch in der Region Bern-Ost, unter anderem in Konolfingen. Betroffene erzählen. Und die Kantonspolizei gibt Tipps, wie man sich vor Einbrechern schützt.
Am Abend vor Silvester hatte Michaela Miescher* ihr Haus an der Burgdorfstrasse in Konolfingen voller Gäste. Die Leute in der Runde schwatzten und lachten, die Stimmung war angeregt. Um 22 Uhr verabschiedeten sich die ersten, es wurde ruhiger, irgendwann waren alle weg.
Und dann klingelte es an der Tür. «Zwei Typen, die ich noch nie gesehen hatte, standen etwas von der Tür entfernt unten an der Treppe und sprachen mich in gebrochenem Französisch an», erzählt Miescher. Die Hunde hätten die ganze Zeit wie wild gebellt, sagt sie, aber das allein habe sie nicht unbedingt verdächtig gefunden. Sie schmunzelt: «Die bellen immer wie wild, wenn es an der Tür klingelt.»
Hunde bellten wie wild
Energisch habe sie dann die beiden Unbekannten wieder weggeschickt und die Tür hinter ihnen geschlossen. Die Hunde jedoch bellten weiter, vor allem die Hündin habe noch lange angegeben. «Deshalb schaute ich immer wieder zum Nachbarshaus hinüber», erinnert sich Michaela Miescher. Das Haus stehe nämlich gegenwärtig leer, weil sich die Nachbarin zur Kur aufhalte. In dieser Zeit lasse sie von einem anderen Nachbarn den Briefkasten leeren.
Noch eine ganze Weile lang warf Michaela Miescher deshalb kontrollierende Blicke zum Nachbarshaus. Sie habe allerdings keine verdächtigen Geräusche gehört und auch keinen Lichtstrahl durch die Zimmer wandern sehen. «Inzwischen hatten sich die Hunde längst beruhigt, und irgendwann legte ich mich dann schlafen», erzählt sie.
«Dort wurde eingebrochen!»
Die Erlebnisse vom Vorabend kamen ihr jedoch schlagartig wieder in den Sinn, als es am nächsten Tag erneut an ihrer Tür klingelte. Diesmal war es ein Verwandter der Nachbarin aus dem Nebenhaus: Er brauche unbedingt die Telefonnummer der Tochter: Eigentlich wollte er spontan zum neuen Jahr gratulieren kommen, sah Licht im Haus und blickte durch ein Fenster, als niemand öffnete. Auf den ersten Blick war ihm klar: «Dort wurde eingebrochen!»
Riesenchaos und Vertrauensverlust
Die Tochter war schnell da, kurz darauf auch die alarmierte Polizei. Die Tochter, die nicht namentlich genannt werden möchte, schnappte erschrocken nach Luft: «Im Haus herrschte «ein schlimmes Chaos», erzählt sie. «Ein Fenster eingeschlagen, die verschlossene Tür hinter der Küche und alle Schränke aufgebrochen, Schubladen mit dem Messer aufgemurkst und herausgerissen – und zwar durch das ganze Haus hinauf.» Sogar die Estrichtür hätten die Einbrecher gewaltsam geöffnet, weil sie offenbar nicht gemerkt hätten, wie das Drehschloss funktioniert. Kurz: «Im ganzen Haus herrschte eine Riesenunordnung.»
Zwei Tage lang habe sie benötigt, um all die herausgerissenen und heruntergeworfenen Gegenstände wieder aufzuräumen und das Haus zu putzen. Ob allenfalls Geld fehlt, ist noch nicht ganz klar. «Schlimmer ist allerdings die grosse Sauerei – und das Gefühl, man wisse grad nicht mehr, wem man noch trauen könne!»
Vor allem Einschleichdiebstähle
Details sind vorderhand bei der Kantonspolizei Bern noch nicht zu erfahren, erst so viel: «Wir können bestätigen, dass wir am 31. Dezember 2023 eine Meldung zu einem Einbruchdiebstahl an der Burgdorfstrasse in Konolfingen erhalten haben», teilt Lisa Schneeberger, Projektleiterin Kommunikation, auf Anfrage mit.
Generell seien aus dem ganzen Kantonsgebiet über die Festtage zahlreiche Einbrüche gemeldet worden, teilt die Sprecherin mit, «vor allem auch Einschleichdiebstähle bei Fahrzeugen und Wohnungen». Unter anderem seien auch Meldungen aus Gemeinden der Region Bern-Ost eingegangen. Näheres dazu kann sie aber dieser Tage noch nicht sagen.
Spurensicherung und Ermittlung
Auch im Fall Burgdorfstrasse gibt es noch nichts Konkretes zu erfahren, nur so viel: «Dort wurden vor Ort Spuren gesichert, und nun sind Ermittlungen im Gang.» Gemäss Statistiken der Kantonspolizei nehmen insbesondere in den dunklen Jahreszeiten die Einbruchdiebstähle zu, da die Abwesenheit der Anwohner dann besonders einfach festzustellen sei.
«Die früh einsetzende Dunkelheit erhöht die Chance für Einbrecherinnen und Einbrecher unbemerkt zu bleiben», warnte deshalb die Kantonspolizei Bern in einer Mitteilung zum Nationalen Tag des Einbruchschutzes. Um das Einbruchsrisiko zu minimieren, empfiehlt sie, in den Wintermonaten möglichst zu signalisieren, dass jemand im Haus oder in der Wohnung zuhause sei: «Dazu gehören etwa der Einsatz von Zeitschaltuhren für die Beleuchtung sowie der Einsatz von Lichtquellen.»
Aufmerksame Nachbarn gegen Einbrecher
Auch eine aufmerksame Nachbarschaft könne einen erheblichen Beitrag zur Einbruchsprävention beitragen, heisst es in der Mitteilung. Im Fall Konolfingen zeigt sich aber, dass bestimmte Situationen oft gar nicht so einfach einzuschätzen sind.
Warum die Einbrecher darauf gekommen sind, dass das Haus gegenwärtig leersteht, ist allerdings noch nicht geklärt: «Aussagen zu den Motiven der Täterschaft sind erst möglich, wenn die Täterschaft angehalten werden konnte», sagt Lisa Schneeberger.
* Name geändert und der Redaktion bekannt
[i] Tipps zum Schutz vor Einbrechern finden sich auf der Website der Kantonspolizei Bern unter Einbruchschutz. Weitere Informationen stehen in der Medienmitteilung zum Tag des Einbruchschutzes.
Erstellt:
04.01.2024
Geändert: 04.01.2024
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