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Eisenbahn-Ausstellung: Eine Reise zurück ins letzte Jahrhundert

In Konolfingen eröffnet am Sonntag eine Ausstellung, die zurück in der Zeit schaut. Mit viel Liebe, Eisenbahnmodellen und Einzelstücken wird auf die Geschichte der Burgdorf-Thun-Bahn geschaut, eine Bahn, die seit 125 Jahren Halt in Konolfingen macht.

Werner Weber neben einer alten Signalanlage. (Foto: Rolf Blaser)
So sahen bis in die 80er Jahre die Bahnbillets aus. (Foto: Rolf Blaser)
Eine Modelllok im Bahnhof Konolfingen. (Foto: Rolf Blaser)
Mit Modellen und Dokumenten führt die Reise zurück in der Zeit. (Foto: Rolf Blaser)
Wenn die Glocke läutete, kam der Zug. (Foto: Rolf Blaser)
Blick ins Stellwerk des Bahnhofs. (Foto: Rolf Blaser)

Im Museum alter Bären in Konolfingen kann man sich auf eine Zeitreise zurück ins Ende des 19. Jahrhunderts begeben. 1847 nahm die erste Eisenbahn zwischen Zürich und Baden, die Spanisch-Brötli-Bahn, ihren Betrieb auf. Jahre später reichte die Linie bis Bern und von dort gings weiter nach Thun. Damit die Dörfer abseits dieser Bahnlinie nicht in Vergessenheit gerieten, wurden laufend neue Bahnlinien geplant. So auch eine Linie von Burgdorf via Konolfingen nach Thun.

 

Erste elektrische Bahn Europas

1899 nahm die Burgdorf-Thun-Bahn als erste elektrisch betriebene Bahn ihren Betrieb auf. Auf den übrigen Strecken wurden die Loks mit Kohle geheizt. Es gab bereits einige Trams, die elektrisch unterwegs waren, oder Bergbahnen. Jedoch gilt die Linie zwischen Burgdorf und Thun als erste elektrische Bahn Europas. Dabei war zu der Zeit der Strom noch alles andere als selbstverständlich. Die heutige BKW baute damals ihr erstes Kraftwerk an der Kander, welches den Strom für diese neue Bahn lieferte.  

 

Ohne Dampf, mit Pfupf

«Das war ein grosser Schritt, man war auch sehr stolz darauf», sagt Werner Weber über diese erste elektrische Eisenbahn. Er hat die Ausstellung mit dem Team im alten Bären gestaltet. «Sie wollten ohne Rauch und Dampf - lautlos - unterwegs sein, deshalb setzten sie auf Strom», so Weber. Klar, habe es zu Beginn Kinderkrankheiten gegeben, es gab Verzögerungen, man konnte keine Probefahrten machen. «Der Eröffnungszug blieb stecken, aber im Grundsatz hat es funktioniert.»

 

Werner Weber scheint jede Lok zu kennen, die jemals auf dieser Strecke zwischen Burgdorf und Thun verkehrte. Beim Gang durch die mit vielen Details ausgestatte Ausstellung erzählt er Anekdoten, er kennt die politischen Verhältnisse zur damaligen Zeit. Es sind die einfachen Ausstellungsstücke, die einen in der Zeit zurückversetzen. Seien es die Bahnbillette auf braunem Karton oder ein Schaltwerk aus dem ehemaligen Bahnhof Konolfingen, welches zeigt, dass der Stationsvorstand nicht nur Billette verkaufte, sondern auch die Weichen stellen musste.

 

Viel Nostalgie

Das Museum führt zurück in eine Zeit, als noch nicht vom Viertelstundentakt gesprochen wurde. Die Leute waren froh, wenn ein Zug fuhr. Früher wurden die Abfahrtszeiten am Bahnhof noch mit Metallschildern angezeigt, später kamen Alutafeln mit schwarzen und roten Zahlen, heute läuft dies digital.

 

Werner Webers Grosseltern wohnten in der Nähe einer Bahnstrecke. «Immer, wenn es bimmelte, rannte ich raus und ging den Zug schauen.» Schon damals gefielen ihm die Loks. Vor 25 Jahren half Weber mit die 100-Jahr-Jubiläumsausstellung der Bahn zu gestalten. Er recherchierte viel im Archiv der Emmental-Burgdorf-Thun-Gruppe und stiess auf Verträge und Pläne rund um die Burgdorf-Thun Bahn.

 

Miniaturmodell Konolfingens

Vieles davon ist im alten Bären ausgestellt. Von der Glocke, die läutete, bevor ein Zug den Bahnübergang passierte bis zu einem Modell des Bahnhofplatzes in Konolfingen Mitte des letzten Jahrhunderts. Die Berneralpen Milchgesellschaft (heute Nestlé) produzierte in Stalden, der Bahnhof lag daneben, auch das Geburtshaus von Friedrich Dürrenmatt, und sein Spielplatz sind zu sehen.

 

Es war eine Zeit, als Bahnbillette noch nicht digital ausgestellt wurden, deshalb kann man diese jetzt im Museum bestaunen. Was wird aus der digitalen Welt zurückbleiben? Wird die nächste Generation in 100 Jahren auch mal die SBB-App bestaunen? Auf einem Handy unserer Zeit mit einem digitalen Schieber, den man zu Beginn der Fahrt nach rechts schieben musste? Wer einen Blick zurück in die Bahngeschichte werfen will, kann dies im alten Bären in Konolfingen tun. Die Ausstellung ist immer am ersten und dritten Sonntag des Monats von 14 bis 17 Uhr geöffnet, erstmals am 3. März.

 

[i] Die Emmental-Burgdorf-Thun-Bahn hatte ihren Sitz in Burgdorf. Sie fusionierte 1997 mit den Vereinigten Huttwil-Bahnen und der Solothurn-Moutier-Bahn zum Regionalverkehr Mittelland. Der Regionalverkehr Mittelland fusionierte zehn Jahre später mit der BLS Lötschbergbahn zur BLS AG.

 

[i] Die EBT verband am 21. Juli 1899 Burgdorf, Oberburg, Hasle-Rüegsau, Schafhausen, Bigenthal, Walkringen, Biglen, Grosshöchstetten, Konolfingen, Stalden, Oberdiessbach, Brenzikofen, Heimberg, Steffisburg und Thun.


Autor:in
Rolf Blaser, rolf.blaser@bern-ost.ch
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Erstellt: 01.03.2024
Geändert: 01.03.2024
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