- Region
Emmental - Ein neues Blatt mischt die Szene auf
Die regionalen Gratisblätter und Anzeiger erhalten Konkurrenz: Eine neue Langnauer Firma lanciert nächste Woche die «Berner Wochenpost», die in 55 000 Haushalte im Emmental, Oberaargau und in der Region Bern verteilt wird.
Es handle sich dabei um einen werbefinanzierten Gratisanzeiger, erklärt Fritz Lötscher. In anderen Kantonen seien solche Blätter weit verbreitet, im Entlebuch zum Beispiel der «Ämme-Express» oder in Sursee der «Wochepass». «Im Kanton Bern dagegen kennt man sie weniger. Wir wollen nun versuchen, diese Lücke zu füllen», sagt Lötscher, der auch als Gemeindepräsident von Marbach amtet.
«Günstige Tarife»
Die «Berner Wochenpost» wird im Kleinformat von 15 mal 22 Zentimetern daherkommen und aus Inseraten aller Art bestehen: aus Veranstaltungs-, Trauer und Empfehlungsanzeigen ebenso wie aus einem Fahrzeug-, Stellen- und Immobilienmarkt. Ein redaktioneller Teil mit ausgewachsenen Textbeiträgen sei nicht geplant, erklärt Fritz Lötscher, Firmenporträts oder ähnliche Inhalte seien aber möglich.
Erscheinen wird die «Wochenpost» immer freitags, zum ersten Mal bereits am übernächsten Freitag, 29. April. Ihr Einzugsgebiet umfasst rund 55 000 Haushalte von Schangnau bis Langenthal, von Langnau bis Burgdorf und von Huttwil bis Worb. Bedient werden alle Briefkästen ohne «Stopp Werbung»-Aufkleber.
Für die «Berner Wochenpost» werden zwei Leute arbeiten: Eine in Teilzeit angestellte Polygrafin sowie Fritz Lötscher selber. Geht er mit diesem Projekt nicht ein ziemlich grosses Wagnis ein? Schliesslich kämpfen immer mehr regionale Gratiszeitungen um einen eher kleiner werdenden Inseratekuchen – allein in der Stadt Burgdorf zum Beispiel das «Burgdorfer Tagblatt», «D’Region» sowie der Anzeiger.
«Unser Vorteil ist der günstige Inseratetarif», antwortet Lötscher. Eine Schwarzweissseite koste in der «Berner Wochenpost» 600 Franken. Wer mit Anzeiger-Inseraten ein ähnlich grosses Einzugsgebiet erreichen wolle, müsse in vier verschiedenen Ausgaben werben, was unter dem Strich wesentlich mehr koste. «Natürlich», sagt Fritz Lötscher auch, «werde ich mit diesem Projekt nicht vom ersten Tag an Geld verdienen.» Er ist aber von der Zukunft überzeugt: «Es wird nach und nach wachsen.»
«Das braucht Mut»
Bei den bestehenden Blättern reagiert man mehr oder weniger gelassen auf den zusätzlichen Konkurrenten im Kampf um die regionalen Inserate. «Wir warten ab, wollen zuerst einmal das Produkt anschauen», sagt etwa Werner Herrmann, Herausgeber der «Wochen-Zeitung für das Emmental und Entlebuch». Und Rudolf Wolf, Sekretär des Anzeigers Trachselwald, erklärt: Kaum eine Schangnauerin oder ein Schangnauer reise extra in den Oberaargau, um dort eine Wurst einzukaufen. Also werde der Oberaargauer Dorfmetzger wohl weiterhin eher im kleinflächigeren, kompakteren Anzeiger inserieren, «weil dieser genau sein Einzugsgebiet abdeckt». Und für jene, die grossflächiger werben wollten, gebe es diverse Anzeiger-Inseratekombis.
Markus Grimm, Präsident der Anzeiger Burgdorf AG, ist sich bewusst, «dass man sich jedes Mal noch ein bisschen mehr anstrengen muss, wenn ein neuer Mitbewerber auf den Markt kommt». Dennoch werde der Anzeiger nicht untergehen, immerhin biete er nebst Inseraten auch amtliche Publikationen – und schliesslich bewähre sich dieses Konzept seit 130 Jahren. So oder so gratuliert Grimm dem Herausgeber der «Berner Wochenpost» zu seinem Mut. «Denn ein neues Blatt zu lancieren, ist nicht einfach.»
Erstellt:
20.04.2011
Geändert: 20.04.2011
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